Katholikinnen kritisieren Kirche – Bischof Fürst zeigt Verständnis
Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) in der Diözese Rottenburg-Stuttgart und Katholikinnen der Gruppe "Maria 2.0" aus Baden werfen ihrer Kirche Reformunfähigkeit und den Ausschluss von Frauen vor. Es stelle sich die Frage, "ob uns die Kirche eigentlich noch dabei haben möchte, ob wir Teil dieser Institution sein wollen oder wie und wo wir in dieser Kirche unseren Glauben leben können", sagte die Freiburger "Maria 2.0"-Sprecherin Gabriele Schmidhuber am Donnerstag in Freiburg.
Die KDFB bezeichnete jüngste Vatikan-Vorschriften als Affront. Damit werde deutlich, dass "die Institution keine Veränderung will". Die Frage von Geschlechtergerechtigkeit sei "der Seismograf für die Zukunftsfähigkeit der Kirche". Für viele Katholikinnen sei nun der Moment gekommen, sich unabhängiger von der Amtskirche zu machen und eigene Wege zu gehen und beispielsweise eigene gottesdienstliche Feiern zu organisieren.
Dies ist in den kommenden Tagen nach KDFB-Angaben etwa in Friedrichshafen, Wendlingen, Ostfildern und Stuttgart-Hohenheim geplant. Auch in Freiburg rufen Katholikinnen am Sonntag zu einer eigenen "Mahl- und Gebetsfeier" auf dem Münsterplatz auf - parallel zu der an diesem Tag im Münster stattfindenden Weihe von drei Männern zu katholischen Priestern.
Fürst: Habe Verständnis für die "berechtigten Anliegen"
Der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst sagte auf Anfrage, er habe Verständnis für die "berechtigten Anliegen" der Initiatorinnen der Aktionswoche und könne nachvollziehen, wenn sie sich verletzt fühlten. "Ich plädiere aber auch dafür, das Thema der Mitverantwortung nicht auf die Frage der Weiheämter zu reduzieren." Fürst betonte, in der Diözese Rottenburg-Stuttgart seien Frauen aufgerufen, mitzugestalten und Leitungsverantwortung zu übernehmen. Vom aktuellen Dialogprozess erhoffe er sich, "dass wir am Ende einige gute Schritte nach vorne machen".
Die Freiburger Gruppe von "Maria 2.0" betonte dagegen, die Entwicklungen der vergangenen Monate, beispielsweise der Verlauf der Dialoggespräche des Synodalen Wegs oder das Vatikanschreiben zu Seelsorge und Leitungsverantwortung von Priestern, zeigten, "dass es keinen ernsthaften Reformwillen gibt". Die Gruppe betonte, Teil der Kirche sein zu wollen, "aber nur, wenn auch nicht geweihte Frauen und Männer Entscheidungsbefugnisse bekommen und eine geschwisterliche Kirche mitgestalten können".
Die Frauenbewegung "Maria 2.0" hatte kürzlich mit einem Offenen Brief mit scharfer Kritik an der vatikanischen Kleruskongregation für Aufsehen gesorgt. "Uns ist bewusst, dass er harsch geschrieben ist. Wir halten ihn aber doch für einen Brief, der nicht verletzend sein will", sagte Monika Humpert, Mitverfasserin und Sprecherin für "Maria 2.0" in Frankfurt, katholisch.de. "Er soll ein aufrüttelnder Brief sein und zeigen, wie dramatisch die Lage ist und dass tiefgreifende Veränderungen nottun", so Humpert. Der Brief richtet sich an den Präfekten der Kleruskongregation, Kardinal Beniamino Stella, und beklagt unter anderem eine "nicht nachvollziehbare und mit dem Evangelium nicht in Einklang zu bringende Tradition eines absolutistischen Machtverständnisses". (tmg/KNA)