Umfrage: Vor allem Katholiken lehnen muslimische Gebete in Kirchen ab
Rund ein Viertel (26 Prozent) der Bundesbürger findet es gut, Muslimen bei Bedarf Kirchengebäude für ihr Gebet zur Verfügung zu stellen. Das ist das Ergebnis einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Erfurter Markt- und Sozialforschungsinstituts "INSA-Consulere" im Auftrag der Evangelischen Nachrichtenagentur "idea". 42 Prozent sprachen sich bei der Befragung demnach dagegen aus, Kirchen für betende Muslime zu öffnen. 20 Prozent wussten nicht, wie sie dazu stehen, 11 Prozent machten keine Angabe. Für die Erhebung wurden den Angaben zufolge zwischen dem 29. Mai und dem 2. Juni 2.047 erwachsene Personen in ganz Deutschland befragt.
Von den Befragten zwischen 18 und 29 Jahren begrüßten mit 36 Prozent besonders viele die Gastfreundschaft der Kirchen (28 Prozent dagegen). In den anderen Altersgruppen überwog dagegen die Ablehnung, besonders deutlich bei den 50- bis 59-Jährigen (18 Prozent dafür, 48 Prozent dagegen). In Ostdeutschland finden es nur 19 Prozent der Bürger gut, wenn Muslime in kirchlichen Gebäuden beten dürfen (44 Prozent dagegen), in den westlichen Bundesländern sind es 28 Prozent (42 Prozent dagegen).
Ablehnung unter befragten Katholiken am größten
Die Ablehnung überwiegt in allen befragten Konfessionen, am deutlichsten bei den Katholiken (27 Prozent dafür, 46 Prozent dagegen). Bei den landeskirchlichen Protestanten finden 31 Prozent die vorübergehende Öffnung gut, 42 Prozent sehen dies nicht so. Bei den befragten Freikirchlern sprachen sich 32 Prozent dafür aus, während 37 Prozent dagegen sind. Bei den konfessionslosen Umfrageteilnehmern begrüßen es 23 Prozent, wenn die Kirchen in der Krise ihre Türen für betende Muslime öffnen, 45 Prozent sind anderer Meinung.
Anlass für die Umfrage war laut "idea"die Einladung der evangelischen und katholischen Kirche in Berlin an kleinere Religionsgemeinschaften, während der Corona-Krise Gottesdienste in kirchlichen Räumen zu feiern. Ein solches Angebot sprach unter anderem die Evangelische Martha-Gemeinde im Berliner Stadtteil Kreuzberg aus. Sie ermöglichte es Muslimen während des Ramadans, freitags in ihrer Kirche zu beten, weil die Corona-bedingten Abstandsregeln dort einfacher eingehalten werden konnten. (stz)