Vor den Regionalkonferenzen des Synodalen Wegs

Reformen gefordert: Bistum Essen zeigt Statements von Gläubigen

Veröffentlicht am 31.08.2020 um 16:22 Uhr – Lesedauer: 

Essen ‐ Vor dem nächsten Treffen des Synodalen Wegs kommt Input aus dem Bistum Essen: In persönlichen Video-Statements formulieren dort Engagierte ihre Forderungen an die Kirche – die sind zum Teil weitreichend. Etwa, wenn es um Homosexualität geht.

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Das Bistum Essen hat emotionale Statements seiner haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter zu bestehenden kirchlichen Strukturen und Reformforderungen veröffentlicht. Als Mitglieder diözesaner Projektgruppen äußern sie sich in "sehr klaren und oft persönlichen Statements" zu den Themen "Sexuelle Identitäten und Sexualmoral", "Selbstverständnis des Weiheamts", "Macht, Partizipation und Gewaltenteilung" sowie "Geschlechtergerechtigkeit", teilte das Bistum am Montag mit. Die Videos sind auf der Homepage und dem Youtube-Kanal der Diözese einsehbar.

So fordert etwa ein homosexueller Beschäftigter, dass seine Ehe anerkannt wird, eine Gemeindeleiterin möchte taufen und eine feministische Jugendpflegerin mahnt mehr Geschlechtergerechtigkeit an. Neben Kritik formulieren die Teilnehmer auch Vorschläge für die Zukunft: Die kirchliche Sexualmoral solle zu einer Beziehungsethik mit dem Schwerpunkt auf die gegenseitige Liebe weiterentwickelt werden, es solle Transparenz und externe Kontrolle in der Kirche geben und anstatt nach dem Geschlecht eines Individuums nach dessen Berufung gefragt werden. "Ich frage mich, wozu wir das Weihesakrament brauchen und für wen", sagt Diakon Winfried Rottenecker aus Bochum und betont: "Gottesdienste sind nicht für mich da, sondern sie dienen dazu, die groß zu machen, die sonst von allen klein gemacht werden." Hochschulseelsorger Stefan Wiesel ergänzt, er wünsche sich eine lernende Kirche, die nicht versuche, "Antworten auf Fragen zu geben, die niemand gestellt hat".

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Die vier Projektgruppen im Bistum Essen sind im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der sogenannten MHG-Studie zu Kindesmissbrauch in kirchlichen Einrichtungen entstanden. Neben dem Engagement in der Weltkirche und dem Synodalen Weg der Kirche in Deutschland will das Bistum mit diesen Gruppen konkret vor Ort Konsequenzen aus der Studie ziehen.

Am Freitag treffen sich die Mitglieder des Reformprozesses Synodaler Weg zu fünf Regionenkonferenzen an unterschiedlichen Orten in Deutschland. Dort sollen Zwischenergebnisse der Foren zu Frauen in der Kirche sowie Sexualität und Partnerschaft vorgestellt werden. Die besondere Form der regionalen Treffen war durch die Bedingungen der Corona-Pandemie entstanden. (cph)