Wo bleibt die Solidarität mit Belarus – auch seitens der Kirche?
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Ein kleines Rätsel: Was liegt von Berlin aus weiter weg, Rom oder Minsk? Und wie sieht es mit Paris und Madrid aus? Stellen wir uns vor, in Rom würden Demonstranten niedergeprügelt und Massenverhaftungen durchgeführt, Wahlfälschung stünde im Raum. Natürlich wäre der Aufschrei bei uns groß, auch unter Christen und bei den Kirchen. Von Berlin aus gerechnet liegt Rom gut 350 Kilometer weiter entfernt als die weißrussische Hauptstadt. Paris ist fast gleich weit und Madrid doppelt so weit entfernt. Doch Belarus lässt uns merkwürdig kalt. Wo bleiben die Stimmen der Kirchen, die doch sonst nicht zögerlich sind, wenn es um Stellungnahmen geht?
Der belarussische Präsident Aljaksandr Lukaschenka unterdrückt sein Volk, lässt politisch missliebige Oppositionelle festnehmen und drängt sein Land gesellschaftlich, wirtschaftlich und politisch in eine Art post-sowjetische Paralyse. Und zu Ostern hat er sich zudem noch einen christlichen Anschein gegeben, indem er trotz Corona seinen Kirchenbesuch zelebrierte.
Doch wo ist die Solidarität mit den Menschen, die unter dem "letzten Diktator" Europas leiden? Viele gehen im ganzen Land auf die Straße, riskieren einiges. Und wir im Westen wissen viel zu wenig, unternehmen zu wenig und sind viel zu gleichgültig. Erinnern wir uns an die antikommunistischen Freiheitsbewegungen vor über 30 Jahren in Polen, Ungarn, der Tschechoslowakei und der DDR. Die Menschen, die damals auf die Straße gingen, konnten sich der vielfachen Unterstützung aus dem Westen sicher sein – auch der Rückendeckung der Kirchen. Wie ist das heute?
Angelika Schmähling vom Osteuropa-Hilfswerk Renovabis erklärt im Interview, dass Weißrussland in der Wahrnehmung oft nicht beachtet wird. Das müssen wir ändern! Solidarität heißt auch Information: Renovabis sollte deutlich mehr über Belarus informieren, übrigens auch über die Geschichte. Gerade Weißrussland hat schrecklich unter den Nazis gelitten und war ein zentraler Ort des millionenfachen Mordes an Europas Juden. Wo ist da unser historisches Bewusstsein?
Von den Gemeinden bis zu den Bischöfen kann die Aufmerksamkeit für das Nachbarland gesteigert werden. Der katholische Minsker Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz ruft zu Gebeten für eine "friedliche Beilegung aller Probleme" in Belarus auf. Das ist doch nicht nur ein Aufruf für die Menschen in dem geplagten Land selbst, sondern für die Welt. Wir alle müssen die Menschen in Belarus auch in unsere Gebete – laut und leise – einschließen.