Mehr "heiliger Zorn" der deutschen Bischöfe bei Auseinandersetzung mit Rom nötig

Stadtdekan zu Eltz: Vatikan-Papier "mit großer Klarheit" widersprechen

Veröffentlicht am 04.09.2020 um 09:46 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt ‐ Aufgabe der deutschen Bischöfe sei es, dass "ohne Umschweife klar gemacht wird, wie sehr das Papier an unseren Verhältnissen, Bedürfnissen und Erfordernissen vorbei produziert ist", sagt Frankfurts Stadtdekan Johannes zu Eltz zur Vatikan-Instruktion.

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Frankfurts Stadtdekan Johannes zu Eltz rät dazu, dass Vatikan-Papier zu Pfarreien-Reformen nicht als irrelevant abzutun. "Es ist zwar der nächstliegende Schritt, zu sagen: Das lassen wir links liegen, darüber setzen wir uns einfach hinweg", sagte zu Eltz am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dies wäre aber kurzsichtig. Er reagierte damit auf eine Aussage des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, der zu Gelassenheit im Umgang mit der Instruktion riet und sagte, solche Texte solle man "nicht allzu ernst nehmen".

Eltz betonte, man solle "die Rechnung mit dem Wirt" machen. "Der Papst muss sich die Schreiben zurechnen lassen, die aus seinen Kongregationen kommen. Deshalb muss in der Form höflich, in der Sache aber mit starken Argumenten und mit großer Klarheit widersprochen werden", sagte zu Eltz (62), der zu den reformorientierten Kräften der deutschen Kirche zählt.

Die Instruktion der Kleruskongregation war am 20. Juli veröffentlicht worden. Das Schreiben setzt klare Grenzen für Reformen bei der Zusammenlegung von Pfarreien. Bestrebungen, die Leitung von Pfarreien beispielsweise Teams aus Priestern und kirchlich engagierten Laien anzuvertrauen, widerspricht die Instruktion. Laien können demnach zwar mitwirken an der Gemeindeleitung, doch tatsächlich leiten, verwalten, moderieren und koordinieren dürfen nur Priester.

Auseinandersetzung müsse primär durch Bischöfe geführt werden

Zu Eltz sagte, die Auseinandersetzung um den richtigen Weg müsse vor allem von den Bischöfen geführt werden, weil sie für ihre Bistümer Gesetzgebungskompetenz hätten. Die sei gefragt, wo die Instruktion gegen partikularrechtliche Bestimmungen in Deutschland Front mache: "Wenn man die Instruktion als Fehdehandschuh betrachten will, müssen die Bischöfe ihn aufnehmen, nicht die Pfarrer oder die Pfarrgemeinderäte."

Das müsse nicht nur öffentlich geschehen, so der Stadtdekan: "Hier wünsche ich mir mehr Mut, mehr Deutlichkeit, auch mehr heiligen Zorn in den internen Auseinandersetzungen mit der Kongregation und mit dem Papst selber. Dass ohne Umschweife klar gemacht wird, wie sehr das Papier an unseren Verhältnissen, Bedürfnissen und Erfordernissen vorbei produziert ist."

as umstrittene Vatikan-Papier zu Pfarreienreformen wird laut dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Limburgs Bischof Georg Bätzing, auch Diskussionsthema bei den fünf Regionenkonferenzen des Synodalen Wegs sein. "Diese Instruktion kann höchstens der Anfang eines Gespräches sein und nicht das Ergebnis von Beratungen in Rom hinter verschlossenen Türen", sagte der DBK-Vorsitzende am Donnerstag in Berlin. Mit Treffen in Berlin, Dortmund, Frankfurt, Ludwigshafen und München setzt der Synodale Weg zur Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland an diesem Freitag seine Arbeit fort. Wegen der Pandemie wurde die eigentlich Anfang September vorgesehene Synodalversammlung um rund ein halbes Jahr verschoben. (tmg/KNA)