Emeritierter Papst wieder in Rom gelandet

Voderholzer zu Benedikt-Besuch: Es war eine "Reise der Menschlichkeit"

Veröffentlicht am 22.06.2020 um 16:07 Uhr – Lesedauer: 

Regensburg ‐ Nicht nur für Katholiken in Deutschland war es wohl der Überraschungs-Besuch des Jahres: Benedikt XVI. befindet sich nach seinem Regensburg-Aufenthalt inzwischen wieder im Vatikan. Diözesanbischof Rudolf Voderholzer zog eine Bilanz zur Reise.

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Bischof Rudolf Voderholzer hat eine Bilanz zum fünftägigen Aufenthalt des emeritierten Papstes Benedikt XVI. in Regensburg gezogen. Der Oberhirte sprach von einem "hochemotionalen Besuch", der durch die kurzfristige Planung ziemlich herausfordernd gewesen sei. Zugleich äußerte er sich erleichtert, dass der Herzenswunsch der beiden Ratzinger-Brüder, sich noch einmal zu begegnen, habe erfüllt werden können. Es sei eine "Reise der Menschlichkeit" gewesen.

In den vergangenen fünf Tagen "haben wir diesen großen Mann des Geistes in seiner Gebrechlichkeit, in seiner Altersschwäche und seiner Endlichkeit erlebt", sagte Voderholzer, der Benedikt XVI. auf vielen Wegen begleitete. Der emeritierte Papst spreche "mit leiser, fast flüsternder Stimme", die Artikulation bereite ihm Mühe. Seine Gedanken seien völlig klar, Gedächtnis und Kombinationsgabe phänomenal. Für die alltäglichen Lebensvollzüge sei er aber auf die Hilfe anderer angewiesen. Es gehöre viel Mut, aber auch Demut dazu, sich so in die Hände anderer zu begeben und in der Öffentlichkeit zu zeigen. Zu Georg Ratzingers (96) aktuellem Zustand wurden keine Auskünfte erteilt. Bei ihren privaten Begegnungen wurden die Brüder abgeschirmt, öffentliche Termine gab es keine. Bei einer Messe zum Beginn der Wolfgangswoche am Sonntag hatte Voderholzer Benedikt als "Jahrhunderttheologen" und den "größten Prediger auf dem Stuhl Petri seit Gregor und Leo dem Großen" gewürdigt.

Zurück in Rom

Der emeritierte Papst war am Montagmittag wieder in Rom eingetroffen. Gegen 13 Uhr landete der Kleinjet der italienischen Luftwaffe auf dem Flughafen Ciampino. Anschließend wurde Benedikt XVI. in seine Residenz in den Vatikan gefahren. Zuvor hatte ihn um kurz vor 12 Uhr Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Münchner Flughafen persönlich verabschiedet und ihm einen Geschenkkorb mit bayerischen Spezialitäten mitgegeben. Benedikt XVI. habe seiner Freude über den Besuch Ausdruck verliehen und Bayern Gottes Segen gewünscht, teilte die Staatskanzlei mit.

Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) schickte von Berlin aus einen Abschiedsgruß. "Wir sind mit Ihnen im Glauben vereint, auch in schweren Stunden", heißt es in dem Brief der Bischöfe. Der Besuch habe gezeigt, wie wichtig Benedikt XVI. die Begegnung mit seinem Bruder Georg gewesen sei.

Das frühere Kirchenoberhaupt war am Donnerstag überraschend nach Regensburg gereist, um dort seinen schwer kranken Bruder zu besuchen. Zudem besichtigte Benedikt bei der Visite einstige Lebensstationen wie sein ehemaliges Wohnhaus im Vorort Pentling und betete am Familiengrab der Ratzingers. Es war die erste Auslandsreise von Benedikt XVI. nach seinem Rücktritt vor sieben Jahren. Dafür hatte er sich die Zustimmung seines Nachfolgers Papst Franziskus eingeholt. (tmg/KNA)