Papst Franziskus modernisiert jahrhundertealte Lauretanische Litanei
Papst Franziskus hat drei neue Anrufungen in die Lauretanische Litanei aufgenommen. Wie der Vatikan am Weltflüchtlingstag (Samstag) mitteilte, werden künftig "Mutter der Barmherzigkeit" ("mater misericordiae"), "Mutter der Hoffnung" ("mater spei") und "Trost der Migranten" ("solacium migrantiae") in das Formular der Marien-Litanei aufgenommen.
Die Änderungen wurden mit einem Schreiben des Präfekten der Gottesdienstkongregation, Kardinal Robert Sarah, an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen eingeführt. Darin heißt es, dass sich auch in der gegenwärtigen Situation von Unsicherheit und Beklemmung das Volk Gottes mit Zuneigung und Vertrauen an die Gottesmutter wende. Daher habe Papst Franziskus "Wünschen folgend" die drei neuen Anrufungen in der mittelalterlichen Litanei hinzugefügt. Die Anrufung "Mutter der Barmherzigkeit" ist unter anderem im Gotteslob und auf der Webseite des Vatikans bereits in einzelnen Textfassungen der Lauretanischen Litanei zu finden; sie geht auf Johannes Paul II. zurück, der Maria zwar diesen Titel offiziell zuerkannt hatte, nachdem er bereits zuvor seit Jahrhunderten in Gebrauch war. In die Lauretanische Litanei hat er ihn allerdings nicht aufgenommen.
Das bestätigt auch Manfred Hauke, der Vorsitzende der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Mariologie. Laut dem Dogmatiker an der Theologischen Fakultät Lugano ist die Bezeichnung schon seit der Karolingerzeit gebräuchlich, allerdings nicht in der Lauretanischen Litanei. Er vermutet, dass einzelne Bischofskonferenzen bereits zuvor gebeten haben, die Anrufung in ihren jeweiligen Sprachen anzufügen. "Die im neuesten Gotteslob abgedruckte Fassung dürfte wohl eine Erlaubnis der Sakramentenkongregation voraussetzen", so Hauke.
Erste Änderung seit 1995
Die neuen Titel werden an verschiedenen Stellen des Wechselgebetes eingefügt. "Mutter der Barmherzigkeit" folgt auf "Mutter der Kirche", "Mutter der Hoffnung" auf "Mutter der göttlichen Gnade", "Trost der Migranten" auf "Zuflucht der Sünder". Die neuen Titel wurden bisher ausschließlich auf Latein veröffentlicht, eine offizielle Übersetzung in die jeweiligen Volkssprachen steht noch aus.
Die frühesten Zeugnisse der Lauretanische Litanei gehen auf das 12. oder 13. Jahrhundert zurück. Im 16. Jahrhundert erhielt sie nach dem italienischen Marienheiligtum Loreto ihren heutigen Namen. 1587 wurde sie von Papst Sixtus V. approbiert. Später war sie neben der Allerheiligenlitanei lange Zeit die einzige Litanei, die von der Kirche für die Nutzung approbiert war. Über die Jahrhunderte wurden immer wieder neue Anrufungen hinzugefügt, zuletzt 1995 durch Papst Johannes Paul II., der den Titel "Mutter der Familie" ergänzte.
Im vergangenen Jahr hatte Papst Franziskus den zuvor bereits regional begangenen Gedenktag "Maria von Loreto" zu einem universellen Gedenktag der Kirche gemacht. Der Termin des neuen Gedenktags ist der 10. Dezember. (fxn)
Ergänzung, 22. Juni 2020, 18.30 Uhr: Weitere Informationen zum Ehrentitel "Mater misericordiae".