Anklageschrift bei US-Gericht eingereicht

Ex-Kardinal McCarrick soll "Sex-Ring" unterhalten haben

Veröffentlicht am 23.07.2020 um 15:10 Uhr – Lesedauer: 

New York ‐ Wegen sexuellen Missbrauchs wurde der frühere Kardinal Theodore McCarrick 2018 aus dem Klerikerstand entlassen. Nun gibt es neue Vorwürfe und eine Anklageschrift gegen den inzwischen 90-Jährigen.

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Es gibt neue Vorwürfe gegen den ehemaligen US-Kardinal und Erzbischof Theodore McCarrick. Der heute 90-Jährige soll in den 1980er Jahren in einem Strandhaus in der Stadt Sea Girt im US-Bundesstaat New Jersey eine Art "Sex Ring" unterhalten haben, berichten US-Medien. Eine entsprechende Anklageschrift habe Opfer-Anwalt Jeff Anderson am Dienstag bei einem Gericht des Bundesstaats New Jersey eingereicht. Am Mittwoch informierte er in einer Online-Pressekonferenz darüber.

Wochenende in einem Strandhaus

Das 30-seitige Dokument beruft sich auf die Aussagen eines mutmaßlichen Opfers vom McCarrick, das bisher geschwiegen hatte. Der Junge stamme aus einer gläubigen Familie, heißt es darin. Im Jahr 1978 war er elf Jahre alt und soll damals zunächst von einem anderen Geistlichen missbraucht worden sein. Anfang der 1980er Jahre sei er dann auch McCarrick vorgestellt worden, damals Bischof der neugegründeten Diözese Metuchen in New Jersey. Dem Jungen sei in Aussicht gestellt worden, der Erzbischof könne für dessen Schulgeld aufkommen.

Der Heranwachsende sei dann zusammen mit anderen in einer Art Wochenendfreizeit in das Strandhaus gekommen, das von Priestern, Seminaristen und Jugendlichen genutzt worden und aus Geldern der Diözese Metuchen gekauft worden sei. Nachts sei McCarrick, unterstützt von anderen Geistlichen, dann an das Bett des Jungen gekommen und es sei zu sexuellen Übergriffen gekommen, so Anwalt Anderson. Dabei habe McCarrick geflüstert "Es ist ok". Der Missbrauch habe in den Jahren 1982 und 1983 in dem Strandhaus stattgefunden, damals war der Junge zwischen 14 und 16 Jahren alt.

Die Anklage nennt McCarrick selbst, aber auch mehrere andere Geistliche sowie die Diözese Metuchen und die Erzdiözese Newark, der McCarrick später vorstand. Ihnen wird vorgeworfen, nicht genug zur Aufklärung des sexuellen Missbrauchs beigetragen haben.

Gegenüber verschiedenen Medien äußerten sich Diözesen zu den Anschuldigungen. Ein Sprecher der Diözese Metuchen wird mit den Worten zitiert, die Anklage liege ihm nicht vor. Aber die Diözese werde weiter alles daransetzen, damit ein solcher Missbrauch nicht wieder geschehe. Dias Erzbistum Newark wollte sich nach den Berichten nicht zu dem laufenden Verfahren äußern. Anwalt Jeff Anderson engagiert sich laut der Website "National Catholic Register" schon länger in Missbrauchsverfahren. Er sei aber auch umstritten, Kritiker sagten etwa, er suche die Aufmerksamkeit der Medien. 

Aus dem Klerikerstand entlassen

McCarrick war 2018 des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger und der Unzucht mit jungen Männern beschuldigt worden. Im Juni 2018 suspendierte der Vatikan ihn wegen eines Übergriffs auf einen Messdiener im Jahr 1971. Nachdem weitere glaubhafte Vorwürfe hinzukamen, musste sich der Kardinal vor der vatikanischen Glaubenskongregation verantworten. Sie entließ McCarrick Mitte Februar 2019 aus dem Klerikerstand. In der Urteilsbegründung hieß es damals, er habe Minderjährige und Erwachsene sexuell missbraucht und dazu auch das Beichtsakrament benutzt. Dies zählt im Kirchenrecht zu den schwersten Verbrechen. (gho)

Linktipp: Die steile Kirchenkarriere und der tiefe Fall des Theodore McCarrick

Er war eine Autorität in Politik und Kirche, bis 2018 seine sexuellen Verfehlungen publik wurden. Mittlerweile darf Theodore McCarrick nicht mehr als Priester wirken und auch seinen Kardinalsrang ist er los. Heute wird er 90 Jahre alt.