Ansgar Puff bietet US-Präsident Nachhilfe an

Kölner Weihbischof: Donald Trump versteht die Bibel nicht so ganz

Veröffentlicht am 16.06.2020 um 11:20 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ "Wenn Donald Trump die Bibel zitiert, versteht er nicht so ganz, worum es geht": Der Kölner Weihbischof Ansgar Puff bietet dem US-Präsidenten Nachhilfe in Sachen Heilige Schrift an. Eine ganz bestimmte Bibelstelle lege Trump besonders falsch aus.

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Der Kölner Weihbischof Ansgar Puff bietet US-Präsident Donald Trump Nachhilfe beim Verständnis der Bibel an. "Wenn Donald Trump die Bibel zitiert, versteht er nicht so ganz, worum es geht", sagte Puff am Montagabend in seinem täglichen Impuls für das Kölner Portal "domradio.de".

Besondere Probleme habe der US-Präsident offenbar mit dem berühmten Zitat "Auge um Auge, Zahn um Zahn", so der Bischof weiter. Denn auf die Frage nach seiner Lieblingsstelle aus der Bibel habe Trump einem Radiosender geantwortet: "Es gibt viele Bibelstellen, aber Auge um Auge ist meine liebste Bibelstelle." Das sei zwar nicht besonders nett, aber man sehe doch, so Trump wörtlich, "wie andere Länder uns verspotten und unsere Jobs wegnehmen, unser Geld und unser Wohlergehen. Wir müssen stark sein, dafür können wir viel aus der Bibel lernen."

Ermahnung zur Verhältnismäßigkeit, nicht zur Vergeltung

Nach diesem Zitat erklärte Weihbischof Puff weiter: "Na ja, Herr Präsident, versuchen wir es mal mit dem Lernen." Ein erster Lernschritt sei die Erkenntnis, dass "Auge um Auge" eine Ermahnung zur Verhältnismäßigkeit sei und eben nicht zur Vergeltung. Es gehe um das Vermeiden einer Überreaktion: "Wenn dir jemand den Schneidezahn aushaut, darfst du dem auch nur den Schneidezahn aushauen. Wenn dir einer ein blaues Auge schlägt, darfst du ihm nur ein blaues Auge schlagen, nicht mehr."

Der zweite Lernschritt, so Puff weiter, führe "in die Schule Jesu". Dieser habe immer "die Methode der paradoxen Intervention" vorgelebt. Dem, der unsicher war, habe er Stabilität zugetraut: "Wer böse Absichten hatte, wurde mit der Wahrheit konfrontiert. Der Feigling bekam einen Blick voller Barmherzigkeit. Jesus hat seine Gegner mit demütiger Liebe überrascht." Auch der russische Schriftsteller Dostojewski habe betont, dass die liebevolle Demut die stärkste Gewalt von allen sei, und dass es nichts gebe, was ihr an Macht gleichkäme.

Trump hatte sich vor kurzem während einer Demonstration gegen Rassismus mit einer Bibel in der Hand vor einer Kirche in Washington sowie vor einer Statue von Papst Johannes Paul II. fotografieren lassen. Diese demonstrativen Gesten sorgten für scharfe Kritik bei Kirchenvertretern. Zuletzt erhielt Trump von katholisch-konservativer Seite Unterstützung: Der umstrittene Erzbischof Carlo Maria Viganò, früherer US-Nuntius und Kritiker von Papst Franziskus, verfasste einen Offenen Brief an den Präsidenten und lobte darin dessen Politik. Trump erklärte draufhin, dass er sich geehrt fühle. (tmg/KNA)