Newsticker: Corona und die Kirche, 3. Juni

Bischof Wilmer fordert "spirituelle Revolution" der Kirche

Veröffentlicht am 03.06.2020 um 13:04 Uhr – Lesedauer: 
+++Newsticker+++

Bonn ‐ Die ganze Welt ist von der Corona-Pandemie betroffen. Auch das kirchliche Leben ist eingeschränkt: Gottesdienste und andere Veranstaltungen fallen aus, Christen helfen, Christen erkranken. Im katholisch.de-Newsticker gibt es ein aktuelles Bild der Lage in Deutschland und der Weltkirche.

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18:15 Uhr Belgien lässt öffentliche Gottesdienste ab Montag wieder zu

Öffentliche Gottesdienste sollen in Belgien ab Montag wieder möglich sein. Eine entsprechende Zustimmung erteilte der Nationale Sicherheitsrat des Landes am Mittwoch, wie die Belgische Bischofskonferenz in Brüssel mitteilte.

Die Kirchen sind nun dabei, die geforderten Sicherheitsmaßnahmen bis dahin umzusetzen, wie es hieß. Diese seien bereits Ende vergangener Woche an die verantwortlichen Pfarrer und Kirchenverwaltungen verschickt worden. Demnach dürfen maximal 100 Personen an einem Gottesdienst teilnehmen; in kleineren Kirchen auch entsprechend weniger. Sollte das Angebot durch diese Beschränkungen nicht ausreichen, empfiehlt die Bischofskonferenz, entweder Gottesdienste in anderen Kirchen zu besuchen oder vorübergehend zusätzliche Feiern stattfinden zu lassen. (KNA)

17:15 Uhr: Freier Eintritt in Vatikanische Museen für Gesundheitspersonal

Die Vatikanischen Museen wollen Ärzte, Pfleger und andere Bedienstete des italienischen Gesundheitswesens für ihren Einsatz in der Corona-Krise belohnen. Wer einen entsprechenden Ausweis vorlegt, kann die Sammlungen vom 8. bis zum 13. Juni kostenlos besichtigen. Die Sonderaktion gilt laut einer Mitteilung vom Mittwoch auch für jeweils eine Begleitperson.

Die Vatikanischen Museen wollten sich auf diese Weise dem "universellen Gefühl der Dankbarkeit" für die geleistete Arbeit anschließen, hieß es. Mit der einfachen, aber bedeutenden Geste werde deutlich, dass Kunst und Medizin durch ein höheres Ziel vereint seien: "die Sorge um den Menschen in seiner Ganzheit". (KNA)

16:25 Uhr: Weihbischof: Kirche auch künftig in kreativer Form anbieten

Die Corona-Pandemie stellt nach Einschätzung des Trierer Weihbischofs Jörg Michael Peters Formen des Kirche-Seins auf den Prüfstand. "Wir sollten nicht darauf warten, dass die Vergangenheit zurückkommt, sondern die aktuelle Situation gestalten", sagte Peters der Bistumszeitung "Paulinus" (Mittwoch online). Die Krise biete Anlass, Kirche "mit neuen Ideen und neuem Mut" zu denken. Es gelte zu prüfen, was in der Krise gefehlt habe und was Kirche auch künftig in geänderter Form anbieten könne. Er sei überzeugt, dass viele Menschen da zu "durchaus überraschenden Ergebnissen" kommen würden.

Der Weihbischof leitet den Pastoralen Krisenstab des Bistums. Peters erklärte: "Viele Menschen hatten während der sehr strengen Beschränkungen bisweilen das Gefühl, Kirche sei 'abgetaucht'." In dieser Zeit sei vielfach "vielleicht unsichtbarer, aber nicht weniger wirkungsvoll und hilfreich" gearbeitet worden, betonte er. Nun sollten Seelsorge und Einzelgespräche im Rahmen des Möglichen wieder aufgenommen werden. Dabei könnten im Blick auf die Schutzvorkehrungen auch kreative Wege helfen: "Warum nicht statt eines Gesprächs im Konferenzraum eine Besprechung unter freiem Himmel führen?" (KNA)

15:15 Uhr: Pallottiner laden Urlauber ein – Hoffen auf Finanzstabilisierung

Normalerweise beherbergen die Pallottiner in ihren Gäste- und Bildungshäusern Menschen zu Exerzitien und Einkehrtagen - doch wegen der Corona-Krise laden sie nun gezielt Einzelgäste zum Urlauben ein. Das teilte die ordensähnliche Gemeinschaft am Mittwoch in Friedberg bei Augsburg mit.

Man nehme die Pandemie zum Anlass, die Türen von acht Häusern in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz zu öffnen, um Menschen, die nach Erholung suchten, einen Platz zum Durchatmen zu geben. Dadurch biete sich auch für die pallottinischen Häuser eine Chance zur wirtschaftlichen Stabilisierung, nachdem ihr Betrieb bis vor kurzem stillgelegt gewesen sei, hieß es.

Laut dem Provinzökonom Rainer Schneiders drückt sich mit der Einladung zudem ein Wesenszug pallottinischer Spiritualität aus: "Wir Pallottiner sind eine zugängliche Gemeinschaft, die die Menschen in ihrer ganzen Vielfalt in den Blick nimmt." (KNA)

14:25 Uhr: Theologin: Rückkehr in den öffentlichen Raum ist unverzichtbar

Die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak hat eindringlich die Rückkehr in den öffentlichen Raum nach der Corona-Krise gefordert. Demokratische und politische Prozesse seien auf die persönliche Begegnung mit anderen Menschen angewiesen, die durch digitale Alternativen nicht annähernd ersetzt werden könnten, erklärte sie in einem am Dienstag auf dem theologischen Corona-Blog "theocare.network" veröffentlichten Beitrag. Das Leben gehe "draußen" weiter und der Rückzug in private, regionale und nationale Räume sei deshalb "keine christliche Option".

Durch den Rückzug des Einzelnen in das Private sei eine "Entpolitisierung" zu befürchten, durch die soziopolitisch gefährliche Entwicklungen übersehen werden könnten, so die Theologin. Zudem gebe es hier ein deutliches soziales Gefälle: "Arme und Marginalisierte sind von der Pandemie wie ihren Folgen weltweit mehr betroffen als die global privilegierte Elite, die im Homeoffice geschützt war und ist", erklärte Polak. So hätten Minderheiten unter zunehmender Diskriminierung und Rassismus zu leiden. (KNA)

14 Uhr: Cäcilien-Verband legt Hygienekonzept für Chorproben vor

Der Allgemeine Cäcilien-Verband (ACV) für Deutschland und der Deutsche Chorverband Pueri Cantores haben ein Hygienekonzept für die Wiederaufnahme von Chorproben vorgelegt. Als Grundlagen dienten Konzepte des Deutschen Chorverbandes, aktuelle Risikoeinschätzungen und eine enge Beratung mit der Deutschen Chorjugend, wie der ACV am Mittwoch in Regensburg mitteilte.

Ziel sei es, den Verantwortlichen einen Leitfaden an die Hand zu geben, damit zumindest nach der Sommerpause Chorproben wieder aufgenommen werden könnten, hieß es. ACV-Präsident Marius Schwemmer verwies darauf, dass das Konzept stets mit den Vorgaben der Bundesländer und Bistümer abgestimmt werden müsse. Er hoffe, dass damit ein verantwortbares Proben in "physischer Gemeinschaft" wieder möglich werde. Das Konzept sieht unter anderem Regeln für das Tragen von Mund-Nase-Bedeckungen, für die Husten-Etikette und die Handhygiene vor. Außerdem wird aufgeführt, welche Abstände einzuhalten sind und wie Proben im Freien oder in Räumen zu verlaufen haben. Weiter wird darauf verwiesen, was beim Lüften zu beachten ist und was beim Umgang mit Risikogruppen.

Der 1868 gegründete ACV mit seinen rund 380.000 Mitgliedern in über 18.000 Gruppierungen fördert nach eigenen Angaben die Kirchenmusik mittels Fachtagungen, Forschung, Kompositionsaufträgen und Publikationen. Der Chorverband Pueri Cantores Deutschland zählt derzeit etwa 470 Mitgliedschöre mit über 20.000 Sängern. (KNA)

13 Uhr: Bischof Wilmer fordert "spirituelle Revolution" der Kirche

Hildesheims Bischof Heiner Wilmer sieht die Corona-Krise als Chance für eine "spirituelle Revolution" in der Kirche. Das Virus werfe die Fragen auf, was die Relevanz der Kirchen sei und wozu man die Christen überhaupt brauche, schreibt er in einem Gastbeitrag in der "Zeit" (Donnerstag). "Wir müssen den Menschen erklären, warum es sich lohnt, sich noch mit der Bibel, mit Jesus zu beschäftigen." Wenn solche Fragen nicht zugelassen würden, lohne alle Reform nicht. "Erst wenn wir uns eingestehen, wie radikal sich die Welt verändert hat, werden wir eine radikale Veränderung unserer Kirche wagen", so der Bischof.

Wilmer, der sich in der Vergangenheit schon häufiger für Reformen in der katholischen Kirche ausgesprochen hatte, verteidigt sich gegen seine Kritiker. "Ich möchte die institutionelle Gestalt der Kirche keineswegs abschaffen, aber ich glaube, sie allein ist nicht so übermäßig bedeutsam", erklärt er. Die hierarchische und episkopale Verfasstheit der Kirche könne und wolle er nicht ändern. "Dennoch lasse ich mir nicht vorwerfen, dass ein Streiten für mehr Partizipation und Synodalität verlogen wäre", so der Bischof. Viel wichtiger als die Frage, ob die römisch-katholische Kirche Verheiratete zu Priestern weihen sollte, sei doch die Frage, was Priestertum heute bedeutet. "Wir müssen weder unsere Kathedralen abreißen noch unsere Reformanstrengungen aufgeben, wenn wir uns stärker auf die Fragen der Transzendenz und der Botschaft besinnen."

Wilmer würdigt die in der Corona-Krise neu entstandenen kirchlichen Angebote, etwa die Übertragung von Online-Gottesdiensten. Zugleich warnt er seine Kirche vor einem "Krisen-Perfektionismus", der blind mache für wirkliche Not. "Manchmal ist unsere kirchliche Professionalität wie ein Gefängnis, das uns abhält vom eigentlichen Weg, den wir uns vorgenommen haben", schreibt der Bischof und fordert: "Wir müssen ausbrechen aus dem Gefängnis einer perfekten Kirche." Während der Pandemie hätten Menschen allein und teils sogar ohne ihre Ehepartner sterben müssen, beklagte der Ordensmann. "Viele Menschen haben unter der Einsamkeit gelitten und tun es noch immer, sie sind daran krank geworden." Es gebe ganz unterschiedliche Opfer der Pandemie. "Wir werden noch viele davon kennenlernen." - Wilmer (59) steht seit September 2018 an der Spitze des Bistums Hildesheim. Zuvor war der gebürtige Emsländer Generaloberer des Dehonianer-Ordens in Rom. (KNA)

12:30 Uhr: Erstkommunion im Autokino

Eine Erstkommunionfeier steht am Sonntag im Düsseldorfer Autokino an. 56 Kinder und ihre Familien werden dazu erwartet, wie die Stadtkirche am Mittwoch mitteilte. Danach bereiten sich insgesamt 163 Kinder der katholischen Kirchengemeinde Sankt Margareta seit vergangenem Herbst auf ihre Erstkommunion vor. Alternativ zur Autokino-Feier gebe es in der Corona-Zeit auch die Einzelerstkommunion in einer regulären Messfeier oder noch nicht terminierte gemeinschaftliche Feiern in den Kirchorten. (KNA)

12 Uhr: Theologe: Kirche sollte Systemrelevanz in Frage stellen

Der Wiener Theologe Ulrich Körtner erkennt in der Debatte um die Systemrelevanz der Kirche eine Chance. "Statt sich gegen den Verlust an Systemrelevanz zu stemmen oder ihn kulturpessimistisch zu beklagen, sollten sich die Kirchen fragen, ob Systemrelevanz überhaupt zu ihrem Wesenskern gehört, wenn jetzt selbst Schlachthöfe mit menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen behaupten, systemrelevant zu sein", schreibt der Professor für Systematische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien in einem Gastbeitrag der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag).

Nach biblischem Zeugnis sei es nicht die primäre Aufgabe der Kirche, bestehende gesellschaftliche Systeme zu stabilisieren. Nach Körtners Ansicht schon gar nicht, wenn die Systeme die Menschenrechte missachten, das Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich verschärfen und die Ausbeutung von Mensch und Natur vorantreiben. "Das systemkritische Potenzial der christlichen Hoffnung auf das Reich Gottes, um dessen Kommen Sonntag für Sonntag im Vaterunser gebetet wird, ist daher auch nicht auf wohlfeile Kapitalismuskritik und kirchliche Betroffenheitsrhetorik zu reduzieren", so der Theologe.

Im Verlust an Systemrelevanz liege für Kirche und Theologie eine Chance. Der Glaube sei kein Muss, er bleibe aber eine Option, wie auch Gott nicht notwendig sei, sondern mehr als notwendig und "unseren Wirklichkeitssinn gerade dadurch schärft, dass er uns mit Möglichkeitssinn begabt". (KNA)

11:30 Uhr: Bischof an Macron: Menschlichkeit als Lehre aus Corona-Krise

Der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, Eric de Moulins-Beaufort, mahnt mehr Menschlichkeit als Lehre aus der Corona-Krise an. In einem 60 Seiten langen Brief an Staatspräsident Emmanuel Macron, der am Mittwoch in Buchform veröffentlicht wurde, schreibt der Erzbischof von Reims, die sozialen Spannungen der vergangenen Jahre hätten gezeigt, wie wichtig der gesellschaftliche Zusammenhalt in Frankreich sei. Staat und Kirche müssten im Interesse des Gemeinwohls eng zusammenarbeiten. Dabei sprach er auch jüngste Dissonanzen um die Wiederaufnahme von öffentlichen Gottesdiensten im Zuge der Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen an. De Moulins-Beaufort betonte, Gemeinwohl sei mehr als die Summe von Infrastruktur und öffentlichen Dienstleistungen wie Schul- und Gesundheitswesen, Straßenbau, Strom- und Wasserversorgung. Es gehe darum, wie alle Teile der Gesellschaft in Gemeinschaft voneinander profitieren könnten. Dieser Gedanke wurzele zutiefst in der Idee des Christentums. "Die soziale Gemeinschaft kann nicht die Bedürfnisse eines jeden voll abdecken, aber sie kann jedem helfen, an seinen eigenen Beitrag und seine Rolle zu glauben, trotz seiner Schwächen und Beschwernisse", so der Erzbischof.

Mit Blick auf die Corona-Pandemie schreibt er, der Lockdown habe einen Kreislauf permanenter Beschleunigung unterbrochen. Viele Menschen hätten erstmals wieder Vögel singen hören können und "das Ankommen des Frühlings beobachten wie niemals zuvor in ihrem Leben". Nun gelte es, solche Erfahrungen dauerhaft fruchtbar zu machen. Dafür schlägt der Bischofskonferenz-Vorsitzende etwa die Einführung und Durchsetzung einer "echten Sonntagsruhe" für alle Arbeitnehmer im Land vor, zumindest einmal pro Monat. In Hinblick auf die Opfer und Hinterbliebenen der Epidemie mahnt de Moulins-Beaufort mehr staatliche Investitionen für Senioren und in "würdige Unterkünfte für alle" an. "Das Modell zwischenmenschlicher Beziehungen dürfen weder Auseinandersetzung noch Wettbewerb oder Handel sein. Es muss die Gastfreundschaft sein." Dazu gehöre, dass jeder Mensch etwas habe, wo er den anderen aufnehmen könne. Für die Kirche betont der Episkopatsvorsitzende, es gehe ihm mit diesem Schreiben nicht um Forderungen an den Staat, sondern um einen Appell zum gemeinsamen Einsatz für das Wohl aller.

Der Brief von de Moulins-Beaufort greift eine Initiative Macrons auf, der im April 2018 einen Neuaufbruch im Dialog zwischen französischem Staat und katholischer Kirche angestoßen hatte. Im Pariser College des Bernardins hatte er in einer Rede vor Repräsentanten von Kirche, Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur die Kirche aufgerufen, weiter Präsenz in öffentlichen Debatten zu zeigen. Sie habe drei besondere Gaben einzubringen: "die Gabe ihrer Weisheit, die Gabe ihres Einsatzes und die Gabe ihrer Freiheit". Eine Kirche, die sich nicht mit aktuellen Fragen auseinandersetze, verfehle ihren Auftrag, so Macron damals. Notwendig sei ein "ehrlicher Meinungsaustausch", der unterschiedliche Sichtweisen nicht einebne, zugleich aber Verständnis für die jeweils andere Seite zeige. "Die Republik erwartet viel von ihnen", sagte der Präsident in Richtung der Kirchenvertreter. (KNA)

11 Uhr: Moraltheologe: Shut-Down hat die Kirche durchaus bereichert

Der katholische Regensburger Moraltheologe Rupert Scheule ist davon überzeugt, dass der Shut-Down die Kirche in mancherlei Hinsicht auch bereichert hat. "Wir sahen: Kirche ist mehr als Eucharistie. Kirchliche Gemeinschaft geht auch digital. Zumindest irgendwie", sagte Scheule dem Magazin "misericordia", herausgegeben von der Bayerischen Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder. Nun aber gelte es darüber nachzudenken, wie es gelinge, die Menschen beizeiten wieder in die Gotteshäuser zurückzubringen. Auch dazu brauche es gute Einfälle.

Der Theologe räumte ein, dass er anfangs auch damit seine Probleme gehabt habe, dass öffentliche Gottesdienste nicht mehr stattfanden. "Wie können wir uns selbst auf diese Weise abmelden von der Bildfläche in der größten Krise seit Jahrzehnten?", sei ihm durch den Kopf gegangen. Aber die Entscheidung sei natürlich wegen des Infektionsrisikos sinnvoll gewesen. Nach ein paar Tagen der Schockstarre habe sich aber das kirchliche Leben wieder geregt, sagte Scheule. "Wie viele andere habe ich mit Whats-App und You-Tube-Predigten angefangen und in zahlreichen Familien gab es tatsächlich Hausandachten." Homechurching funktioniere also. Weiter sei deutlich geworden, dass hilfsbereite Menschen auch unter Corona-Bedingungen mit dem Helfen nicht aufhörten. Das verlange Einfallsreichtum, nicht nur in den Sozialen Medien: "Die Pandemie macht uns nicht alle zu besseren Menschen, aber gute Menschen macht sie einfallsreicher." Diese Gesellschaft habe Solidarität noch nicht verlernt.

Was die eingeschränkten Freiheiten betreffe, so gebe es solche, die schmerzten, meinte Scheule, aber da seien zugleich die Pseudo-Freiheiten: "Die Tagungen, Konferenzen und Besprechungen, für die wir von einem Ende der Republik zum anderen reisen, hatten doch schon vor Corona wenig zu tun mit Freiheit." Die Krise habe gezeigt, dass es dank guter Digitaltechnik auch anders gehe. (KNA)

10:30 Uhr: Ältester aktiver russischer Bischof an Corona verstorben

Der älteste aktive Bischof der russisch-orthodoxen Kirche ist am Coronavirus verstorben. Metropolit Warnawa (Kedrow) von Tscheboksary und Tschuwaschien erlag am vergangenen Montag durch eine Corona-Infektion ausgelösten Komplikationen, wie die Presseagentur Kathpress (Mittwoch) unter Berufung auf russische Medien meldete. Der 89-Jährige ist demnach bereits der dritte Bischof des Moskauer Patriarchats, der im Zuge der Pandemie gestorben ist.

Der Metropolit wurde den Angaben nach 1976 zum Bischof geweiht und 1984 zum Erzbischof in der Region des Turkvolks der Tschuwaschen erwählt. Hier habe er maßgeblich zum Wiederaufbau der Kirche nach dem Sturz des kommunistischen Regimes beigetragen und unter anderem sieben Klöster wieder aufgebaut, 210 Pfarrgemeinden eröffnet und ein Missionszentrum eingerichtet. Seit April 2018 war er der älteste aktive Bischof des Patriarchats.

Unterdessen hat der Moskauer Patriarch Kyrill I. angekündigt, die orthodoxen Kirchen in der russischen Hauptstadt am Samstag wieder für die Gläubigen zu öffnen. Wegen der Corona-Pandemie waren sie rund zwei Monate verschlossen gewesen. Die Entscheidung sei in Abstimmung mit dem Bürgermeister der russischen Hauptstadt, Sergij Sobjanin, und der Vorsitzenden der Föderalen Behörde für Konsumentenschutz und Wohlfahrt ("Rospotrebnadzor"), Anna Popowa, getroffen worden. Es gelten die behördlichen Hygiene- und Abstandsbestimmungen, so unter anderem eine Vier-Quadratmeter-Regel pro Person. Laut der Agentur Interfax wurden die Moskauer Erlöserkathedrale als Hauptkirche des Patriarchats und die Epiphaniekathedrale in Jelochowo bereits am Dienstag wieder geöffnet. (KNA)

10 Uhr: Kardinal Marx: Corona-Krise zeigt, was im Leben wichtig ist

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sieht in der Corona-Krise die Chance, den Blick für die wahren Prioritäten im Leben zu schärfen. "Und gerade an Pfingsten wird uns dazu ja die Kraft des Geistes geschenkt, dass wir versuchen im Geist des Evangeliums zu erspüren, worauf es wirklich ankommt", schreibt der Erzbischof von München und Freising in seinem Pfingstbrief an die Gläubigen. Dazu gehörten der Respekt vor jedem Menschenleben, die Einheit der Menschheitsfamilie, die Sorge um die Schwachen und Kranken, die Feier des unzerstörbaren Lebens in der Heiligen Messe angesichts von Sterben und Tod.

Dass Gottesdienste derzeit nur unter Vorgaben möglich seien, die das gemeinsame Feiern erschwerten, sei für viele - "und das verstehe ich sehr gut" - ungewohnt, räumte Marx ein. "Intensiv bemühen wir uns darum, das möglichst bald so zu verändern, dass die Gottesdienste wieder wirklich ein Fest des Glaubens, der Begegnung, der Gemeinschaft mit Gott und untereinander werden können."

Allen danke er herzlich für ihre Treue im Gebet und im Miteinander in den Pfarreien, Ordensgemeinschaften, geistlichen Bewegungen, Familien, Nachbarschaften. "Möge der Geist Gottes uns neu die Kraft geben, uns zu konzentrieren auf das Zentrum unseres Glaubens: auf Christus, der der Weg und die Wahrheit und das Leben ist", so der Kardinal. (KNA)

9:30 Uhr: Bischof Gerber: Verantwortung auch für "virtuelle Gemeinde"

Die in der Corona-Krise entwickelten Livestream-Gottesdienste und virtuellen Gebetsangebote sind nach Ansicht des katholischen Fuldaer Bischofs Michael Gerber eine Chance für die Kirche. Insbesondere für manche jungen Menschen sei der Schritt über die Schwelle in ein Kirchengebäude sehr hoch, auch im eigenen Wohnort, sagte Gerber am Dienstag dem katholischen Kölner Internetportal domradio.de. Manche Jugendlichen schauten sich daher erst einmal im Internet an, ob ein kirchliches Angebot sie anspreche, und bekämen dann Mut, tatsächlich in eine Kirche zum Gottesdienst zu gehen. "Wir haben eine Verantwortung auch für die virtuelle Gemeinde", sagte Gerber.

Er habe seit dem 14. März jeden Sonntag einen Livestream-Gottesdienst gefeiert, so der Bischof. Daraus sei ein "virtueller Kirchplatz" entstanden. Er bekomme dort zu einer Predigt sehr schnell Rückmeldungen per Mail oder Facebook. Das habe ihm geholfen, sich zu vergegenwärtigen, wer da eigentlich vor dem Bildschirm sitze. Ein Livestream-Gottesdienst sei daher für ihn "inzwischen ein sehr reales Geschehen", sagte Gerber. (KNA)

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