Ein Papstbesuch in Deutschland wäre gerade jetzt nötig
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Es ist Feuer unterm Dach der katholischen Kirche in Deutschland. Hunderttausende erklären ihren Austritt. Katholische Laien, darunter viele Frauen, kündigen ihre Mitarbeit in den Gemeinden auf. Priesterseminare stehen leer. Und die Mehrheit der Bischöfe reagiert auf ein Schreiben aus Rom, das an die katholische Lehre vom sakramentalen Priesteramt und an das Kirchenrecht erinnert, mit lauter Empörung. Letzteres mag man als Zeichen von Mut deuten, es zeigt aber zugleich die Tiefe des Grabens, der sich zwischen Rom und weiten Teilen der katholischen Kirche in Deutschland aufgetan hat.
Papst Franziskus hat zu dieser Entwicklung beigetragen. Mit Worten und Gesten, die als Einladung zur Öffnung, zur Liberalisierung und zur Demokratisierung der Kirche interpretiert werden konnten, hat er Erwartungen geweckt, die im Rahmen der geltenden Lehre und des daraus abgeleiteten Rechts nicht realisierbar sind. Mit dem Synodalen Weg haben dann Bischöfe und Laien einen ersten Anlauf unternommen, Lehre und Recht in Frage zu stellen und – in letzter Konsequenz – deren Änderung zu fordern.
Wie der Papst in dieser zum Zerreißen angespannten Situation die Einheit der Kirche wahren will, ist noch nicht zu erkennen. Er hat es vor gut einem Jahr mit seinem Brief "an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" versucht – doch außer dem Satz, dass der Brief keine Stoppschilder enthalte, ist davon wenig in Deutschland angekommen. Die jüngste Instruktion zum Thema Gemeinden und Priestertum hat er genehmigt, vom bischöflichen Proteststurm wird er aus dem Bericht seines Nuntius in Berlin erfahren haben.
Spätestens jetzt gäbe es Gründe genug für den Papst, um an den verunsicherten deutschen Rand der katholischen Weltkirche zu reisen, und in Predigten und Begegnungen zu erklären, was er wirklich will. Doch in Corona-Zeiten kann es Papstreisen, wie wir sie bisher kannten, nicht mehr geben. Und so wird sich der Druck im deutschen Kirchen-Kessel weiter erhöhen.