Kardinal Tagle fordert Pandemie der Nächstenliebe
15:30 Uhr: Franziskaner in Jerusalem laden zur "Heiligen Woche online" ein
Angesichts der Einschränkungen des gottesdienstlichen Lebens durch das Coronavirus haben die Heiligland-Franziskaner zur Mitfeier der Karwoche via Internet eingeladen. Eine entsprechende "digitale Gebetswoche" soll auf dem katholischen Sozialnetzwerk "Hozana.org" initiiert werden, berichtete das französischsprachige franziskanische Magazin "Terresainte" (Online) am Freitagabend. Die Heilige Woche beginnt am Palmsonntag.
Der Dienst, der gegenwärtig ausschließlich auf Französisch erhältlich ist, bietet nach einer kostenlosen Registrierung täglich eine Mail mit einer Meditation zum Tagesevangelium, einem Foto, einem Video zum Heiligen Land sowie einem Artikel des Magazins. Die Aktion ist eine Initiative des Heiliglandkommissariats der Franziskaner für Frankreich, Belgien und Luxembourg in Paris, um die "besondere Gemeinschaft mit dem Heiligen Land und seinen Bewohnern" zum Ausdruck zu bringen. (KNA)
15 Uhr: Liturgiewissenschaftler für "auch religiösen" Umgang mit Corona-Krise
Gottesdienste sollten in Krisenzeiten nach Worten des Liturgiewissenschaftlers Benedikt Kranemann vor allem Lebensmut schenken. "Sie sollen nicht Vertröstung, sondern Trost und Perspektive geben", schrieb er am Wochenende im Blog der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt. Vielen Menschen sei es ein Anliegen, "auch religiös mit der derzeitigen Krise umzugehen, das eigene kritische Fragen nicht zu unterdrücken, aber auch die Hoffnung nicht aufzugeben".
Mit diesem Wunsch stünden die Menschen in einer langen Geschichte, so Kranemann. Katastrophen wie das Erdbeben von Lissabon oder Pandemien wie die Spanische Grippe hätten stets auch Spuren in der Frömmigkeitsgeschichte hinterlassen. "Sie haben Weltbilder erschüttert und auch Glaubenspraxis verändert", so der Wissenschaftler. "Christliche Liturgie kann heute nicht mehr triumphalistisch daherkommen, sondern muss nüchtern aus Glauben leben." (KNA)
14 Uhr: Kirche und muslimische Behörde erlassen Jerusalems Altstadtbewohnern die Miete
Um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie abzufedern, wollen die griechisch-orthodoxe Kirche und die islamische Wakf-Behörde in Jerusalem ihren Mietern in der Altstadt die Zahlungen für das laufende Jahr erlassen. "Diese Maßnahme wird zur Unterstützung der vielfältigen Gemeinschaft Jerusalems ergriffen und um die Standhaftigkeit ihrer Bewohner angesichts der außergewöhnlichen Umstände der Coronavirus-Epidemie zu stärken", heißt es in einer Ankündigung des griechisch-orthodoxen Patriarchen Theophilos III. von Samstag.
Es handle sich um eine Frage der sozialen Verantwortung. Die Kirche wolle damit der örtlichen Gemeinschaft finanzielle und moralische Unterstützung leisten. Die Türen des Patriarchats stünden ferner jedem offen, der angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen Hilfe brauche. Theophilos III. rief die Kirchenmitglieder dazu auf, den Anordnungen der Behörden Folge zu leisten und zu Hause zu bleiben sowie Abstand zu anderen zu halten.
Einem Sprecher des Patriarchats zufolge wurden zudem 1.200 Lebensmittelpakete für die Bewohner des abgeriegelten Gouvernement Bethlehems verteilt. Ferner habe das Patriarchat umgerechnet 63.000 Euro an das jordanische Gesundheitsministerium gespendet.
Der jordanische König Abdullah II. hatte die islamische Wakf-Behörde in Jerusalem laut Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur "Wafa" vergangene Woche angewiesen, die Mieten für 2020 in der Altstadt zu erlassen. (KNA)
13 Uhr: Roms Bürgermeisterin Raggi beim Papst
Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi ist am Samstag von Papst Franziskus in Privataudienz empfangen worden. Das teilte das vatikanische Presseamt zunächst ohne Einzelheiten mit. Bereits am 9. März hatte sich die Bürgermeisterin von der Fünf-Sterne-Bewegung mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin im Vatikan getroffen. Dabei ging es nach Mutmaßungen lokaler Medien um die Corona-Pandemie und die Frage, wie Papst Franziskus ein "Zeichen der Nähe" gegenüber der Stadt Rom setzen könne.
Franziskus hatte am Freitagabend in einer historisch beispiellosen Zeremonie ein Gebet angesichts der weltweiten Krise gehalten und die Menschen in ihrem Kampf gegen das Virus bestärkt. Alle säßen im selben Boot, mahnte das Kirchenoberhaupt. Raggi nannte die Worte des Papstes in einem Tweet am Freitagabend "Balsam für uns alle in einem Moment des Leidens". Weiter schrieb die Politikerin: "Rom vereint sich mit seinem Gebet. Rudern wir gemeinsam in diesem Sturm, denn keiner rettet sich allein."
Das Verhältnis zwischen Raggi und dem Papst galt nicht immer als entspannt. Vor einem Jahr besuchte Franziskus Roms Stadtregierung und rief sie zu einem "moralischen Neuaufbruch" auf. Bürger, Institutionen, die Kirche und anderen Religionsgemeinschaften müssten zum Gemeinwohl der Stadt zusammenarbeiten, mahnte Franziskus damals. (KNA)
12 Uhr: Einzige katholische Kirche in Afghanistan geschlossen
Die Kapelle der italienischen Botschaft in Kabul, einziges katholisches Gotteshaus in Afghanistan, hat ihre Gottesdienste wegen der Corona-Krise eingestellt. Das meldete der vatikanische Pressedienst Fides (Samstag) unter Berufung auf Giovanni Scalese, Leiter der katholischen Mission in dem Land. Nach vatikanischen Angaben leben unter den schätzungsweise 36 Millionen Einwohnern Afghanistans etwa 210 Katholiken.
Scalese sagte dem Pressedienst, er habe Ende Februar seine Gemeindemitglieder über Schutzmaßnahmen informiert und am Montag die vorerst letzte Messe gemeinsam mit Ordensfrauen in der Botschaftskapelle gefeiert. Bereits in den vergangenen Wochen sei die Zahl der Gottesdienstteilnehmer merklich zurückgegangen, weil viele der Auslandskatholiken in ihre Heimatländer zurückgekehrt seien, so der Barnabiten-Pater.
Seit Bekanntwerden der ersten Infektionen in Kabul sei der Botschaftskomplex geschlossen. Der Meldung zufolge zählte das Land am Freitag 80 registrierte Corona-Fälle, unter ihnen zwei Diplomaten und vier italienische Soldaten. Afghanistan verfügt nicht über angemessene medizinische Strukturen für eine mögliche Krise; die innenpolitische Lage ist prekär. (KNA)
11:30 Uhr: Kardinal Tagle fordert Pandemie der Nächstenliebe
Kurienkardinal Luis Tagle hat dazu aufgerufen, der Corona-Krise mit Hoffnung und Nächstenliebe zu begegnen. "Von einem Notfall, der alle Menschen betrifft (Pandemie), erhoffen wir uns einen pandemie-artigen Ausnahmezustand der Fürsorge, des Mitgefühls und der Liebe", sagte der Präfekt der vatikanischen Missionskongregation dem Portal "Vatican News" (Samstag). "Die Geschichte wird unsere Generation an der Stärke der Liebe messen, die diese gemeinsame Notlage erzeugt und verbreitet hat - oder auch nicht", so der Kardinal.
Die Krise betreffe beinahe jeden, "und sie erfordert eine Antwort von uns allen", so Tagle. Er appellierte an die Christen, nicht nur an sich selbst oder die eigene Familie zu denken. "Wir sollten vermeiden, dass uns die Angst blind macht für die Bedürfnisse anderer Menschen. Wir sollten verhindern, dass Angst die Sorge um andere tötet."
Dank sprach der Kurienkardinal den "heldenhaften Menschen" aus, "deren Liebe und Mut in den letzten Wochen eine Quelle der Heilung und Hoffnung" seien. Gleichzeitig rief er dazu auf, Verantwortung gegenüber armen und alten, geflüchteten, arbeitslosen und obdachlosen Menschen, den Mitarbeitern des Gesundheitswesens sowie "allen Menschen, der Schöpfung und den künftigen Generationen" zu übernehmen. (KNA)
11 Uhr: Sylter Pastor macht Zukunftsangst auf Insel aus
Die Menschen auf Sylt sehnen sich nach Einschätzung des örtlichen Pastors, Rainer Chinnow, nicht nach Entspannung und Entschleunigung. "Wir sind eine Touristeninsel", sagte er der "Welt" (Samstag). "Nach dem langen Winter sind die Rücklagen verbraucht, das ist echt existenziell."
Derzeit sei die Insel "wie ausgestorben", fügte Chinnow hinzu. "Der leere Strand, das schöne Wetter, man wähnt sich in einem Science-Fiction-Film, absolut unwirklich." Diese Ruhe habe nichts mit Erholung zu tun: "Sie ist mit Zukunftsangst verbunden." Für alle, die auf Sylt arbeiten, sei die Ungewissheit eine große Belastung.
Nach seiner Beobachtung werde "erheblich mehr gebetet", sagte der evangelische Pastor, der seit 21 Jahren an der Spitze der Norddörfer Gemeinde steht. Die Kirchengemeinde rufe derzeit Menschen an, die einen Bezug zur Insel hätten. Umgekehrt gebe es täglich Hilfsangebote. Als Pfarrer versuche er vor allem zuzuhören: "In so einer Situation sind Ratschläge Schläge", erklärte Chinnow.
Er selbst glaube an die Osterbotschaft, fügte er hinzu. Wenn sie "in diesen Tagen in irgendeiner Form erscheint, dann darin, dass wir uns Zeichen der Nähe schicken. Ganz real. Dazu können wir alle beitragen, das ist für mich gelebte Religion." (KNA)
9:30 Uhr: Kretschmann lobt Beitrag der Religionsgemeinschaften
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat den Religionsgemeinschaften in der Corona-Krise für ihren "unschätzbaren Beitrag zu unserem gesellschaftlichen Zusammenhalt" gedankt. Sie organisierten Nachbarschaftshilfe, übernähmen Einkaufsdienste und seien telefonisch für Alleinstehende da, schrieb Kretschmann in einem Brief, der sich an die Gläubigen im Südwesten wendet. Ausdrücklich lobte der Grünen-Politiker dabei das Engagement junger Menschen.
Dass Kirchen, Moscheen, Synagogen und religiöse Versammlungsräume geschlossen sind, sei "ein noch nie gekannter Vorgang, der weh tut", erklärte Kretschmann. Er habe großen Respekt davor, dass die Glaubensgemeinschaften diese Maßnahmen schnell umgesetzt hätten, wo es sich doch um einen "tiefen Eingriff in die Religionsfreiheit" handele. Religiöse Menschen brauchten in diesen Zeiten "die Gemeinschaft im Geist", schrieb der Ministerpräsident, der auch Beauftragter der Landesregierung für die Kirchen und Religionsgemeinschaften ist. (epd)
8:30 Uhr: Politikwissenschaftler hält Einfluss von Religionen in Corona-Krise für virulent
Der Politikwissenschaftler Andreas Jacobs sieht beim Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus den Einfluss von Religionen auf das politische Handeln als Problem. Im Zuge der Corona-Krise zeige sich, wie virulent das Verhältnis von Religion und Politik in vielen Staaten der Welt sei, schreibt der Abteilungsleiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in einer Kurzanalyse, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Er verweist darin auf Staaten, die religiöse Massenveranstaltungen aus Rücksicht auf die einflussreichen Gemeinschaften nicht abgesagt haben.
Insbesondere für Regime, deren Herrschaft auf religiöser Legitimierung beruhe, sei die Beschränkung religiöser Praxis ein grundsätzliches Problem, schreibt Jacobs, der die Abteilung "Gesellschaftlicher Zusammenhalt" bei der CDU-nahen Stiftung leitet. Als Beispiele nennt er unter anderen die späte Schließung von Pilgerstätten im Iran, die anfängliche Weigerung zur Absage von Freitagsgebeten in der Türkei oder volle katholische Gottesdienste in Tansania.
"Ähnlich wie bei der Terrorbekämpfung ist auch bei der Virusbekämpfung eine enge Verquickung von Religion oder Politik oder mehr noch die religiöse Rechtfertigung politischer Herrschaft ein Problem", schreibt Jacobs. Das Coronavirus treibe vor allem religiös-nationalistische Regime in eine Zwickmühle zwischen gesundheitlichen Notwendigkeiten und den Forderungen religiöser und politischer Fanatiker.
Weiter schreibt Jacobs, religiöse Autoritäten in allen Weltregionen und -religionen zeigten auch, dass gesellschaftlich verantwortungsbewusstes Handeln möglich sei. In der katholischen Kirche werde konstruktiv über das Für und Wider von Digitalmessen gestritten. Muezzine appellierten an Gläubige, zu Hause zu beten. Zum ersten Mal in der Geschichte seien zudem die heiligsten Stätten des Islams für Besucher geschlossen. "Vernunft und Glaube sind in allen Weltreligionen kein Gegensatz", schreibt Jacobs und ergänzt: Bei den bevorstehenden Festen - Ostern, Pessach und Ramadan - werde sich zeigen, ob sich Herrscher auch gegen die Stützen ihrer Herrschaft stellten.
In Deutschland sind derzeit Versammlungen auch für Religionsgemeinschaften verboten. Gottesdienste werden nicht mehr abgehalten. Religionsgemeinschaften setzen verstärkt auf Online-Angebote, und Repräsentanten der Kirchen rufen selbst dazu auf, sich an die Regeln zur Eindämmung des Coronavirus zu halten. (epd)
8 Uhr: Erzbischof Koch betont Wert des Lebens angesichts von ärztlichen Entscheidungen
Die Coronakrise wirft nach Ansicht des Erzbischofs von Berlin, Heiner Koch, die Frage nach dem Wert des Lebens auf. Im rbb-Radio verwies Koch am Samstag auf die dramatische Situation in Italien, wo es zu wenig Beatmungsgeräte gibt und die Mediziner entscheiden müssen, wer noch beatmet werden darf: "Plötzlich wird die Grundfrage unseres Lebens konkret: Was bin ich wert? Was ist der Mensch wert?"
Es sei eine "furchtbare Entscheidung", die die Ärzte Tag für Tag treffen müssten: "Ich bin sicher, sie fällen sie in aller Ehrfurcht vor dem einzelnen Menschen sehr gewissenhaft", so Koch, warnte aber zugleich davor, menschliches Leben zu klassifizieren. Der Erzbischof betonte: "Jeder Mensch hat einen Wert, so bekennt es unsere Verfassung und so bekennen wir Christen es aus dem Evangelium heraus, den ihm nichts und niemand rauben kann." Er rief dazu auf, die Pandemie als besonderen Anstoß zu nehmen, "hochachtungsvoll mit jedem Menschen umzugehen, dem wir direkt oder über ein Medium begegnen". (KNA)
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