Schwedischer Kardinal ist Mitglied der Kleruskongregation

Arborelius: Weiß nicht, wie Vatikan-Instruktion fertiggestellt wurde

Veröffentlicht am 28.07.2020 um 13:22 Uhr – Lesedauer: 
Anders Arborelius im Porträt
Bild: © KNA

Stockholm ‐ Für viele kam die Veröffentlichung der Vatikan-Instruktion zu Pfarrgemeinden in der vergangenen Woche sehr überraschend. Offenbar auch für den schwedischen Kardinal Anders Arborelius – obwohl er Mitglied der Kleruskongregation ist.

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Der schwedische Kardinal und Mitglied der Kleruskongregation Lars Anders Arborelius wusste nach eigenen Angaben nichts von der Veröffentlichung der Vatikan-Instruktion. "Ich weiß eigentlich nicht, wie dieses Dokument fertiggestellt wurde", sagte er am Montag in einem Interview dem Kölner "Domradio". Die Sitzung sei abgesagt worden. "Ich hatte bis jetzt keinen persönlichen Kontakt mit der Kongregation", so Arborelius 

Als er das Dokument das erste Mal gesehen habe, sei ihm deutlich aufgefallen, dass der Papst damit die Evangelisierung und die Armen in den Mittelpunkt stellen wolle. "Die Gemeinden sind da, um die frohe Botschaft weiterzugeben. Das ist mehr ein geistlicher als ein organisatorischer Prozess", so der schwedische Kardinal. Gerade in einer säkularen Gesellschaft sei es sehr wichtig, dass die Pfarreien mehr missionarisch und evangelisierend arbeiteten. "Und nicht nur für die kleine Gruppe, die ja schon aktiv in den Gemeinden tätig ist." 

In der Evangelisierung nach innen in die Gemeinde und nach außen in die Gesellschaft liegt aus Sicht des Kardinals die Hauptaufgabe nach der Veröffentlichung der Instruktion. Für viele Gemeinden könne das schwierig sein. "Die meisten Katholiken Schwedens kommen aus anderen Ländern, da ist man mitunter ein bisschen ängstlich, um öffentlich für den Glauben aufzutreten. Für uns ist es wohl eine Aufgabe, die Gläubigen davon zu überzeugen, dass sie sich mehr missionarisch einsetzen müssen", so Arborelius.   

Dass Laien keine Leitungsfunktion in der katholischen Kirche übernehmen können, ist laut Arborelius in Schweden kein großes Problem. "Wir haben nicht diesen Gegensatz zwischen Priestern und Laien." In Schweden gebe es relativ viele Priester und anders als in Deutschland wenige Laien, die hauptamtlich in den Gemeinden arbeiteten. Die Arbeit werde daher von einem Priester und vielen Ehrenamtlichen getragen, so Arborelius. Diese könnten sich oft "sehr selbstständig" in ihrem Fach, der Katechese oder karitativer Arbeit engagieren.  

Lob und Kritik aus Deutschland an Vatikan-Schreiben 

Am Montag der vergangenen Woche hatte die vatikanische Kleruskongregation die Instruktion "Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche" veröffentlicht. Sie besagt unter anderem, dass Laien von der Gemeindeleitung ausgeschlossen sind. Auch Teams aus Geweihten und Nicht-Geweihten sind demnach nicht zulässig. Stattdessen wird die Rolle des Pfarrers betont. Zahlreiche Kirchenvertreter und Theologen aus Deutschland kritisierten das Papier als rückwärtsgewandt. Scharfe Kritik gab es von den Bischöfen Franz-Josef Bode (Osnabrück), Peter Kohlgraf (Mainz) und Franz-Josef Overbeck (Essen).  

Auch Bambergs Erzbischof Ludwig Schick sagte, die Instruktion bringe für die Kirche und ihren missionarischen Auftrag "mehr Schaden als Nutzen" und nannte das Papier theologisch defizitär. Bischof Gebhard Fürst kündigte an, am Rottenburg-Stuttgarter Leitungsmodell festhalten zu wollen. Auch Stefan Heße möchte den eingeschlagenen Erneuerungsprozess im Erzbistum Hamburg weiterführen. Erzbischof Stephan Burger sagte, er wolle trotz des Vatikan-Dokuments an der Pfarreireform im Erzbistum Freiburg festhalten. Bischof Franz Jung sagte, er vermisse im Dokument innovative Ansätze. Bischof Stephan Ackermann bedauerte, die Instruktion schränke die Eigenverantwortung von Bischöfen und Diözesen ein. Münchens Kardinal Reinhard Marx forderte ein stärkeres Aufeinanderhören in der Kirche. Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige bezeichnete die Instruktion als "wirklichkeitsfern".  

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hingegen lobte die Instruktion und untermauerte seine Haltung noch einmal am Freitag in einem Gastbeitrag für katholisch.de. Auch der Augsburger Bischof Bertram Meier fand positive Worte und betonte, seine Diözese könne mit der neuen Vatikan-Instruktion "gut leben". Aus Sicht des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke biete das Dokument "viele wertvolle Impulse" für einen missionarischen Aufbruch der Pfarrgemeinden. Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper schrieb ebenfalls, dass er dem Dokument Positives abgewinnen könne. (cbr)