Bischof Nann: Instruktion trifft nicht für alle Ortskirchen gleich zu
Nach dem deutschen Bischof und Prälat von Caraveli in Peru, Reinhold Nann, treffe die kürzlich veröffentlichte Vatikan-Instruktion nicht für alle Bischofskonferenzen gleich zu. "Römische Verlautbarungen sind nicht nur für mich, sondern für ganz unterschiedliche Kirchen in weit über hundert Bischofskonferenzen geschrieben", schrieb Nann am Mittwoch in seinem Internetblog. Auch liege deshalb auf der Hand, dass "man die nicht alle vorher konsultieren kann". Der Bischof sei deshalb verwundert "über die aufgeregte und voreilige Reaktion einiger meiner Kollegen in Deutschland", heißt es weiter. Als er selbst noch im Erzbistum Freiburg zunächst Student, dann Priester war, sei er nach vatikanischen Veröffentlichungen auch verärgert gewesen, reagiere mittlerweile aber gelassener.
Auf die "notwendige Mitarbeit" von Laien in Pfarrgemeinde- und Stiftungsräten und einen transparenten und weniger kommerziellen Umgang mit den Finanzen werde ausführlich hingewiesen, insbesondere in Bezug auf Messstipendien, so Nann. "Das ist eine Gewissenserforschung für die Lateinamerikanische Kirche, die Deutsche hat hier ihre Hausaufgaben längst gemacht."
Bei den Ausführungen zu Seelsorgeeinheiten und Großpfarreien scheine es bei den deutschen Bischöfen ein Missverständnis zu geben, schreibt der Bischof. "Es geht der Kleruskongregation nicht um eine weitere Klerikalisierung der Kirche, sondern im Gegenteil um eine stärkere Mitbeteiligung der Laien." Dabei berücksichtige die Instruktion, dass Ordinariate "neue Riesenpfarreien bilden wollen, ohne auf die Gefühle der betroffenen Menschen zu achten". Am Ende werde man an einer Zusammenlegung nicht vorbeikommen, doch Rom stelle sich auf die Seite der Laien, wenn angemahnt wird, dies stufenweise und schonend zu tun. In der Instruktion kritisiert würden "die oft abgehobenen Verwaltungsplaner in den Ordinariaten".
Neue Strukturen nach wie vor möglich
Durch das Dokument würden Strukturveränderungen zwar zeitaufwendiger, aber auch angenehmer für die Gläubigen; "verunmöglicht" würden Reformen dadurch nicht. Zwar habe laut Kirchenrecht immer ein Pfarrer die Leitungsgewalt einer Pfarrei inne, nach der Errichtung von Unterstrukturen wie Gemeinden oder Pfarrzentren könnten diese aber von Laien geleitet werden. In seiner Prälatur in Peru sei dies bereits der Fall: Es gebe nur 22 Pfarrer, die Pfarreien leiten, doch die Vorsteher der Gemeinden in über 500 Dörfern seien Laien. "Wegen Priestermangels sind einige Pfarreien auch Ordensschwestern 'anvertraut', ich darf sie halt nur nicht 'Pfarrerinnen' nennen", schreibt Nann. Für ihn selbst sei die Instruktion hilfreich.
In der deutschen Kirche müsste hingegen nicht nur die Struktur, sondern auch das "Kirchensteuer- und Beamtenmodell" verändert werden. "Anstatt die neue Instruktion nur abzulehnen, täte es der deutschen Kirche gut, die Herausforderungen darin ernsthaft anzunehmen. Das wäre ein Schritt zur 'pastoralen Umkehr'", so der Bischof.
Nann stammt aus Breisach bei Freiburg und wirkte nach seiner Priesterweihe 1987 zunächst als Seelsorger in Mannheim und Waldkirch. 1992 ging er in das Bistum Carabayllo in Peru. Nach einer erneuten Tätigkeit im badischen Brühl von 1997 bis 2001 wechselte er dauerhaft in das peruanische Erzbistum Trujillo, 2004 bis 2012 auch als Koordinator der Partnerschaft zwischen dem Erzbistum Freiburg und Peru. Im Mai 2017 ernannte Papst Franziskus ihn zum Leiter der Territorialprälatur Caraveli im Süden des Andenstaates; im August folgte die Bischofsweihe. (mpl)