Bauwerk "ursprünglich gebaut zum Gebet für Christen"

Berliner Weihbischof Heinrich kritisiert Umwidmung der Hagia Sophia

Veröffentlicht am 16.07.2020 um 12:44 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Viele Kirchenvertreter kritisieren, dass die Hagia Sophia wieder zur Moschee werden soll. Der Berliner Weihbischof Matthias Heinrich schließt sich an. Er befürchtet, dass diese Entscheidung "ein weiterer Schritt weg von Europa" für die Türkei wird.

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Der Berliner Weihbischof Matthias Heinrich hat sich der Kritik an der geplanten Umnutzung der Hagia Sophia vom Museum zur Moschee angeschlossen. Das Bauwerk in Istanbul sei "ein einzigartiges, spektakuläres Bauwerk, ursprünglich gebaut zum Gebet für Christen", schreibt Heinrich in einem Gastbeitrag für die Boulevardzeitung "B.Z." (Donnerstag). "Vor allem die Kirche des Ostens hat es Jahrhunderte lang als solche Gebetsstätte genutzt."

"Vielleicht wird von daher der Ärger der Christen verständlich, wenn Präsident Erdogan aus dem jetzigen Museum ein Gebetshaus machen will, das ausschließlich von Muslimen genutzt werden darf", betont Heinrich. "Was aber spricht wirklich dagegen, diese ursprünglich christliche Kirche als Museum zu belassen oder als Gebetshaus für verschiedene Religionen zu öffnen?", fragt der Weihbischof des Erzbistums Berlin. Er äußert die Befürchtung, dass die Umwidmung der Hagia Sophia für die Türkei "ein weiterer Schritt weg von Europa" wird.

Das Oberste Verwaltungsgericht in der Türkei hatte vergangenen Freitag den Status des berühmten Bauwerks als Museum aufgehoben. Präsindet Recep Tayyip Erdogan unterzeichnete daraufhin ein Dekret zur Nutzung der Hagia Sophia als Moschee. Für die Entscheidung gab es von vielen Seiten Kritik. Papst Franziskus sagte, er empinde "großen Schmerz", wenn er an das Istanbuler Wahrzeichen denke. Laut der Deutschen Bischofskonferenz berge der Beschluss die Gefahr in sich, "dass die Hagia Sophia künftig wieder als Symbol religiösen 'Raumgewinns' gedeutet werden könnte". Mehrere Religionsvertreter regten eine gemeinsame Nutzung der Hagia Sophia von Christen und Muslimen an. Verständnis für die Umwidmung äußerte hingegen Paolo Bizzeti, der Apostolische Vikar von Anatolien. Die Entscheidung sei "keine Kurzschlusshandlung" von Erdogan gewesen. Schließlich befürworteten laut aktuellen Umfragen 70 Prozent der türkischen Bevölkerung den Schritt. "Das ist eine Tatsache, der man Rechnung tragen muss", betonte Bizetti. (mal/KNA)