Anfangs habe es aber eine "Schockstarre" gegeben

Bischof Kohlgraf widerspricht Kritik an Kirchen während Corona-Krise

Veröffentlicht am 29.05.2020 um 11:49 Uhr – Lesedauer: 

Mainz ‐ Die Kirchen würden während der Corona-Krise zu wenig tun, wurde öffentlich bemängelt. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf widerspricht dem. Die ersten öffentlichen Gottesdienste unter Corona-Auflagen fand er "nicht so schlimm".

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Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat der Kritik widersprochen, die Kirchen würden zu wenig in der Corona-Krise tun. "Natürlich kann man immer sagen, das und das hätte besser laufen können", sagte der Oberhirte am Donnerstag in einem Audiobeitrag seiner Diözese. Er verwies darauf, wie viel Priester, hauptamtliche Mitarbeiter und Ehrenamtliche vor Ort in den Pfarreien leisten würden. "Das ist schon zum Teil großartig."

Kohlgraf räumt jedoch ein, dass es vor allem anfangs eine "Schockstarre" gab, "wo wir auch nicht wussten, was passiert". Er erhalte viele Briefe und E-Mails mit berechtigten Fragen und Kritik. Manche würden dabei allerdings "mit persönlichen Beleidigungen nicht sparen", so der Bischof weiter. "Das würde ich gerne verhindern und verändern." Er beobachte eine starke "Sehnsucht nach Lockerungen und Freiheit", verwies jedoch auf die Baptistengemeinde in Frankfurt, in der sich nach einem Gottesdienst zahlreiche Menschen mit dem Coronavirus infiziert hatten. "Die Krise ist nicht vorbei, daran möchte ich erinnern."

Pfingsten ohne Singen

Die ersten öffentlichen Gottesdienste unter Corona-Auflagen empfand der Bischof demnach als "nicht so schlimm, wie ich dachte". Gleichwohl müsse man noch mit der Art des Kommunionempfangs experimentieren, "dass es eine würdige Form ist". Vor allem an Ostern habe er es vermisst, Lieder zu singen und verwies auf das anstehende Pfingstfest. "Die Pfingstlieder muss man eigentlich schmettern und die kann man nicht summen, aber es ist halt, wie es ist jetzt."

Er selbst könne die Maßnahmen gegen das Coronavirus als "medizinischer Laie" nicht beurteilen, beobachte aber, es sei ein "sehr gefährliches Virus" und höre von Menschen, "die sehr schwer erkrankt sind." Deshalb bleibe es ein "Akt der Nächstenliebe, auf Distanz zu bleiben und vorsichtig zu sein", sofern man im Gespräch über Freiheitsrechte bleibe.

Das Bistum Mainz gehörte zu den ersten deutschen Diözesen, die aufgrund der Corona-Pandemie öffentliche Gottesdienste abgesagt hatten. Kohlgraf selbst war aus Gründen der Vorsorge Mitte März als erster deutscher Bischof in eine von den Gesundheitsbehörden empfohlene häusliche Quarantäne gegangen. Seit dem 4. Mai können öffentliche Gottesdienste in der Diözese unter Auflagen wieder stattfinden. (mpl)