Mainzer Bischof schreibt seinen Gläubigen

Kohlgraf: Bistumsreform nach Vatikan-Instruktion nicht gefährdet

Veröffentlicht am 13.08.2020 um 11:45 Uhr – Lesedauer: 

Mainz ‐ Welche Folgen hat die Vatikan-Instruktion in deutschen Bistümern? Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf ist überzeugt, dass der "Pastorale Weg" in seiner Diözese weitergeführt werden kann – und es weiterhin Formen geben wird, Verantwortung zu teilen.

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Bischof Peter Kohlgraf sieht den Reformprozess "Pastoraler Weg" in seiner Diözese Mainz nach der Vatikan-Instruktion zu Pfarreienreformen nicht in Gefahr. "Ich bin davon überzeugt, dass wir einen guten Weg eingeschlagen haben, der sowohl dem Evangelium als auch den Menschen unserer Zeit gerecht wird", schreibt Kohlgraf in einem Brief an die Gläubigen seines Bistums. Gleichzeitig sei er zuversichtlich, dass man Lösungen finde, die sowohl der pastoralen Situation vor Ort als auch den kirchenrechtlichen Vorgaben entsprechen.

Viele Themen, die die Instruktion anspreche, habe der Prozess bereits im Blick, so Kohlgraf weiter. Dazu zählten insbesondere die missionarische Grundausrichtung der Pfarrei mit der zentralen Bedeutung der Eucharistie und der Evangelisierung als Grundauftrag. "Das Ziel des Pastoralen Weges war und ist es, gute Formen zu finden, wie wir den Glauben auch in Zukunft teilen können." Ziel der Mainzer Bistumsreform ist es, das kirchliche Leben theologisch und strukturell zu erneuern. So sollen die bisher etwa 300 Pfarreien bis 2030 zu rund 50 Großpfarreien zusammengelegt werden.

Die Bildung größerer Pfarreien sieht Kohlgraf nach wie vor als richtig an. Ganz im Sinne der Instruktion achte man dabei intensiv auf die Pastoral- und Sozialräume vor Ort und suche Wege der Beteiligung der Gremien und Gemeinde. Im Hinblick auf die von der Instruktion geforderte Leitung der Pfarrei durch einen Priester betont der Mainzer Bischof, dass "unbeschadet der rechtlichen Stellung des Pfarrers geeignete Formen gefunden werden, Verantwortung zu teilen".

"Lassen Sie sich nicht entmutigen!"

Gleichzeitig machte Kohlgraf sein Verständnis für die durch die Instruktion ausgelöste Verärgerung und Verunsicherung bei vielen engagierten Gläubigen deutlich. "Ich bitte Sie sehr: Lassen Sie sich nicht entmutigen und setzen sie sich weiter für den Pastoralen Weg ein!", so der Mainzer Bischof. Das Bistum sei auf die Mitarbeit der Laien in der Kirche angewiesen, "heute und wohl noch mehr in der Zukunft".

Ähnlich wie Kohlgraf hatte sich zuletzt auch der Aachener Bischof Helmut Dieser geäußert. Er betonte, die Anliegen des Gesprächs- und Veränderungsprozesses "Heute bei dir" im Bistum Aachen würden durch die Instruktion bestätigt und neu motiviert statt eingeschränkt: "Was das Dokument fordert, ist ja gerade das Anliegen unseres Prozesses!" 

Am 20. Juli hatte der Vatikan seine Instruktion "Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche" veröffentlicht. Sie besagt unter anderem, dass Laien von der Gemeindeleitung ausgeschlossen sind. Auch Teams aus Geweihten und Nicht-Geweihten sind demnach nicht zulässig. Stattdessen wird die Leitungsrolle des Pfarrers betont. Die deutschen Bischöfe – darunter auch Kohlgraf –, Theologen und Verbände reagierten unmittelbar nach der Veröffentlichung mehrheitlich mit Kritik auf das Papier und bezeichneten es unter anderem als realitätsfern und rückwärtsgewandt. Die im Vatikan für die Instruktion verantwortliche Kleruskongregation bot den deutschen Bischöfen ein klärendes Gespräch an. (mal)