Christoph Bockamp sieht keine konspirativen Strukturen

Opus-Dei-Regionalvikar: "Wir sind kein Geheimbund"

Veröffentlicht am 25.05.2020 um 12:38 Uhr – Lesedauer: 

Düsseldorf ‐ Kritiker werfen dem Opus Dei Elitedenken, eine Erziehung zu blindem Gehorsam und sektenhafte Strukturen vor: Dagegen wehrt sich nun der deutsche Regionalvikar Christoph Bockamp – und spricht auch über die Frauenweihe und den Synodalen Weg.

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Das Opus Dei in Deutschland weist den Vorwurf konspirativer Strukturen zurück. "Wir sind vor allem kein Geheimbund", sagte der für Deutschland zuständige Regionalvikar Christoph Bockamp im Interview der "Rheinischen Post" (Montag). Jedes Mitglied dürfe über die konservative, katholische Vereinigung reden; es gebe eine Internetseite der Organisation mit Informationen. Opus Dei sei ein Teil der katholischen Kirche und arbeite mit Bischöfen zusammen. Einfluss auf die Bistümer sei kein Ziel der Bewegung, so Bockamp. Wenn aber einzelne Mitglieder Einfluss nehmen wollten, sei das ihre Sache.

Evangelisierung als zentrales Thema

Der sinkenden Zahl an Katholiken in Deutschland sollte die Kirche dem Regionalvikar zufolge mit Evangelisierung begegnen. "Jetzt ist mehr der einzelne Christ gefordert, der Zeugnis von seiner Freude am Glauben gibt", sagte Bockamp. Er erinnerte an ein Schreiben von Papst Franziskus an "das pilgernde Volk Gottes", aus dem hervorgehe, dass die Evangelisierung zum zentralen Thema des deutschen Reformdialogs Synodaler Weg werden solle. Der Opus-Dei-Mann sprach sich gegen Weiheämter für Frauen aus. Er könne die Angst einiger Menschen verstehen, die Corona-Krise sei eine Strafe Gottes, erklärte Bockamp zudem. Gott sei jedoch nicht strafend, sondern barmherzig.

Das Opus Dei, zu deutsch "Werk Gottes", wurde im Oktober 1928 von dem später heiliggesprochenen spanischen Priester Josemaria Escriva de Balaguer (1902-1975) als katholische Laienbewegung gegründet. Ihm gehören nach eigenen Angaben weltweit rund 92.600 Mitglieder an, davon 600 in Deutschland. Die weitaus meisten Mitglieder sind Laien. Das Werk unterhält Einrichtungen unter anderem in Bonn, Essen, Aachen, Jülich, Trier, Berlin, Münster, Augsburg und München. 1982 wurde das Opus Dei zur bis heute einzigen Personalprälatur der katholischen Kirche erhoben. Dabei handelt es sich um eine kirchlich-hierarchische Institution – ähnlich einer Diözese, allerdings ohne Territorium – mit Laien-Mitgliedern und eigenem Weltklerus, die von einem Prälaten als Oberhirten geleitet wird. Derzeit ist das Fernando Ocáriz Braña. Die Zentrale des Opus Dei befindet sich in Rom.

Die Mitglieder des Opus Dei sind gehalten, ihr Leben auch durch Askese und körperliche Kasteiung zu heiligen und die Gesellschaft durch ein konsequent christliches Leben zu prägen. Kritiker werfen dem Opus Dei Elitedenken, eine Erziehung zu blindem Gehorsam und sektenhafte Strukturen vor. Dieses Bild spiegelt sich unter anderem in Romanen des US-amerikanischen Thriller-Autors Dan Brown wider. (tmg/KNA)