Lukaschenko warnt Kirchen vor Parteinahme für Demokratiebewegung
Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hat die kirchliche Unterstützung für die Demokratiebewegung in dem Land kritisiert und Sanktionen angedroht. "Mich erstaunt der Standpunkt unserer Konfessionen", sagte er am Samstag bei einer Rede in Grodno laut Präsidenten-Webseite. Geistliche sollten nicht für Oppositionelle das Wort ergreifen. Der Staat werde dem "nicht mit Gleichgültigkeit" gegenüberstehen, so Lukaschenko. Die Betreffenden sollten sich schämen. Politik sei in Kirchen fehl am Platz. In ihnen sollten die Menschen beten, so wie es immer gewesen sei.
Glaubensgemeinschaften rufen zu Gewaltverzicht und nationalem Dialog auf
Besonders die katholische Kirche hatte sich zuletzt hinter die Menschen gestellt, die gegen eine Fälschung der Präsidentenwahl zugunsten von Lukaschenko und gegen Polizeigewalt demonstrierten. Alle Glaubensgemeinschaften riefen zu Gewaltverzicht und einem nationalen Dialog auf. Die Mehrheit der 9,5 Millionen Belarussen sind orthodoxe Christen; etwa 15 Prozent sind katholisch.
Der katholische Minsker Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz kritisierte am Freitag bei einem Gespräch mit Innenminister Juri Karajew brutale Übergriffe der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten. Die katholische Kirche verteidige immer die Schwachen und spreche für jene, denen die Stimme genommen worden sei, betonte er. Daher könne die zweitgrößte Konfession in Belarus nicht ignorieren, was jetzt die Zivilgesellschaft des Landes erleben müsse.
Massenproteste seit umstrittener Präsidentschaftswahl
Der Erzbischof und Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz von Belarus hatte am Dienstag an den Minister appelliert, ihn persönlich zu empfangen, und die sofortige Freilassung der verhafteten Anhänger der belarussischen Demokratiebewegung gefordert. Laut dem Innenminister wurden gegen 46 Bürger Strafverfahren wegen Gewalt gegen Polizeibeamte eingeleitet. Die meisten von ihnen seien inzwischen freigelassen worden.
Bei den Massenprotesten nach der Präsidentenwahl vom 9. August waren mindestens zwei Demonstranten von Polizisten getötet und zahlreiche verletzt worden. Menschenrechtsaktivisten machen die Behörden für den Tod von mindestens vier Regierungskritikern verantwortlich. Die EU erkennt das offizielle Wahlergebnis, wonach Lukaschenko mit 80 Prozent der Stimmen gewann, nicht an. Die Wahl sei weder frei noch fair gewesen, erklärte sie. (KNA)