Überraschende Aussage des Kirchenoberhauptes zur Umwandlung in eine Moschee

Papst Franziskus zu Hagia Sophia: Empfinde "großen Schmerz"

Veröffentlicht am 12.07.2020 um 12:49 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Am Freitag hatte das Oberste Verwaltungsgericht der Türkei den Weg zur Nutzung der Hagia Sophia als Moschee geebnet. Die Entscheidung über die einst christliche Kirche sorgte für viel Kritik. Nun hat sich überraschend auch der Pontifex geäußert.

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Papst Franziskus hat sich überraschend zur Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee geäußert. Wenn er an das Wahrzeichen in Istanbul denke, empfinde er "großen Schmerz", sagte er am Sonntag nach dem Angelus-Gebet auf dem Petersplatz. Mehr zu der international umstrittenen Entscheidung sagte das Kirchenoberhaupt nicht.

Das Oberste Verwaltungsgericht in der Türkei hatte am Freitag nach einer langen Debatte den Status des berühmten Bauwerks und Wahrzeichens von Istanbul als Museum aufgehoben. Damit könnten rein rechtlich in der Hagia Sophia wieder religiöse Zeremonien stattfinden. Erdogan unterzeichnete kurz darauf ein Dekret zur Nutzung der Hagia Sophia als Moschee. In einer TV-Ansprache kündigte er an, dass am 24. Juli das erste Freitagsgebet in der Hagia Sophia stattfinden soll. Gleichzeitig betonte er, dass das Gebäude allen Menschen egal welchen Glaubens offen stehen werde. Der Eintritt sei nun kostenlos.

Bild: ©miklyxa13/Fotolia.com

Die Hagia Sophia in Istanbul.

Für die Entscheidung gab es von vielen Seiten Kritik. Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) reagierte mit Sorge. Der Beschluss und Erogans Ankündigung würden die Gefahr in sich bergen, "dass die Hagia Sophia künftig wieder als Symbol religiösen 'Raumgewinns' gedeutet werden könnte", sagte DBK-Sprecher Matthias Kopp. Er warb "für eine politische Entscheidung, die die Einheit des Landes und das Gefühl der Zusammengehörigkeit von Muslimen und Christen stärkt, statt Bitterkeit zu schüren und Fliehkräfte zu begünstigen". Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, regte eine gemeinsame Nutzung von Muslimen und Christen an. Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, auf Twitter:"Können nicht Muslime und Christen im großen Gotteshaus jeweils ihren Gottesdienst beten?"

Die Hagia Sophia ("Göttliche Weisheit") wurde im Jahr 537 als Reichskirche des griechisch-orthodoxen Kaiserreichs Byzanz geweiht und war die größte Kirche des Christentums. Nach der Eroberung Konstantinopels, des heutigen Istanbul, durch die türkischen Osmanen wurde sie 1453 zur Moschee und mit Minaretten versehen. Republikgründer Mustafa Kemal "Atatürk" machte sie 1934 zu einem Museum. 2019 besuchten es mehr als drei Millionen Menschen. Für viele orthodoxe Christen hat die Hagia Sophia eine vergleichbare historische Bedeutung wie der Petersdom für die Katholiken. Seit 1985 stehen das Bauwerk und andere historische Bauwerke Istanbuls auf der Unesco-Liste für das Weltkulturerbe. (mpl/KNA)