Keine Anzeichen für eine Datenpanne

Australien: Gefälschte Hass-E-Mails im Namen der Kirche im Umlauf

Veröffentlicht am 09.06.2020 um 11:17 Uhr – Lesedauer: 

Canberra ‐ Viele Australier haben sich über E-Mails von der Kirche gewundert: Beleidigungen und Diffamierungen mit aktuellen kirchlichen und politischen Reizthemen – doch die Kirche hat nichts damit zu tun. Es handelt sich um Fälschungen.

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Unbekannte verschicken in Australien im Namen kirchlicher Institutionen E-Mails mit gefälschten Absendern. Laut einer Pressemitteilung der australischen Bischofskonferenz (Montag) seien in den vergangenen Wochen Mails mit beleidigendem Inhalt versandt worden, in denen es um den Prozess um Kardinal George Pell, einen Zeugen in diesem Verfahren, die Corona-Pandemie und eine anstehende Nachwahl zum australischen Parlament geht. Als Absender werden Pfarreien, Bistümer und katholische Organisationen, aber auch einzelne Priester angegeben. Der Generalsekretär der australischen Bischofskonferenz, Pater Stephen Hackett, bezeichnete den Inhalt der Mails als "anstößig, unchristlich, und in manchen Fällen diffamierend". Die in den Mails ausgedrückten Positionen spiegelten in keiner Weise die der katholischen Kirche wieder: "Es ist sehr bedauerlich, dass einige Menschen in diesen E-Mails diffamiert werden", so Hackett. Weiter ging die Bischofskonferenz nicht auf den Inhalt der Mails ein.

Bei den Angriffen handelt es sich um gefälschte Absenderadressen. Das sogenannte "Spoofing" ist bei E-Mails besonders einfach, da mit geeigneten Mailprogrammen grundsätzlich jeder beliebige Absenderadressen verwenden kann. Die Bischofskonferenz betont ausdrücklich, dass es sich nicht um eine Datenpanne bei kirchlichen Einrichtungen handelt. "Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass kirchliche Datenbanken kompromittiert wären. Dafür spricht auch, dass einige der Empfänger der E-Mails in keinerlei Kontakt zur katholischen Kirche stehen." Der Sekretär der Bischofskonferenz bringt die Vorfälle in Zusammenhang mit Medienberichten über einen Anstieg von böswilligen Online-Aktivitäten während der Corona-Krise. Da die Mails anscheinend weder auf einen finanziellen Vorteil noch auf das Ausspähen personenbezogener Daten abzielten, sei eine strafrechtliche Verfolgung nicht möglich. "Wir halten dieses Verhalten aber dennoch für gefährlich und kriminell", betonte Hackett.

Die australische Kirche wird seit Jahren von Skandalen erschüttert. Eine staatliche Untersuchungskommission hatte Zehntausende Fälle von sexualisierter Gewalt in den Jahren zwischen 1960 und 2015 benannt. Der ehemalige Erzbischof von Sydney, Kardinal George Pell, war zuletzt von Missbrauchsvorwürfen durch das Oberste Gericht freigesprochen worden. In einem Bericht der Missbrauchskommission wird ihm nun vorgeworfen, trotz Mitwisserschaft nichts zum Schutz von Betroffenen unternommen zu haben. (fxn)