Gänswein: Kirche der Zukunft braucht mutige Zeugen des Glaubens
Erzbischof Georg Gänswein hat alle Katholiken dazu aufgerufen, anderen Menschen Zeugnis für ihren Glauben zu geben. "Unsere Zeit braucht mutige und überzeugende Zeugen. Das Zeugnis ist eine Quelle der Freude, einer großen und starken Freude. So wird die Kirche Zukunft haben", sagte der Erzbischof in einem Interview mit der italienischen Nachrichtenagentur "ACI Stampa" am Montag. "Wenn sie drei Schlagwörter möchten – hier sind sie: Evangelisierung, Zeugnis, Freude."
Das reine intellektuelle Wissen über den katholischen Glauben oder die Bibel bringe keine Frucht, so Gänswein weiter. "Den Glauben lernt man, wie man das Schwimmen lernt – nicht, indem man ein Manual liest, sondern indem man schwimmt. Der Glaube wird also Fleisch, wird eine konkrete Realität, indem man ihn lebt", sagte er. "Der Glaube wird gelebt oder er ist tot."
Glaube ist nicht "aus den Wolken auf uns herabgefallen"
Man werde nicht als Christ geboren, sondern erst durch das Sakrament der Taufe zum Christen. "Die Taufe ist – wie alle Sakramente – keine Erfindung des Menschen. Die Sakramente sind freie Geschenke des gekreuzigten und auferstandenen Herrn", so der 63-Jährige. Der Glaube sei daher nicht "aus den Wolken auf uns herabgefallen."
Mit Blick auf die Würde des Menschen sagte Gänswein, dass alle Menschen nach dem Abbild Gottes geschaffen seien. "Ein Abbild Gottes zu sein bedeutet, die Freiheit zu besitzen, Gott zu suchen, Gott zu erkennen, aber auch Ihn nicht zu suchen, Ihn sogar zu leugnen", so Gänswein. Die menschliche Würde hänge nicht davon ab, was jemand tue, denke oder sage, "sondern davon, was er ist."
Anlass für das Interview mit Gänswein war das im April veröffentlichte Buch "How the Catholic Church Can Restore Our Culture", das Konferenzbeiträge, Predigten und Interviews des Erzbischofs enthält. Gänswein ist Präfekt des Päpstlichen Hauses. Im Februar bestätigte der Vatikan einen veränderten Aufgabenschwerpunkt Gänsweins, damit dieser sich mehr um seine Aufgabe als Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI. kümmern könne. (cbr)