Bekannt für "Der Stellvertreter" über Pius XII.: Rolf Hochhuth ist tot
Der Schriftsteller Rolf Hochhuth ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 89 Jahren in Berlin, wie sein Herausgeber Gert Ueding am Donnerstag mitteilte. Weltruhm erlangte der gelernte Buchhändler mit seinem 1963 veröffentlichten Theaterstück "Der Stellvertreter". Das "christliche Trauerspiel" übte scharfe Kritik am Verhalten des Vatikan während der NS-Zeit. Papst Pius XII. (1939-1958), so die These des damals 32-jährigen Autors, habe zu wenig getan, um den Mord an den Juden zu verhindern. "Der Stellvertreter" wurde 2002 von dem griechisch-französischen Filmregisseur Constantin Costa-Gavras verfilmt.
Geboren wurde Hochhuth am 1. April 1931 im hessischen Eschwege als Sohn eines Schuhfabrikanten. Der Dramatiker gilt als wichtiger Vertreter des sogenannten dokumentarischen Theaters. Diese Theaterform stützt sich auf reale Begebenheiten oder historische Dokumente und will eine politisch-gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema fördern.
Zum Sturz von Ministerpräsident Hans Filbinger beigetragen
Mit seinem 1978 erschienenen Prosawerk "Eine Liebe in Deutschland" und dem 1979 folgenden Stück "Juristen" trug Hochhuth auch zum Sturz des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger (CDU) bei. Der Autor bezeichnete ihn als "furchtbaren Juristen", der noch 1945 im Gefangenenlager nach NS-Gesetzen geurteilt und im Januar 1945 einen Matrosen wegen Fahnenflucht zum Tode verurteilt und die Hinrichtung selbst befehligt habe.
Weitere bekannte Werke Hochhuths sind das Nachwende-Stück "Wessis in Weimar" (1993) über das Wirken der Treuhand in Ostdeutschland und das Schauspiel "McKinsey kommt" (2004), in denen der Autor sich kritisch mit Managern und Raubtierkapitalismus auseinander setzt. Über die von ihm gegründete Ilse-Holzapfel-Stiftung war Hochhuth Eigentümer des traditionsreichen Theaters am Schiffbauerdamm in Berlin. Es kam zu langjährigen Querelen zwischen ihm und dem Berliner Ensemble, das das Theater als Spielstätte nutzte.
Papst Franziskus hatte die Vatikanarchive mit Dokumenten aus dem Pontifikat von Papst Pius XII., mit bürgerlichem Namen Eugenio Pacelli, Anfang März öffnen lassen. Historiker hatten in der Vergangenheit wiederholt die Öffnung der Archive gefordert, um das umstrittene Verhalten des Pacelli-Papstes im Umgang mit den Nationalsozialisten erforschen zu können. (tmg/KNA)