Nach Tod von George Floyd

Käßmann: Trump hat die Bibel missbraucht

Veröffentlicht am 07.06.2020 um 11:06 Uhr – Lesedauer: 
Margot Käßmann im Porträt
Bild: © KNA

Berlin ‐ Demonstrationen werden mit Tränengas beendet und US-Präsident Donald Trump posiert mit der Bibel – für Margot Käßmann ist das ein Missbrauch. Zudem erinnert es sie an eine schwierige Vorgeschichte von Religion und Macht.

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Die evangelische Theologin Margot Käßmann wirft US-Präsident Donald Trump einen Missbrauch der Bibel vor. Sein Auftritt, friedliche Demonstranten vor dem Weißen Haus mit Tränengas vertreiben zu lassen, um sich dann mit der Bibel in der Hand fotografieren zu lassen, stehe "im Gegensatz zur Lehre Jesu", schreibt die frühere Bischöfin in ihrer wöchentlichen Kolumne in der "Bild am Sonntag". "Trump hätte mit der Bibel in der Kirche auf die Knie gehen können, um zu beten. Stattdessen hat er sie benutzt, um für Kameras zu posieren." Käßmann stellt sich damit in eine Reihe mit zahlreichen Kirchenpersönlichkeiten in den USA, die den Auftritt Trumps verurteilten.

Die Kirchen hätten in der Geschichte "oft versagt, mit den Mächtigen paktiert und Gewalt zugelassen oder sogar gutgeheißen", schreibt die Theologin weiter. Aus der Botschaft Jesu lasse sich aber keinerlei Legitimation von Gewalt ablesen. Die Kirchen in den USA und weltweit hätten die Aufgabe zu versöhnen, aber auch "Ungerechtigkeit und Rassismus anzuprangern". Dabei gelte es zugleich, "das Gebot der Feindesliebe auch auf brutale Polizisten oder Donald Trump anzuwenden". Kein Gebot Jesu sei wohl so schwer zu befolgen wie dieses.

Seit dem Tod des Schwarzen George Floyd nach einem Polizeieinsatz gibt es in den USA und auch in weiteren Ländern Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt. Die US-Bischofskonferenz stellte sich hinter die Demonstrationen: "Wir alle sollten verstehen, dass die Proteste, die wir in unseren Städten erleben, die berechtigte Frustration und Wut von Millionen unserer Brüder und Schwestern widerspiegeln, die auch heute noch Erniedrigung, Demütigung und ungleiche Chancen nur wegen ihrer Rasse oder Hautfarbe erleben", so deren Vorsitzender Erzbischof José Gomez. "So sollte es in Amerika nicht sein. Rassismus wird in unserer Lebensweise schon viel zu lange toleriert." Die in seinen Worten "Ermordung" Floyd bezeichnete er als "sinnlos und brutal, eine Sünde, die zum Himmel schreit nach Gerechtigkeit". (cph/KNA)