Nach Kniefall für George Floyd: Bischof erhält Anruf vom Papst
Der Bischof der US-amerikanischen Diözese El Paso, Mark Seitz, hat nach einem öffentlichen Gebet für den durch Polizeigewalt gestorbenen George Floyd einen Anruf vom Papst erhalten. "Ich sagte dem Heiligen Vater, dass ich gefühlt hätte, es sei dringend erforderlich, unsere Solidarität mit denen zu zeigen, die leiden", sagte Seitz über den Inhalt des am Mittwoch stattgefundenen Telefonats, wie diverse US-Medien berichteten. "Ich sagte ihm auch, wie sehr ich mich geehrt fühle, den Menschen der Diözese El Paso und des Grenzlandes zu dienen." Seitz' Bistum befindet sich an der Grenze der USA zu Mexiko. Vor einigen Jahren hatte der Bischof die Pläne von US-Präsident Donald Trump zum Bau einer Grenzmauer scharf kritisiert.
Papst Franziskus betonte in dem Gespräch, dass er sich mit Seitz und den Bewohnern des Grenzgebiets verbunden fühle, wie Medien weiter berichteten. Immer wenn er selbst, Seitz oder die Priester des Grenzlandes die Eucharistie feierten, seien sie im Gebet vereint, wird das Kirchenoberhaupt zitiert. Am Montag hatte Seitz mit einigen Priestern seiner Diözese im "Memorial Park" von El Paso kniend für den verstorbenen Floyd und die landesweiten Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt gebetet. Einen Tag zuvor hatte es dort eine friedliche Demonstration gegeben, die später jedoch von der Polizei aufgelöst werden musste.
Ebenfalls am Mittwoch hatte Franziskus den Vorsitzenden der US-Bischofskonferenz, Erzbischof José Gómez, angerufen. "Der Heilige Vater sagte, er bete besonders für Erzbischof Bernard Hebda und die Ortskirche in Minneapolis-St. Paul", so Gómez in einem Brief an weitere Bischöfe. Der Papst habe vor allem den "pastoralen Ton der kirchlichen Antwort auf die Demonstrationen im ganzen Land" lobend hervorgehoben. "Er hat uns zugesichert, in den kommenden Tagen und Wochen weiterhin für uns zu beten", so Gómez weiter.
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Der 46-jährige Schwarze Floyd war am Montag vergangener Woche nach einem Polizeieinsatz in Minneapolis gestorben, bei dem ein weißer Polizist ihm minutenlang sein Knie in den Nacken gedrückt hatte. Von dem Vorfall existiert ein Videomitschnitt. Der Beamte wurde inzwischen unter Mordverdacht festgenommen. In rund 30 US-Städten kam es seit dem Vorfall zu anhaltenden, teils gewalttätigen Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus.
Präsident Donald Trump verurteilte die Demonstrationen und setzte andere politische Akzente. So kündigte er an, das Thema Religionsfreiheit zu einer "außenpolitischen Priorität der Vereinigten Staaten" machen zu wollen. In einer am Dienstag unterzeichneten Verordnung wird die freie Religionsausübung als "moralisches und nationales Sicherheitsgebot" bezeichnet. Trump wies US-Außenminister Mike Pompeo an, künftig der Religionsfreiheit in der Außenpolitik Vorrang einzuräumen. Zuvor hatte sich Trump mit einer Bibel in der Hand vor der historischen St. John's Kirche in unmittelbarer Nähe des Weißen Hauses fotografieren lassen und anschließend den Schrein für Papst Johannes Paul II. in Washington besucht.
Beide Besuche des Präsidenten hatten zu scharfer Kritik an Trump geführt. Der Washingtoner Erzbischof Wilton Gregory nannte es "verwerflich", dass eine katholische Einrichtung zweckentfremdet und manipuliert werde. Während des Schrein-Besuchs von Trump hatten rund 2.000 Menschen gegen den Präsidenten vor Ort demonstriert. Kritiker halten Trump vor, Kirchen als Kulissen für seine Politik zu missbrauchen. (rom)