Laie übernimmt pastorale Leitung einer Pfarrei im Bistum Münster
Mit dem Pastoralreferenten Werner Heckmann übernimmt künftig erstmals ein Laie die pastorale Leitung einer Pfarrei im Bistum Münster. Grund für das neue Leitungsmodell sind Personalprobleme, nachdem der bisherige Pfarrer in den Ruhestand gegangen war, teilte das Bistum am Mittwoch mit. "Es sind einfach nicht genügend Priester da, die die Aufgabe eines leitenden Pfarrers übernehmen können", sagte Weihbischof Christoph Hegge demnach bei der Vorstellung des neuen Leitungsmodells in der Gemeinde St. Georg im münsterländischen Saerbeck. Heckmann wird die Pfarrei gemeinsam mit Pfarrverwalter Pater Hans-Michael Hürter leiten.
"Das Festhalten an alten Strukturen wird der veränderten Situation nicht mehr gerecht", erklärte der Leiter der Hauptabteilung Seelsorge-Personal im Bistum, Karl Render. Es handele sich hierbei um ein Experiment, das von der Pastoralberatung des Bistums begleitet werde. Render und Weihbischof Hegge sehen in der neuen Leitungsform eine Chance für ein stärkeres Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen in der Pfarrei. Dabei soll den Ehrenamtlichen allerdings nicht mehr Arbeit zugemutet werden. "Wir wälzen nichts auf Sie ab. Sie bekommen jede Unterstützung, die Sie brauchen", hieß es auf der Pressekonferenz.
Die Pfarrei in Saerbeck ist damit die erste im Bistum Münster, die von einem Laien und einem Priester gemeinsam geleitet wird. In "einigen Monaten" solle die Umsetzung des Leitungsmodells reflektiert werden. Heckmann geht im kommenden Frühjahr in den Ruhestand, seine Nachfolgerin Anja Daut soll dann seine Aufgabe übernehmen. Dann solle auch entschieden werden, ob zur Entlastung des Kirchenvorstandes die Stelle eines Verwaltungsreferenten geschaffen werde.
Es gibt schon Beispiele in anderen Bistümern
Im Juni hatte das Bistum Münster eine Handreichung mit unterschiedlichen Formen der Gemeindeleitung versandt, um dazu zu ermutigen, "Leitungsstrukturen zu entwickeln, die für die jeweiligen Situationen angemessen sind". In anderen Bistümern gibt es bereits Leitungsmodelle mit hauptamtlichen Laien an der Spitze, beispielsweise in den Bistümern Osnabrück oder Rottenburg-Stuttgart. Im Bistum Trier hatte der Vatikan die Umsetzung der Strukturreform in November nach Beschwerden einer Priestergemeinschaft sowie mehrerer Katholiken aus dem Bistum ausgesetzt und umfassende Änderungen gefordert. Pfarreien dürften nicht von einem gleichberechtigten Team aus einem Pfarrer und Laien geleitet werden, hieß es. Die Verantwortung müsse letztlich bei einem Priester liegen. Allerdings könnten Aufgaben wie etwa die Verwaltung geteilt werden.
Auch Essens Bischof Franz-Josef Overbeck lehnt eine alleinige Pfarreileitung durch Laien ab. "Ich bin schon der Überzeugung, dass der Pfarrer aufgrund seiner Weihe, die ihn sendet, deutlich derjenige ist, der die Pfarrei leitet", sagte er am Dienstagabend während einer Online-Veranstaltung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) aus Düsseldorf. Er könne sich Modelle geteilter Verantwortung in Gemeinden vorstellen, zum Beispiel wenn es um Verwaltungsfragen gehe. Jedoch müsse einer am Ende den Hut aufhaben. "Und den hat der Pfarrer auf." (cbr)