Für Weihwasser und Eucharistie

Kontaktlose Spender: Neue Corona-Hilfsmittel für die Kirche

Veröffentlicht am 19.06.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Kontaktlose Spender: Neue Corona-Hilfsmittel für die Kirche
Bild: © Foottec

Bonn ‐ Tüftler haben sich besondere Spender überlegt, um das Geschehen in Kirche und Gottesdienst in der Corona-Zeit sicherer zu machen. Manche Kirchen haben sich bereits Hilfsmittel angeschafft, um ein bisschen mehr Normalität in der Pandemie zu erreichen. Fraglich ist aber, wie nachhaltig die Ideen sind.

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Egal, ob Weihwasser oder die Eucharistie: Was in normalen Zeiten für viele Gläubige Segen und Bereicherung bedeutet, steht angesichts des Coronavirus auch unter dem Verdacht der Infektionsgefahr. Doch Probleme sorgen auch für Erfindungsgeist und so gibt es für zwei neuralgische Punkte in der Kirche schon Lösungsansätze.

In Sachen Weihwasser hat sich eine Firma aus Bayern durch eine Innovation hervorgetan: einen Weihwasserspender. Aus der Edelstahlsäule guckt oben ein Hahn heraus, am unteren Ende befindet sich ein Pedal. Wer darauf tritt, befördert durch einen mechanischen Apparat im Inneren einen Tropfen Weihwasser aus einem Fünf-Liter-Behälter auf die Hand – eine kleine Pumpe macht es möglich.

Die Frau des Firmeninhabers kam auf die Idee, als sie nach Lockerung der Corona-Beschränkungen wieder in die Kirche ging und dort auf Gottesdienste mit Abstand und dafür ohne Weihwasser oder Gesang traf. Eine sicher nicht nur für sie betrübliche Erfahrung. Doch im Gegensatz zu anderen hatte sie eine mögliche Lösung für das Weihwasserproblem schon zu Hause. Denn die Firma ihres Mannes produziert bereits Spender, die ohne direkten Handkontakt funktionieren – damals für einen deutlich profaneren Zweck entwickelt.

Eine Idee vom Volksfest

Die Idee zu dieser Art Spender entstand auf einem Volksfest, erzählt Verena Roithmeier von der Firma Foottec. "Unser Geschäftsführer bekam mit, wie ein Mann sich nach dem Toilettengang nicht die Hände wusch und dann direkt an einem Imbisstand eine Wurst kaufte. Dabei benutzte er auch die große Senftube für alle, was natürlich ziemlich unhygienisch ist." Resultat dieses Ärgernisses war ein kontaktloser Soßenspender. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert jetzt auch der Weihwasserspender.

Bild: ©KNA/Harald Oppitz

Aus hygienischen Gründen gibt es momentan vielerorts kein Weihwasser.

Laut der Firma steht das 654 Euro teure Gerät mittlerweile schon in mehr als 25 Kirchen, zum Teil gestiftet von Gemeindemitgliedern. Pfarrer Adrian Latacz aus Painten lässt sich mit dem Satz zitieren: "Mit dem Weihwasserspender können wir den wichtigen Ritus wiederbeleben, ohne die Kirchgänger zu gefährden."

Für Roithmeier ist der Spender nicht nur ein Notbehelf für die Zeit der Pandemie. Sie kann sich auch vorstellen, dass die Geräte eine dauerhafte Lösung bleiben. Schließlich seien sie generell viel hygienischer als offene Becken, bei denen alle Gläubigen jeweils den gesamten Wasservorrat berühren.

Hostien aus der Pistole

Wenn Katholiken eine Kirche betreten, bekreuzigen sie sich mit Weihwasser, um sich zu Gott zu bekennen und an ihre Taufe zu erinnern. Um das auch in Corona-Zeiten tun zu können, sind auch bereits mit Weihwasser befeuchtete Tücher auf dem Markt, die einzeln verpackt sind und so den geforderten Hygienestandards entsprechen sollen.

Auch im Ausland sind Tüftler auf kreative Ideen gekommen. So gibt es in den USA bereits den "No Contact Communion Host Dispenser", der ein wenig aussieht wie eine Pistole mit aufgesetzter Röhre, aus der Hostien einzeln berührungslos ausgeteilt werden können. Mit knapp 100 US-Dollar pro Stück ist das Austeilgerät ebenfalls nicht umsonst zu haben. Gleich mitangeboten werden zusätzliche Austauschzylinder – zu einem Unkostenpreis von knapp 30 Dollar. Dafür ist es aber "Proudly Made in USA".

Die Pandemie hat bei Tüftlern wie Geschäftemachern für neue Ideen gesorgt. Abzuwarten bleibt jetzt, ob etwa der Weihwasserspender auf gute Resonanz stößt oder doch nur als Spielerei wahrgenommen wird. Genauso spannend bleibt, ob die Gläubigen nach Ende der Krise weiter hohen Wert auf hygienische Unbedenklichkeit legen oder die Wertschätzung liebgewonnener Rituale schwerer wiegt.

Von Christoph Paul Hartmann