"Zählt auf mich"

Papst stellt sich hinter Flüchtlingsretter auf dem Mittelmeer

Veröffentlicht am 11.04.2020 um 16:30 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Die Corona-Pandemie erschwert auch die Arbeit von privaten Flüchtlingsinitiativen. Papst Franziskus stellt sich nun demonstrativ hinter die Seenotrettung. Und er macht auch ein Versprechen.

  • Teilen:

Angesichts der neuen Abschottung von Häfen für Migranten hat sich Papst Franziskus hinter die private Seenotrettung gestellt. In einem persönlichen Brief an den Einsatzleiter von Mediterranea, Luca Casarini, schrieb das Kirchenoberhaupt, die Aktivisten könnten auf ihn zählen. Die italienische Zeitung "Avvenire" veröffentlichte am Samstag im Internet ein Foto der handschriftlichen Botschaft des Papstes.

Franziskus: Danke für alles, was ihr tut. 

Casarini hatte in einem Schreiben an Franziskus die Lage der Menschen in den Flüchtlingslagern und die erschwerten Bedingungen für Seenotretter auf dem Mittelmeer beklagt. Dabei kritisierte er auch die Verweigerung eines Hafens für das deutsche Schiff "Alan Kurdi" mit rund 150 Migranten.

Papst Franziskus im Portrait
Bild: ©KNA/Stefano Spaziani/Romano Siciliani

Setzt sich für die private Seenotrettung ein: Papst Franziskus.

Franziskus dankte Casarini für das "menschliche Mitleid" angesichts der Leiden. Wörtlich schrieb der Papst: "Ich bin dir und deinen Gefährten nahe. Danke für alles, was ihr tut. Ich möchte euch sagen, dass ich immer bereit bin, euch zu helfen. Zählt auf mich." Datiert ist das Schreiben auf den 10. April.

Die Nichtregierungsorganisation Mediterranea hat wie auch Sea-Watch, Ärzte ohne Grenzen und Open Arms Rettungsfahrten wegen der Covid-19-Pandemie und der damit verbundenen Aufnahmebeschränkungen in europäischen Häfen derzeit eingestellt. In einer gemeinsamen Erklärung am Donnerstag warfen die vier Organisationen Italien vor, den medizinischen Notstand flüchtlingspolitisch zu instrumentalisieren.

Alan Kurdi erhielt Lebensmittel

Augenblicklich ist nur das Schiff "Alan Kurdi" des Regensburger Vereins Sea-Eye auf dem Mittelmeer unterwegs. Mit 149 Migranten und 17 Besatzungsmitgliedern sucht es seit Montag einen Hafen. Am Samstag ist es von Italien mit Lebensmitteln versorgt worden. Ein Schiff der italienischen Küstenwache habe am frühen Morgen Grundnahrungsmittel für die nächsten zwei bis drei Tage geliefert, hieß es von "Sea-Eye". Der Vereinsvorsitzende Gorden Isler, sagte, er sei "sehr dankbar, dass über das Osterwochenende niemand an Bord hungern muss". Dennoch sei die Situation für die Geretteten und die 17 Crewmitglieder "sehr schwierig". (gho/KNA)