Vatikan-Papier: Deutsche Bischöfe lassen sich nicht beirren – gut so!
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Der Schock sitzt bei vielen noch immer tief: Vor einer Woche veröffentlichte der Vatikan seine Instruktion zur Zukunft der Pfarrgemeinden und überraschte die Ortskirchen damit völlig – gerade auch die deutsche. Bereits laufenden oder geplanten Pfarreireformen werden enge Grenzen gesetzt, der Leitung durch Laien eine Quasi-Absage erteilt. Zweifelsohne ein Schlag in die Magengrube für alle reformbemühten Katholiken, von den engagierten Laien bis hin zu den Bischöfen.
Doch die Angelegenheit trägt auch positive Früchte: Selten war sich die Mehrzahl der deutschen Bischöfe in der jüngeren Vergangenheit derart einig wie nun in ihrer entschiedenen Kritik an dem Vatikan-Papier. Selten waren die kritischen Stellungnahmen zu einem Dokument "von oben" so deutlich wie jetzt. Rückwärtsgewandtheit, Wirklichkeitsferne, fehlende Absprache mit den Ortskirchen: Die Oberhirten "schlucken" nicht einfach, was aus Rom kommt, sondern benennen klar die problematischen Punkte der Instruktion. Das ist wohltuend und im Sinne eines konstruktiven Miteinanders von Universal- und Teilkirche notwendig.
Zugleich beweisen die Bischöfe Mut zur Verantwortung: Sie machen deutlich, dass sie sich die ihnen übertragene Hirtensorge für ihre Diözesen nicht einfach abnehmen lassen möchten und können. Mehrere Oberhirten haben bereits betont, dass sie die Instruktion so nicht akzeptieren und an ihren Programmen zur Pfarreireform festhalten wollen. Das darf freilich nicht zu einem Bruch mit Rom führen. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann zeigt hier den richtigen Weg auf, indem er die Instruktion nicht "als Endstation" wertet und die deutschen Bistümer zu "noch intensiveren Gesprächen" mit dem Vatikan auffordert.
Dementsprechend wäre es wünschenswert, dass auch von vatikanischer Seite tatsächliche Gesprächsbereitschaft vorhanden ist: darüber, wie das Dokument auf die jeweiligen Situationen in den einzelnen Ortskirchen – etwa bei eklatantem Priestermangel – angewandt beziehungsweise angepasst werden kann und muss. Zudem sollte bei künftigen Instruktionen zunächst Rücksprache mit den Ortskirchen gehalten werden, um Situationen wie die jetzige zu vermeiden. Schließlich bleibt zu hoffen, dass die deutschen Bischöfe sowohl bei den Reformen in ihren Bistümern als auch auf dem Synodalen Weg weiterhin den Mut beweisen, den sie derzeit an den Tag legen.