Bischof Bätzing will Kulturwandel der Kirche bei Umgang mit Missbrauch
Der Limburger Bischof Georg Bätzing sieht die am Samstag veröffentlichte Missbrauchsstudie seines Bistums als Anlass für einen innerkirchlichen "Kulturwandel" an. "Ich habe das Projekt vor einem Jahr in Auftrag gegeben, damit wir eine Kultur verändern", sagte Bätzing, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist, am Mittwoch in Limburg.
Die Studie habe gezeigt, dass es eine "Ebene der Vertuschung" von Missbrauchsfällen im Bistum gegeben habe. Zu wenig sei den betroffenen Kindern und Jugendlichen geglaubt worden. Hier sei eine "Umkehrung des Denkens" nötig. Da Kirche ein wesentlicher Akteur in der Kinder- und Jugendarbeit sei, müsse es für diese Gruppe einen "sicheren Schutzrahmen" geben, erklärte der Bischof. Als Bereiche, in denen es zu Veränderungen kommen müsse, nannte Bätzing vor allem "Klerikalismus, die Rolle der Priester, Gleichberechtigung, Gewaltenteilung und katholische Sexualmoral". Manche der von den Studienautoren vorgeschlagenen 61 Maßnahmen ließen sich "rascher umsetzen als andere".
DBK will "sehr bald" Gesetz zur Aktenführung einführen
"Wir werden sehr bald auf Ebene der Deutschen Bischofskonferenz ein Gesetz zur Aktenführung haben", kündigte Bätzing an. Das solle im Bistum Limburg unmittelbar umgesetzt werden. In der Diözese stehe zudem ein Gleichstellungsgesetz für mehr Einfluss von Frauen in Kirchengremien "kurz vor der Umsetzung". Zudem solle das "Machtgefälle" zwischen Klerikern und Laien verringert werden. Rasch soll laut Bätzing eine Ombudsstelle für Betroffene geschaffen werden. Für zunächst drei Jahre werde zudem eine unabhängige diözesane Kommission zur Begleitung der Umsetzung der Anti-Missbrauch-Maßnahmen eingerichtet. Um die Schritte zu koordinieren und voranzubringen, werde er einen bischöflichen Beauftragten berufen - das könne auch eine Frau sein.
Insgesamt 70 Experten hatten seit September 2019 im Auftrag des Bistums in dem Projekt "Betroffene hören - Missbrauch verhindern" mitgearbeitet. In neun Teilprojekten analysierten sie den Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Diözese seit rund 70 Jahren. Zugleich entwickelten sie Vorschläge, wie systemische Faktoren künftig ausgeschlossen und Missbrauchstaten möglichst verhindert werden könnten. Die Ergebnisse waren am Samstag in der Frankfurter Paulskirche vorgestellt worden. "Es muss nun zu Maßnahmen kommen, die wehtun und Diskussionen auslösen", sagte Bätzing bei der Übergabe des mehrere hundert Seiten umfassenden Berichts. "Dieser Weg wird schmerzlich sein, aber wir werden die Maßnahmen umsetzen." Die Veranstaltung stand unter dem Motto "Der Beginn von Ehrlichkeit". (tmg/KNA)