Haushaltssperre im Bistum Speyer wegen Corona-Krise
Das Bistum Speyer hat eine Haushaltssperre verhängt und rechnet mit einem starken Rückgang der Kirchensteuermittel. Schon länger erwartete Einnahmeausfälle durch demografische Entwicklung und sinkende Kirchenmitgliedszahlen verschärften sich nun wegen der Corona-Krise. "Wir müssen entschlossen gegensteuern, um den Haushalt des Bistums angesichts der veränderten Gesamtsituation im Gleichgewicht zu halten", sagte Generalvikar Andreas Sturm am Freitag in Speyer. Es würden nun Sparmaßnahmen für die kommenden Jahre bis 2024 erarbeitet.
Freie Stellen nicht mehr besetzen
So sollten freie Stellen in der Bistumsverwaltung in der Regel nicht mehr neu besetzt werden. Baumaßnahmen würden nur noch genehmigt, wenn sie für Sicherheit oder Erhalt des Gebäudes nötig sind. Ab sofort bedürfe jede größere Investition der Zustimmung des Generalvikars.
Ziel sei es auch, für den Haushalt 2021 Sachkosten zu reduzieren und Zuweisungen an andere Rechtsträger zu kürzen. Sturm betonte, eine Arbeitsgruppe solle "kreative Ideen" entwickeln, wie angesichts der neuen finanziellen Rahmenbedingungen die christliche Botschaft "auch in Zukunft glaubwürdig verkündet und bezeugt" werden könne. Entsprechende Vorschläge soll eine Diözesanversammlung im November beraten.
Der laufende Bistumshaushalt 2020 sieht Ausgaben in Höhe von 163 Millionen Euro vor. Bereits vor der Corona-Krise rechnete das Bistum damit, auf Rücklagen in Höhe von 6 Millionen Euro zurückgreifen zu müssen, um den Haushalt auszugleichen.
Für die Finanzierung des kirchlichen Lebens in den Kirchengemeinden vor Ort sieht der Etat rund 73 Millionen Euro vor. Damit werden beispielsweise Personalkosten der Seelsorge und der kirchlichen Kindergärten sowie Ausgaben für kirchliche Gebäude finanziert. In übergemeindliche Seelsorgeangebote, etwa für Jugendliche oder in Verbänden, fließen 9,4 Millionen Euro; etwa genau so viel geht in den kirchlichen Bildungsbereich, in Schulen und Hochschulen. Für soziale Einrichtungen umfasst der Haushalt 2020 rund 13 Millionen Euro.
Auf der Ertragsseite macht die Kirchensteuer rund 80 Prozent der Einnahmen aus. Anfang des Jahres hatte die Diözese für das Jahr 2020 Steuereinnahmen in Höhe von 132,6 Millionen Euro erwartet.
Das Bistum Speyer umfasst die Pfalz und den Saarpfalz-Kreis und ist in rund 70 Pfarreien organisiert. Von den 1,4 Millionen Einwohnern dieser Region sind etwa 520.000 Katholikinnen und Katholiken.
Auch andere Bistümer haben schon ähnliche Maßnahmen angekündigt, darunter Mainz und Würzburg. In der bayerischen Diözese etwa dürfen nur noch Zahlungen vorgenommen werden, die zwingend notwendig sind. Ausgaben über 10.000 Euro, auch im Rahmen des bisherigen Haushaltsplanes, sind nur nach Freigabe durch Generalvikar Thomas Keßler möglich. Das Bistum Osnabrück kündigte einen Investitionsstopp an.
Bätzing spricht von "schmerzlichem Prozess"
Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, rechnet durch die Corona-Pandemie mit einem deutlichen Rückgang an Kirchensteuern in Deutschland. "Es wird ein schmerzlicher Prozess werden. Die Corona-Pandemie zwingt uns, in einen Prozess einzutreten, bei dem wir abwägen müssen, was wir als Kirche finanziell künftig noch leisten können und wovon wir uns verabschieden müssen", so der Limburger Oberhirte. (gho/KNA)