Gottesmutter soll von Kriminellen befreit werden

Papst will Marien-Kult der Mafia austrocknen

Veröffentlicht am 19.08.2020 um 13:40 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ So mancher Mafiosi in Italien umgibt sich gern mit der Aura des Religiösen. Damit soll bald Schluss ein, wenn es nach Papst Franziskus geht. Dafür hat er sogar eine eigene Arbeitsgruppe geschaffen.

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Papst Franziskus will mit einer zweifelhaften Marienverehrung durch Mafiosi aufräumen. Es gelte, das religiöse und kulturelle Brauchtum von Überbauten, Mächten und Zwängen zu befreien, die den biblischen Werten von Gerechtigkeit, Freiheit, Ehrlichkeit und Solidarität nicht entsprächen, forderte er in einem Brief, aus dem die italienische Zeitschrift "Maria con te" (Mittwoch vorab) zitiert. Ausdrücklich stellte er sich hinter eine Initiative, "die Figur der Madonna vom Einfluss mafiöser Organisationen zu befreien".

Der Papst bezieht sich auf eine neue Arbeitsgruppe der Internationalen Marianischen Päpstlichen Akademie, in der Vertreter von Kirche und Polizei sowie weitere Experten Strategien gegen die Cosa Nostra, 'Ndrangheta, Camorra und Sacra Corona entwickeln wollen. Unter anderem soll es darum gehen, Ehrenbezeigungen bei religiösen Prozessionen durch das "Verneigen" von Marienstatuen vor den Häusern der Clan-Chefs zu unterbinden.

Franziskus hat schon mehrmals mit Kritik an der Mafia für Aufsehen gesorgt: So warf er Mafiosi bei einem Sizilienaufenthalt vor, nicht als Christen zu leben, sondern Gott zu lästern: "Ändert euch, Brüder und Schwestern! Bekehrt euch zum wahren Gott. Sonst werdet ihr euer eigenes Leben verlieren und eure schlimmste Niederlage erleiden", so der Pontifex. Er ernannte zudem einen in der Verfolgung von Mafiosi profilierten Staatsanwalt zum Präsidenten des Gerichtshofs des Vatikanstaates. (cph/KNA)