Standpunkt

Mehr Tiere in der Seelsorge!

Veröffentlicht am 04.08.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Kirche ohne Tiere ist möglich, aber sinnlos, sagt Peter Otten in Anlehnung an Loriot. Aus eigener Erfahrung weiß er nämlich, dass Vierbeiner nicht nur Seelentröster, sondern in mancher Hinsicht auch Vorbilder in Sachen Kommunikation und Leitung sind.

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"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos", sagte bekanntlich der große Humorist Loriot. Er hat Recht. Ich habe die Tiefe dieses Satzes aber erst verstanden, seitdem Tiere Teil unserer Familie sind, nämlich die Stute Ramina und die Pudeldame Greta. Doch ich würde sogar noch weitergehen: Kirche ohne Tiere ist möglich, aber sinnlos." Ich finde, wir brauchen mehr Tiere in der Kirche. In der Seelsorge. Denn:

  1. Tiere erzählen jeden Tag heilsame Geschichten. Stellen Sie sich zu Beispiel einen Waschküchenwettertag vor. Auf der Koppel sehen Sie 50 Meter weit. Wo ist nur das Pferd? Sie rufen seinen Namen. "Ramina!" Einmal, zweimal. Freundlich. Und da trottet das Pferd durch die Nebelwand. Wen das nicht in der Seele berührt, dem ist nicht zu helfen. "Ich habe dich bei deinem Namen gerufen" ist auf einmal kein Kalenderspruch mehr, sondern existenzielle Realität.
  2. Tiere lieben ohne Bedingung. Das, was allein Gott kann, hält der für möglich, der einen Hund hat. Denn kommst du heim, wackelt und wedelt der Hund mit allem, was er hat. Vollkommen egal, ob du traurig, gefrustet oder fröhlich bist. Alt und gebrechlich oder jung und fit. Der Hund überschlägt sich vor Freude. Der barmherzige Vater, der seinem heimkehrenden Sohn entgegenläuft – Hundebesitzer erleben dieses Wunder jeden Tag aufs Neue.
  3. Tiere lehren klar zu kommunizieren. Kommunikation zwischen Tieren und Menschen funktioniert, wenn die Zeichen klar und eindeutig sind und immer wieder eingeübt werden. Macht durch Unklarheit oder Herrschaftswissen ist in der Mensch-Tier-Beziehung undenkbar. Tiere sind ideale Lehrmeister für alle, die in der Kirche leiten.
  4. Tiere sind Kommunikationsbrücken. Viele Gespräche beim Gassigehen, die völlig unverbindlich beginnen entwickeln sich zu Gesprächen über gescheiterte Beziehungen und Einsamkeitsängste, den Verlust von Menschen, Hunden und Katzen, aber auch über Freude und Lust am Leben. Und all das nur, weil ein freundlicher Pudel mit dem Schwanz wedelt.

Tiere erinnern daran, dass das Leben doch eigentlich unverzweckt ist. Ein Grundgedanke aller Religiosität, auch der Kirche. Wir brauchen Besuchs- und Seelsorgehunde, -katzen und -pferde. Die bellen, miauen und wiehern für das Himmelreich.

Von Peter Otten

Der Autor

Peter Otten ist Pastoralreferent in der Pfarrgemeinde St. Agnes in Köln. Seit einigen Jahren bloggt er unter www.theosalon.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.