Bertram Meier: Papst hat Umweltthemen vom Katzentisch weggeholt
Das Bistum Augsburg bekommt einen eigenen Umweltmanager. Die entsprechenden Beschlüsse seien bereits gefasst, die Personalie sei aber durch Corona etwas in den Hintergrund gerückt, sagte der ernannte Bischof Bertram Meier im Interview der "Augsburger Allgemeinen" (Samstag) zum fünften Jahrestag der Umweltenzyklika "Laudato si" am Sonntag. "Als Bischof werde ich darauf schauen, dass dieser Umweltmanager mehr wird als ein Feigenblatt." Konkret gehe es darum, Gebäude energetisch zu ertüchtigen, in den eigenen Einrichtungen nachhaltig zu wirtschaften und eine möglichst umweltfreundlichen Mobilität zu erreichen.
Die Bewahrung der Schöpfung sei ein "bis dahin eher vernachlässigtes Thema in der katholischen Kirche" gewesen, so der ernannte Bischof mit Blick auf die Enzyklika. Papst Franziskus habe ihm mit seinem Schreiben einen völlig neuen Platz gegeben. "Damit hat er das Thema vom Katzentisch weggeholt", betonte Meier. Die Enzyklika habe weltweit große Beachtung gefunden. Die Sprengkraft der Aussagen liege darin, die oft katastrophalen sozialen Folgen einer rücksichtslosen Ausbeutung der Natur durch den Menschen aufzuzeigen. "Für Franziskus ist klar: Einsatz für die Umwelt und Option für die Armen sind miteinander verquickt."
So wie die Corona-Pandemie betreffe auch die ökologische Krise viele Menschen direkt oder indirekt, erklärte Meier. Beide könnten nur durch eine gemeinsame Anstrengung bekämpft werden, wenn man die derzeitige Krise als vielleicht letzte Chance sehe, dafür zu sorgen, dass die Welt, die danach entstehe, nachhaltiger und gerechter sei. "Corona ist für mich geradezu ein prophetischer Zeigefinger, ein Vorbote, was alles noch kommen kann: Denn gegen den Klimawandel gibt es keine Impfung, die der Menschheit und der Mitwelt beim Überleben helfen kann. Die einzige Medizin heißt Umkehr zu Gottes Schöpfung."
Bischof Oster würdigt "Laudato si"
Nach den Worten des Passauer Bischofs Stefan Oster hat Papst Franziskus mit "Laudato si" gezeigt, wie Liebe zum Menschen und zur Schöpfung zusammenhängen. Gott offenbare sich selbst auch in der Schönheit der Schöpfung, sagte Oster in der Passauer Wallfahrtskirche Maria Hilf. Dies und die Tatsache, dass sehr häufig zuerst die Armen unter der Ausbeutung der Schöpfung leiden müssten, fordere die Menschen zu einem neuen Lebensstil auf, gerade auch in der Corona-Krise, so der Bischof. Zugleich rief er dazu auf, sich für die Verbreitung des Glaubens einzusetzen. Neue Evangelisierung bedeute, den Menschen ein Begleiter zu werden, der ihnen die Schrift aufschließe, Gemeinschaft und Begegnung biete. Durch dies, durch den Gottesdienst, "aber auch durch den Dienst der Liebe an Mensch und Schöpfung" sollten sie an den Punkt geführt werden, an dem sie dem Herrn begegneten.
Unterdessen rief Papst Franziskus dazu auf, die Anliegen der Enzyklika im kommenden Jahr zu vertiefen und umzusetzen. Ein solches "Laudato-si"-Jahr solle sich an eine bereits begangene Aktionswoche anschließen, so das Kirchenoberhaupt gegen Ende seines Mittagsgebetes im Vatikan. Das von der vatikanischen Behörde für menschliche Entwicklung angeregte Jahr soll bis zum 24. Mai 2021 gehen.
Franziskus lud dazu "alle Menschen guten Willens" ein, sich anzuschließen und sich gemeinsam um "unser gemeinsames Haus und um unsere schwächeren Brüder und Schwestern zu kümmern". Gleichzeitig lud er dazu ein, ein diesem Aktionsjahr gewidmetes Gebet zu beten.
Aus der Woche wird ein Jahr
Um dem Anliegen seines auch außerkirchlich beachteten Rundschreibens noch einmal Nachdruck zu verleihen, hatte Franziskus im März mit einer Videobotschaft zunächst zu einer Aktionswoche vom 16. bis 24. Mai eingeladen. Dies solle eine "globale Kampagne" zum Jahrestag von "Laudato si" werden. Wegen der Corona-Pandemie fielen jedoch zahlreiche geplante Veranstaltungen aus, unter anderem ein internationales Treffen mit mehreren Hundert Jungunternehmern zum Thema nachhaltiger Wirtschaft in Assisi. Daher weitete das federführende vatikanische "Dikasterium für ganzheitliche menschliche Entwicklung" die Aktionswoche zu einem Aktionsjahr aus.
Vor fünf Jahren veröffentlichte Papst Franziskus die Umweltenzyklika "Laudato si – Über die Sorge für das gemeinsam Haus", die sich vorrangig mit ökologischen Fragen beschäftigt. Er ruft darin zum Einsatz für die Schöpfung auf. (mpl/KNA)
25.5., 14:10 Uhr: Ergänzt um Stellungnahme von Bischof Oster. 14:30 Uhr: Ergänzt um Informationen zum Aktionsjahr.