Schönstatt-Gründer Kentenich unter Missbrauchsverdacht
Dem Gründer der Schönstatt-Bewegung, Josef Kentenich, wird systematischer Machtmissbrauch und sexueller Missbrauch in einem Fall vorgeworfen. Wie die Zeitung "Die Tagespost" berichtet, seien die Vorwürfe von Schwestern der von Kentenich gegründeten Marienschwestern in bislang nicht ausgewerteten Dokumente aus der Amtszeit von Papst Pius XII. (1939–1958) aufgetaucht. Das Heilige Offizium, die heutige Glaubenskongregation, habe Visitatoren ernannt und die Vorwürfe als glaubwürdig eingestuft. In den um 1950 entstandenen Berichten sei Kentenich als hochgradig manipulativ, die Schwestern in ihrer Gewissensfreiheit planmäßig behindernd beschrieben worden. 1951 wurde er durch den Vatikan ins Exil in die USA geschickt.
In der "Tagespost” sieht die Kirchenhistorikerin Alexandra von Teuffenbach das Handeln der Kirche unter Pius XII. als korrekt an. Sie habe die missbrauchte Frau und die Marienschwestern geschützt, "die aber damals, statt den offiziellen Weisungen der Kirche zu gehorchen, lieber einer durch die Akten deutlich beschriebenen fragwürdigen Gestalt folgen wollten". Nach der Visitation durch den Trierer Weihbischof Bernhard Stein im Jahr 1949 und Kentenichs vorübergehender Amtsenthebung in seiner Bewegung wurde er durch Paul VI. im Jahr 1965 rehabilitiert. Bisher galten Vorbehalte gegenüber neuen pastoralen Formen seiner Bewegung als Grund für die Visitation und die Amtsenthebung.
Der 1885 geborene Kentenich war Mitglied des Pallottiner-Ordens und gründete 1914 zusammen mit Studenten in Vallendar eine Marianische Kongregation, aus der später das Schönstattwerk hervorging. Im Zentrum der Spiritualität Schönstatts steht ein "Liebesbündnis mit Maria". Zur Bewegung gehören mehrere Gemeinschaften, darunter die Schönstätter Marienschwestern. Seit 1975 läuft ein Seligsprechungsprozess für Kentenich. (fxn)