Wie Mitleid uns heilen kann
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Impuls von Christoph Kreitmeir
Tief erschüttert vom erfahrenen gewaltsamen Tod seines Freundes Johannes, zieht sich Jesus in die Einsamkeit zurück, um zu verarbeiten und aufzutanken. Die hilfesuchenden Menschen erfahren aber, wo er ist, und kommen in Scharen dorthin. Anstelle auszuweichen, wendet er sich ihnen aus folgendem Grund zu, heilt ihre Kranken und lehrt sie bis zum Abendgrauen: Mitleid.
Seine Helfer wollen, weil kaum Verpflegung für Tausende da ist, die Menschen wegschicken und dann geschieht ein neues Wunder: Aus ganz wenig Nahrung wird reichlich viel, es bleibt sogar einiges übrig.
Soweit die bekannte Geschichte der "Speisung der Fünftausend". Sie kann auch heute erlebt werden, und zwar im Krankenhaus noch vor der Coronazeit.
Ein ehrenamtlicher Helfer, für uns Seelsorger am Klinikum Ingolstadt, erlitt durch einen Sturz von der Leiter sehr komplizierte Knochenbrüche in den Beinen, die zu einem längeren Krankenhausaufenthalt führten. Das allein ist ja schon eine bestürzende Erfahrung, die alle gemachten Pläne über den Haufen wirft. Sehr bald kam er nach ersten Heilungserfolgen in ein Vierbettzimmer, wo auch Frühreha angeboten wurde. Vierbettzimmer ist heutzutage ja nicht unbedingt ein Vergnügen. Mit drei anderen Schwerkranken zusammen sich aufeinander einzustellen und vor allem den vielen Besuch der anderen tagsüber mitzubekommen, das kann schon an den Nerven zerren.
Dieser Mann erlebte dann aber leider gesundheitliche Rückfälle, die teilweise sehr besorgniserregend und gefährlich wurden. Sein Krankenhausaufenthalt entwickelte sich von außen betrachtet zu einem Horrortrip, der Monate andauerte. Immer wieder gesundheitliche Rückfälle; er aber hielt die Fahne der Hoffnung und der Zuversicht hoch. Nicht nur das, durch ihn zog in dieses Krankenzimmer auch immer wieder der Geist von Freundlichkeit, von Anteilnahme und von Mitleid den anderen gegenüber ein. Vier verschiedenste Männer zwischen Jung und Alt mit schweren bis sehr schweren Erkrankungen und von unterschiedlichsten Weltanschauungen geprägt – Moslem, Christ, Nichtmehrchrist und Irgendwieimmernochchrist – entwickelten sich zu einer guten Schicksalsgemeinschaft, wo nicht nur Ärzte, Schwestern, Therapeuten und wir Seelsorger, sondern auch all die Besucher gerne hingingen und immer wieder etwas Positives mitnehmen konnten.
Unserem ehrenamtlichen Mitarbeiter war es jeden Tag sehr wichtig, dass wir ihm das "Brot des Lebens", die Heilige Kommunion vorbeibrachten und ihn segneten. Nicht nur er, sondern durch ihn wurden viele andere dadurch genährt und gesegnet. UND – ich bin der festen Überzeugung, dass noch viel "Übriggebliebenes" weiternähren kann, wenn man sich im Alltag wieder an diese schwere, aber gesegnete Zeit erinnert.
Evangelium nach Matthäus (Mt 14,13-21)
In jener Zeit, als Jesus hörte, dass Johannes enthauptet worden war, zog er sich allein von dort mit dem Boot in eine einsame Gegend zurück. Aber die Volksscharen hörten davon und folgten ihm zu Fuß aus den Städten nach. Als er ausstieg, sah er die vielen Menschen und hatte Mitleid mit ihnen und heilte ihre Kranken.
Als es Abend wurde, kamen die Jünger zu ihm und sagten: Der Ort ist abgelegen und es ist schon spät geworden. Schick die Leute weg, damit sie in die Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen!
Jesus aber antwortete: Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen!
Sie sagten zu ihm: Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische hier.
Er antwortete: Bringt sie mir her!
Dann ordnete er an, die Leute sollten sich ins Gras setzen. Und er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern; die Jünger aber gaben sie den Leuten und alle aßen und wurden satt.
Und sie sammelten die übrig gebliebenen Brotstücke ein, zwölf Körbe voll. Es waren etwa fünftausend Männer, die gegessen hatten, dazu noch Frauen und Kinder.