August der Starke: Katholisch geworden aus Machtkalkül
Bei seiner Geburt 1670 schien es eher unwahrscheinlich, dass Friedrich August von Sachsen jemals maßgeblichen Einfluss auf die sächsische Politik haben würde. Schließlich stand er hinter seinem älteren Bruder doch "nur" auf Platz zwei der Thronfolge. Auf seiner europäischen Bildungsreise – für den Adelsnachwuchs damals obligatorisch – sammelte er zwischen 1687 und 1689 dennoch sowohl Eindrücke wie Kontakte.
Seine Italien-Impressionen etwa waren später Anstoß für einige der bedeutendsten Baudenkmäler Dresdens. Seine teils ausschweifenden Abenteuer fanden jedoch mit dem Tod seines Bruders Johann Georg 1694 ein schlagartiges Ende. Der 24-jährige "August der Starke", der der Überlieferung zufolge mit bloßen Händen ein Hufeisen auseinander ziehen konnte, war nun regierender Kurfürst von Sachsen.
Anzahl seiner Kinder ist ungeklärt
Vom Regieren, geschweige denn vom soliden Wirtschaften hatte er bis dato keine Ahnung. Seine Liebe galt den Frauen. Schon 16-jährig hatte er deswegen bei Hofe einen Skandal provoziert. 1693 heiratete August standesgemäß Prinzessin Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth und nahm sich gleichzeitig seine erste Mätresse, Eleonore von Kessel. Wie viele Kinder der absolutistische Monarch wirklich gehabt hat, ist ungeklärt. Die Zahl 364 gehört aber definitiv ins Reich der Sagen.
Bemerkenswert ist Augusts Agieren nach dem Tod des polnischen Monarchen Johann III. 1696. Um sich größere politische Souveränität zu verschaffen, wollte er selbst nach der Krone greifen. In Polen war das möglich. Denn im Gegensatz zu anderen Königreichen in Europa wurde dort nicht der älteste Sohn Nachfolger, vielmehr war es eine Wahlmonarchie. Sprich, wer genügend Geld hatte, um die Stimmen der Adligen zu kaufen, hatte gute Karten. Die Konkurrenz war jedoch groß. Und: August hatte als Kurfürst im "Mutterland der Reformation" zusätzlich die falsche Konfession!
Der sächsische Kurfürst tritt in Baden bei Wien zum katholischen Glauben über – heimlich und aus reinem Machtkalkül. Die Konversion führt zum Erfolg. Vier Monate später wird der Sachse in Krakau als August II. zum König gekrönt. Unter der streng lutheranisch gesinnten Bevölkerung Sachsens stößt der Religionswechsel des Fürsten, der nach seiner Krönung allgemein bekannt wird, auf heftige Ablehnung. Der Kurfürst garantiert seinen Untertanen jedoch, dass sie ihren Glauben behalten dürfen, während seine Konfession nur "Personalwerk" sei.
Die Angst der evangelischen Untertanen in Sachsen, dass nun eine Rekatholisierung bevorstehen könnte, stellte sich als unbegründet heraus. Doch der Übertritt Augusts brachte für Dresden auch positive Impulse. So kamen wegen des neuen Königs viele betuchte Polen an den sächsischen Hof, und die Wirtschaft blühte auf. Auch zahlreiche Künstler fanden den Weg in die Elb-Metropole.
Um seinen neuen Glauben angemessen ausüben zu können, benötigte der König in Dresden jedoch ein repräsentatives Gotteshaus. Deswegen ließ der Sohn Augusts des Starken, Friedrich August II., von 1739 bis 1751 – begleitet vom entschiedenen Protest der evangelischen Bevölkerung – die Dresdner Hofkirche errichten. Die evangelische Frauenkirche, nach Entwürfen von George Bähr, war nur etwa 400 Meter entfernt. Dresden bekam damit zwei "ebenbürtige Kirchen", im Volksmund: "die Dicke und die Dünne".
Ziel: Dresden auf einer Stufe mit Versailles oder Florenz
Während seiner gesamten Regentschaft eiferte August dem Prunk der italienischen und französischen Höfe nach. Dresden sollte nach dem Willen Augusts auf einer Stufe mit Versailles oder Florenz stehen. Er förderte Kunst und Architektur und feierte rauschende Bälle, die sich nicht selten über mehrere Tage erstreckten.
Sein Lebensstil brachte August nicht nur zahlreiche Mätressen, sondern auch typische Erkrankungen wie Bluthochdruck, Stoffwechselstörungen, Diabetes und Fettleibigkeit ein. Der lebenslustige Mann brachte bei einer Körpergröße von 1,76 Metern zeitweise rund 120 Kilo auf die Waage. 1733 starb er in Warschau an einem Schwächeanfall.