Oberhirten Meier, Fürst und Ipolt über Reformpläne

Bischöfe zu Priesterausbildung: Verständnis, aber gegen Schnellschüsse

Veröffentlicht am 25.06.2020 um 12:46 Uhr – Lesedauer: 

Augsburg/Rottenburg/Görlitz ‐ Über die Pläne zur Neuausrichtung der Priesterausbildung gehen die Meinungen der deutschen Bischöfe auseinander. Einigkeit herrscht über die Qualitätssicherung der Ausbildung an sich, doch zur Zukunft einzelner Standorte gibt es "großen Gesprächsbedarf".

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Mehrere deutsche Bischöfe haben zu den Plänen einer bundesweiten Neuausrichtung der Priesterausbildung Stellung genommen. Der Augsburger Oberhirte Bertram Meier sprach sich für eine stärkere Konzentration und Profilierung der Priesterausbildung in Deutschland aus. Schnellschüsse mit abrupten Schließungen von Einrichtungen werde es aber nicht geben, sagte Meier der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag in Augsburg.

Meier reagierte damit auf die Ergebnisse einer von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) eingesetzten Arbeitsgruppe, die am Dienstag veröffentlicht worden waren und seither kontrovers diskutiert werden. Die Arbeitsgruppe schlägt vor, angesichts einer anhaltend geringen Zahl von Kandidaten für das Priesteramt die Ausbildung auf wenige Standorte zu konzentrieren und in verschiedene Ausbildungsabschnitte aufzuteilen. Die Phase vor dem Studium soll demnach in Freiburg und Bamberg stattfinden, das Hochschulstudium in München, Münster und Mainz. Für die abschließende Ausbildung im Pastoralkurs schlägt die Gruppe eine Zusammenarbeit von Paderborn mit Erfurt und Rottenburg-Stuttgart sowie einen bayerischen Standort vor.

Weiter erklärte Meier, angesichts der dünnen Personaldecke der Kandidaten überraschten ihn weder die Analyse noch deren Schlussfolgerungen. Er werde nun die Vorschläge zunächst mit diözesanen Gremien und Verantwortlichen besprechen, dann auch mit den anderen Bischöfen. "Für unser Bistum wünsche ich mir Priester, die gottverbundene und menschennahe Geistliche und vor allem beziehungs- und gemeinschaftsfähig sind." Im Bistum Augsburg sind nach Angaben des Bischofs derzeit 26 Männer auf dem Weg zur Priesterweihe. In Augsburg gibt es ein diözesanes Priesterseminar und eine staatliche Universität mit einer Katholisch-Theologischen Fakultät.

Bischof Fürst will Tübinger Fakultät schützen

Der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst will mit Blick auf die Pläne "keiner Lösung zustimmen, die die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Tübingen in ihrer Existenz bedroht". Die Diskussion in der Bischofskonferenz bewertete der Bischof am Donnerstag auf Anfrage als "sehr ernst gemeinte Vorschläge der Arbeitsgruppe, die allerdings noch nicht die Qualität einer konkreten Planung haben". In der Standortfrage gebe es "großen Gesprächsbedarf". Zentral für die Ausbildung ist für Fürst, dass sie "Priesteramtskandidaten die spirituelle Dimension ihres Lebens und die wissenschaftliche Qualifikation in einer Art zusammenbringt, die ihnen eine authentische Verkündung des Evangeliums ermöglicht". Diese Dimensionen würden in Rottenburg-Stuttgart "in einer theologisch-reflektierten Weise angewandt und in allen Ausbildungsphasen berücksichtigt".

Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt äußerte Verständnis für eine Zusammenlegung der Ausbildungsstätten katholischer Priester in Deutschland. "Es geht bei dem Vorschlag, der dem Ständigen Rat der Deutschen Bischofskonferenz nach inzwischen jahrelangen Überlegungen und Gesprächen vorgestellt wurde, vor allem um eine Qualitätssicherung der künftigen Priesterausbildung", erklärte Ipolt am Donnerstag. "Es sollten aus meiner Sicht wieder anziehende geistliche Lern- und Lebensgemeinschaften entstehen, die junge Männer verlocken, in ein Priesterseminar einzutreten." Es dürfe nicht verwundern, dass die Vorschläge, die für weitere Überlegungen die Grundlage bilden, auch Enttäuschungen hervorriefen. "Auch ich hätte mir gewünscht, dass Erfurt als Ausbildungsort in den neuen Bundesländern stärker ins Spiel gebracht wird", so Ipolt, der von 2004 bis 2011 das Erfurter Priesterseminar als Regens leitete. "Dennoch gilt: Wir müssen um der künftigen Kandidaten willen jetzt auf größere Kooperation setzen."

Bereits am Mittwoch hatten sich mehrere deutsche Bischöfe zu den Plänen geäußert. Der Limburger Bischof und DBK-Vorsitzende Georg Bätzing betonte, die Vorschläge zur Priesterausbildung in Deutschland seien erst als "Auftakt eines intensiven Austauschs in der Bischofskonferenz" zu sehen. Auch eine Entscheidung, welche Standorte von Priesterseminaren geschlossen werden sollen, sei noch nicht getroffen. Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr wendete sich gegen den Vorschlag einer Priesterausbildung an deutlich weniger Standorten. Er sei "sehr enttäuscht", dass Erfurt als einziger Ort der Priesterausbildung in den neuen Bundesländern in der Empfehlung der Arbeitsgruppe nicht berücksichtigt worden sei, so Neymeyr. Er kündigte an, unabhängig von den Überlegungen am Erfurter Priesterseminar festhalten zu wollen. Auch der Magdeburger Bischof Gerhard Feige sprach sich dagegen aus, Erfurt und damit Ostdeutschland als Ausbildungsstandort außen vor zu lassen. (tmg/KNA)