Newsticker: Corona und die Kirche, 26. April

Bistum Augsburg sagt weitere Veranstaltungen bis Ende August ab

Veröffentlicht am 26.04.2020 um 10:15 Uhr – Lesedauer: 
+++Newsticker+++

Bonn ‐ Die ganze Welt ist von der Corona-Pandemie betroffen. Auch das kirchliche Leben ist eingeschränkt: Gottesdienste und andere Veranstaltungen fallen aus, Christen helfen, Christen erkranken. Im katholisch.de-Newsticker gibt es täglich ein aktuelles Bild der Lage in Deutschland und der Weltkirche.

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16.10 Uhr: Neapel erwartet mit Spannung Blutwunder

Die traditionelle Prozession zu Ehren von Neapels Stadtpatron San Gennaro fällt in diesen Jahr pandemiebedingt aus. Nach Bistumsangaben feiert Kardinal Crescenzio Sepe am 2. Mai eine Messe ohne öffentliche Beteiligung im Dom. Dazu wird er die Reliquie des Heiligen Januarius, eine Ampulle mit eingetrocknetem Blut, aus der Schatzkapelle holen. Üblicherweise tritt dabei eine Verflüssigung ein; das Ausbleiben dieses Phänomens gilt als böses Omen.

Das sogenannte Blutwunder des San Gennaro ereignet sich jährlich am Gedenktag der Reliquienübertragung am Samstag vor dem ersten Maisonntag, am 19. September, dem eigentlichen Festtag des Heiligen, und am 16. Dezember, dem Gedenktag an eine Warnung vor dem Vesuv-Ausbruch von 1631.

Im Mittelpunkt des Brauchtums steht eine Phiole, die laut Überlieferung Blut des ersten Bischofs von Neapel enthält, des heiligen Januarius oder Gennaro, der während der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian im Jahr 305 enthauptet wurde. Im Normalzustand eine feste Masse, verflüssigt sich der Inhalt in dem Glasbehältnis während der Festgottesdienste.

Unter anderem 1980 fiel das Blutwunder aus. Dies brachten die Neapolitaner mit dem Erdbeben von Irpinia in Verbindung; durch die verheerendste Naturkatastrophe der italienischen Nachkriegszeit starben damals 2.900 Menschen. Zuvor warteten die Gläubigen 1973 vergeblich auf eine Verflüssigung des Bluts. In jenem Jahr wurde Neapel von einer Cholera-Epidemie heimgesucht.

Zuletzt unterblieb das Mirakel im Dezember 2016. Der Hüter der Reliquie, Vincenzo De Gregorio, mahnte die Gottesdienstgemeinde im Dom, nicht in Panik zu verfallen und weiter zu beten. Besondere Unglücksfälle im Anschluss wurden nicht bekannt. (KNA)

13.35 Uhr: Bistum Augsburg sagt weitere Veranstaltungen bis Ende August ab

In den Pfarreien des Bistums Augsburg sind bis Ende Mai alle Veranstaltungen und Zusammenkünfte abgesagt. Bis Ende August wird es außerdem keine Pfarrfeste oder diözesanen Fortbildungen, Seminare und Wochenenden geben. Das geht aus einem am Wochenende veröffentlichten Schreiben von Domkapitular Harald Heinrich an alle Gemeinden und kirchlichen Mitarbeiter hervor. Für die beschränkte Wiederaufnahme öffentlicher Gottesdienste ab 4. Mai werden in der kommenden Woche staatliche und kirchliche Festlegungen erwartet.

Heinrich ist Ständiger Vertreter des Apostolischen Administrators mit den Befugnissen eines Generalvikars. Dieses Amt, das der Geistliche unter Bischof Konrad Zdarsa bis vergangenen Sommer ausgeübt hatte, ist wegen der andauernden Sedisvakanz derzeit unbesetzt. Der künftige Bischof Bertram Meier ist zwar schon länger ernannt, aber noch nicht geweiht.

Heinrich schreibt, die Anweisungen sollten über die zunächst bis 3. Mai terminierten staatlichen Ausgangsbeschränkungen in Bayern hinaus "verlässliche und realistische Planungen" ermöglichen. Auf Pfarrebene nötige Absprachen seien weiterhin per Telefon vorzunehmen. Sei eine physische Anwesenheit ausnahmsweise notwendig, müsse die Teilnehmerzahl bei Sitzungen auf ein absolutes Mindestmaß beschränkt und der Mindestabstand von zwei Metern untereinander eingehalten werden.

Die Anweisung gilt unter dem Vorbehalt, dass sich staatliche Vorgaben in den genannten Zeiträumen nicht wesentlich ändern. (KNA)

11.50 Uhr: Vierter Corona-Toter in Senioren-Kommunität der Jesuiten

Vier Jesuiten sind in den vergangenen drei Wochen in Unterhaching nach einer Infektion mit dem Coronavirus verstorben. Wie die deutsche Ordensprovinz am Wochenende mitteilte, starb am Samstag Pater Ludwig Wiedenmann im Alter von 91 Jahren. Alle wohnten in einer Kommunität in einem Altenpflegeheim.

Wiedenmann stammte aus Regensburg. Er machte 1948 sein Abitur am Jesuitenkolleg Sankt Blasien im Schwarzwald und trat danach in den Orden ein. 1956 wurde er in München zum Priester geweiht, 1962 folgte die Promotion an der Gregoriana in Rom nach einem Aufbaustudium Missionswissenschaft.

Fast 30 Jahre war Wiedenmann Chefredakteur der Zeitschrift "Katholische Missionen" in Bonn. Er nahm an der Würzburger Synode der westdeutschen Bistümer von 1971 bis 1975 teil und war Fachberater für die neu bearbeitete Auflage des Lexikons für Theologie und Kirche (LThK). Von 1979 bis 1988 leitete der Ordensmann das Missionswissenschaftliche Institut MISSIO in Aachen. Seit 2016 lebte er in Unterhaching. (KNA)

10.45 Uhr: Madagaskars Kirche unterstützt Kräutertrunk gegen Covid-19

Die katholische Kirche in Madagaskar stellt sich hinter eine umstrittene Kräutertrunk-Therapie gegen Covid-19. Kardinal Desire Tsarahazana sagte dem madagassischen Fernsehen am Samstagabend, das von Präsident Andry Rajoelina propagierte Getränk "Covid-Organics" werde in allen katholischen Schulen an Kinder verabreicht, sofern die Eltern einverstanden seien. Die Kirche ermutige "die Gläubigen und die allgemeine Bevölkerung, die vom Staat angeordneten Gesundheitsmaßnahmen strikt zu befolgen", sagte Tsarahazana, Vorsitzender der Madagassischen Bischofskonferenz.

Der Präsident des ostafrikanischen Inselstaats hatte vergangene Woche einen im Madegassischen Institut für Angewandte Forschung (IMRA) entwickelten Kräutertrunk auf der Basis von Einjährigem Beifuß (Artemisia annua) vorgestellt, der das Coronavirus abwehren und heilen soll. Seit Wiederaufnahme des Unterrichtsbetriebs am Mittwoch wird das Getränk auch an Schüler ausgegeben.

Die Nationale Akademie für Medizin in Madagaskar erklärte laut Medienberichten, das Mittel sei wissenschaftlich nicht untersucht und berge Risiken für die Gesundheit der Bevölkerung und besonders der Kinder. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO warnte laut dem Sender BBC vor derartigen Selbstmedikationen.

In Madagaskar mit seinen 26 Millionen Einwohnern geben Behörden die Zahl der Corona-Infizierten mit 122 an. Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus gab es demnach bislang nicht. Seit Ende März bestehen Ausgangssperren in großen Städten. Weil große Teile der verarmten Bevölkerung auf täglichen Broterwerb angewiesen sind, kam es zu Protesten. Sicherheitskräfte setzten laut Medienberichten Tränengas ein. (KNA)

10.25 Uhr: Kevelaer eröffnet Wallfahrt doch mit öffentlichem Gottesdienst

Nach der Lockerung der Corona-Beschränkungen wird die Eröffnung der Wallfahrts-Saison im niederrheinischen Kevelaer nun doch mit einem öffentlichen Gottesdienst gefeiert. Das berichtete das Internetportal kirche-und-leben.de des Bistums Münster unter Berufung auf die Wallfahrtsleitung. Kevelaer ist nach Altötting der zweitgrößte Wallfahrtsort in Deutschland.

Dabei gelten jedoch die vom Bistum Münster formulierten Vorschriften. In der Kevelaerer Basilika werden daher lediglich 150 markierte Sitzplätze für die Gläubigen zur Verfügung stehen. Ein Ordnungsdienst wird laut der Mitteilung darauf achten, dass diese Sitzordnung streng eingehalten wird.

"Wir sind froh, dass wir pünktlich zum Wallfahrtsbeginn die Möglichkeit haben, öffentliche Gottesdienste zu feiern und damit auch Einzelpilgern und kleinen Gruppen die Möglichkeit geben, zur Trösterin der Betrübten zu pilgern", erklärte der Rektor der Kevelaer-Wallfahrt, Gregor Kauling. Zur Eröffnung der Wallfahrts-Saison wird der Limburger Bischof Georg Bätzing erwartet, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist. (KNA)

10.15 Uhr: Altbischof Huber: Corona-Krise gibt auch Anlass zu Hoffnung

Die Erfahrungen der Corona-Pandemie können nach Auffassung des Berliner Altbischofs Wolfgang Huber den Weg in eine bessere Zukunft weisen. In der Krise wüchsen nicht nur Sorge und Ungeduld sowie ein berechtigtes Drängen auf Rückkehr zur Freiheit, sagte der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Sonntag in einem ZDF-Fernsehgottesdienst in Ingelheim am Rhein. "Es wächst auch die Hoffnung", betonte er.

Menschen sorgten und beteten füreinander, führte Huber aus. "Sie nehmen einander wahr, trotz des Abstandes, der sie voneinander trennt." Er hob zudem hervor, dass in diesem Jahr womöglich zum ersten Mal der Kohlendioxid-Ausstoß zurückgehen und die größten Industriegebiete der Welt auf den Satellitenbildern nicht mehr unter einer Smogdecke verborgen sein werden. "In unser Schwachheit wartet eine Kraft auf uns: Wir können anders leben", sagte Huber in dem Gottesdienst, der wegen der Epidemie vor leeren Kirchenbänken abgehalten wurde.

Besonders betonte der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende, dass Krisen Demut lehren können. "Über die Erlebnisse der letzten Wochen hinaus werden wir nicht wieder vergessen, dass wir verletzliche Wesen sind", sagte der Theologe. "Wir werden unsere Schwäche nicht mehr ignorieren."

In Zukunft könnten die Menschen manche Fehler vermeiden, indem sie ihre Vernunft und Autonomie demütig einsetzten, unterstrich Huber. Unverfügbar bleibe die Zukunft gleichwohl: "Wir haben sie nicht im Griff, sie liegt in Gottes Hand." (epd)

9.30 Uhr: Justizministerin gegen Triage: Jedes Leben gleich schützenswert

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) lehnt die Forderung von Ärzten nach rechtlicher Absicherung der Frage ab, welcher Patient im Extremfall gerettet werden soll und welcher nicht. Das Bundesverfassungsgericht habe in anderem Zusammenhang festgelegt, "dass jedes Leben gleich schützenswert ist und dass es nicht gegen ein anderes Leben abgewogen werden darf", sagte Lambrecht der "Welt am Sonntag".

Der Gesetzgeber komme bei diesem Problem an Grenzen, fügte die Ministerin hinzu. Die Entscheidung könne "tatsächlich allein von den behandelnden Ärzten nach medizinischen Erwägungen getroffen werden".

Auch das vom CDU-Politiker Jens Spahn geführte Gesundheitsministerium sieht trotz der Corona-Pandemie offenbar keine Notwendigkeit, per Gesetz zu regeln, welcher Patient im Fall von unzureichenden Behandlungskapazitäten zuerst medizinisch versorgt werden soll. "Gesetzgeberischer Handlungsbedarf zu diesen medizinischen Fragen besteht nicht", heißt es in einer Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der Grünen.

Bei einer Triage geht es um die Frage, wer überlebensnotwendige medizinische Ressourcen erhält, wenn sie nicht für alle Patienten vorhanden sind. In Italien, Frankreich oder Spanien sahen sich Ärzte angesichts der hohen Zahl an Corona-Patienten und fehlender Beatmungsgeräte hierzu zeitweise gezwungen.

Lambrecht sagte in dem Interview: "Wir tun alles, damit die Infektionsraten so bleiben, dass es zu diesen Konfliktsituationen nicht kommt." Aus denselben Gründen sei sie auch gegen die Theorie der Herdenimmunität, bei der 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung infiziert werden müssten. "Man kann sich ausrechnen, wie viele dann auf Beatmungsgeräte und Intensivbetten angewiesen wären. Ganz abgesehen davon, dass der Erfolg dieses Weges bezweifelt werden muss", so die SPD-Politikerin. (KNA)

Themenseite: Die Kirche während der Corona-Krise

Gottesdienste werden abgesagt, Gotteshäuser geschlossen: Das Coronavirus hat auch die katholische Kirche in Deutschland und Europa erreicht. Wie geht es nun in den Bistümern weiter? Und was können die Gläubigen tun? Auf unserer Themenseite sammeln wir unsere Berichterstattung zur Pandemie.