Rückgang der Kandidatenzahlen mache einen neuen Ansatz unumgänglich

Bischof Timmerevers verteidigt Vorschläge zur Priesterausbildung

Veröffentlicht am 26.06.2020 um 10:50 Uhr – Lesedauer: 

Dresden ‐ Auch von bischöflicher Seite gab es bereits Kritik an den Plänen zur Neuausrichtung der Priesterausbildung in Deutschland: Nun verteidigt Dresdens Oberhirte Heinrich Timmerevers die Überlegungen – und begründet das mit Zahlen.

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Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers hat das von ihm mitentwickelte Konzept einer Konzentration der Priesterausbildung auf weniger Standorte verteidigt. Der Rückgang der Kandidatenzahlen mache einen neuen Ansatz unumgänglich, sagte Timmerevers am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Dresden. Er verwies darauf, dass die Zahl der katholischen Priesteramtskandidaten von 594 im Jahr 2010 auf derzeit 211 zurückgegangen sei.

Der Bischof des Bistums Dresden-Meißen gehört mit dem Münsteraner Bischof Felix Genn und dem Fuldaer Bischof Michael Gerber zu der Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), die das am Dienstag bekannt gewordene Konzept erarbeitete. Danach soll die Ausbildung der Priesteramtskandidaten in der Phase vor dem Studium in Freiburg und Bamberg stattfinden, das Studium selbst in München, Münster und Mainz. Für die abschließende Ausbildung im Pastoralkurs schlägt die Gruppe eine Zusammenarbeit von Paderborn mit Erfurt und Rottenburg-Stuttgart vor. Diese Empfehlung stieß vor allem bei Bischöfen, deren Ausbildungsstätten verkleinert oder geschlossen würden, auf Kritik.

Timmerevers räumte ein, dass durch das Reformkonzept "lange Zeit bewährte Strukturen" der Priesterausbildung wegfallen würden. Auch bedeute es "schwerwiegende Einschnitte" im Verhältnis zu den Katholisch-Theologischen Fakultäten und die sie tragenden Bundesländer. Nun seien aber neue Ansätze erforderlich, um die künftigen Priester auf ihre beruflichen Herausforderungen vorzubereiten, sagte Timmerevers. Als Beispiel nannte er die zunehmende Kooperation mit nichtgeweihten pastoralen Mitarbeitern. Vor diesem Hintergrund habe die Arbeitsgruppe "aufgelistet, wo dies am ehesten realisiert ist oder zu realisieren wäre". Das seien aus Sicht der Arbeitsgruppe die genannten Standorte. Der Bischof räumte ein, dass die theologischen Fakultäten zuvor nicht um eine Stellungnahme angefragt worden seien. "Wir werden nicht alle zufriedenstellen können", so Timmerevers.

Jesuiten zeigen sich verwundert über Vorgehen

Die Deutsche Provinz der Jesuiten begrüßte die Diskussion über eine Konzentration der Priesterausbildung in Deutschland, zeigte sich am Donnerstag aber zugleich verwundert über das Vorgehen der DBK-Arbeitsgruppe. Vizeprovinzial Jan Roser erklärte auf der Homepage der Jesuiten in München, er sei erfreut darüber, dass die Arbeitsgruppe "ein Konzept zur Zukunftsgestaltung der Priesterausbildung in Deutschland" vorgestellt habe. Umso mehr wundere er sich jedoch, dass darin die Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main, "wo Priesteramtskandidaten aus neun Bistümern studieren, als Ausbildungsort für pastorale Berufe nicht aufgeführt wird". Gerade dort habe sich in den vergangenen Jahren "die Priesterausbildung mehr und mehr konzentriert".

Zu den Standortvorschlägen müsse nun ein Beratungsprozess beginnen, bei dem die Jesuitenhochschule Sankt Georgen darlegen könne, "wie sehr sie unter vielerlei Rücksicht als Standort für Priesteramtsausbildung den Qualitätskriterien der Bischofskonferenz entspricht". Getragen wird die Hochschule gemeinsam vom Jesuitenorden und von den vier Bistümern Limburg, Osnabrück, Hamburg und Hildesheim. Sankt Georgen sei ein Ausbildungsort für ein breites Spektrum kirchlicher Berufe und Dienste. Die Hochschule bildet seit 1926 Priester aus. Heute studierten dort insgesamt 90 Priester und Priesteramtskandidaten aus neun deutschen Bistümern und weiteren Bistümern weltweit. Auch künftige Pastoralreferenten sowie Ständige Diakone bereiteten sich dort auf ihren Einsatz vor. Sankt Georgen entspreche "bereits jetzt dem konzeptionellen Ziel, auf das sich die Bischöfe in ihren Beratungen geeinigt" hätten, betonte Roser. Ähnlich hatte sich am Mittwoch Hochschulrektor Ansgar Wucherpfennig geäußert.

Zu den Plänen hatten sich seit Dienstag bereits mehrere deutsche Bischöfe geäußert. Der Augsburger Oberhirte Bertram Meier sprach sich für eine stärkere Konzentration und Profilierung der Priesterausbildung aus, warnte aber zugleich vor Schnellschüssen mit abrupten Schließungen von Einrichtungen. Der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst sagte, er wolle mit Blick auf die Pläne "keiner Lösung zustimmen, die die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Tübingen in ihrer Existenz bedroht". Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt äußerte Verständnis für eine Zusammenlegung der Ausbildungsstätten und betonte zugleich den hohen Stellenwert einer Qualitätssicherung der künftigen Priesterausbildung. Der Limburger Bischof und DBK-Vorsitzende Georg Bätzing betonte, die Vorschläge seien erst als "Auftakt eines intensiven Austauschs in der Bischofskonferenz" zu sehen, eine Entscheidung zur Schließung von Standorten sei noch nicht getroffen. Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr zeigte sich "sehr enttäuscht" und kündigte an, unabhängig von den Überlegungen am Erfurter Priesterseminar festhalten zu wollen. Auch der Magdeburger Bischof Gerhard Feige sprach sich dagegen aus, Erfurt und damit Ostdeutschland als Ausbildungsstandort außen vor zu lassen. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sagte, er sehe keinen Anlass, an der Priesterausbildung seines Bistums etwas zu ändern. Auch in Eichstätt will sich Bischof Gregor Maria Hanke "mit Nachdruck" für den Bestand des Seminars einsetzen. (tmg/KNA)