Pius-Bischof Fellay: Unser Kampf richtet sich "gegen die Hölle"
In der Schweiz ist der Leichnam des 1991 verstorbenen Gründers der traditionalistischen Piusbruderschaft, Erzbischof Marcel Lefebvre, bei einer feierlichen Zeremonie umgebettet worden. An der Feier am Donnerstag in der Kirche von Econe im Kanton Wallis nahmen laut dem Nachrichtenportal kath.ch rund hundert Priester der von Rom nicht anerkannten Bewegung, etwa 90 Seminaristen sowie hunderte Gläubige aus der Schweiz, Frankreich und Italien teil. Die Zeremonie in der Kirche und der Krypta, Lefebvres neuer Ruhestätte, wurde wegen des Andrangs auf den Vorplatz übertragen. Maskenpflicht habe nicht bestanden, so das Portal.
Die Predigt beim Pontifikalamt hielt der ehemalige Generalobere, Bischof Bernard Fellay, auf Französisch. Fellay sagte, Lefebvre (1905-1991) habe seinerzeit "heroischen Mut" bewiesen. Zugleich verwies er auf das Gründungsjubiläum der "Priesterbruderschaft St. Pius X.", die der Erzbischof vor 50 Jahren ins Leben gerufen hatte.
Besondere Spitze gegen den Vatikan?
Die Bruderschaft sei eine vorwärtsgerichtete Kirche, so Fellay, die vor allem auf dem Geist der Priesterlichkeit baue. "In der Kirche hat es Kämpfe immer gegeben und wird es auch geben, nachdem wir unseren Kampf ausgefochten haben werden." Dieser Kampf richte sich "gegen die Hölle", rief Fellay aus. Beobachter werteten dies als besondere Spitze gegen den Vatikan.
Zunächst kirchlich anerkannt, trat in den Jahren nach Gründung der Piusbruderschaft 1970 der Kurs des "Seminars des wahren Glaubens" in Econe gegen wesentliche Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) offen zu Tage. Streitpunkte waren und sind vor allem Liturgie, Religionsfreiheit und Ökumene. Lefebvre wurde 1988 unter Papst Johannes Paul II. (1979-2005) wegen unerlaubter Bischofsweihen exkommuniziert. Sein Leichnam war bisher in einem Grabraum im Untergeschoss des Seminargebäudes in Econe bestattet.
Papst Benedikt XVI. (2005-2013) ließ 2007 die "Alte Messe" wieder allgemein zu und erfüllte damit eine Bedingung der Bruderschaft für die Aufnahme offizieller Gespräche mit dem Vatikan. 2009 hob er als weitere Versöhnungsgeste die Exkommunikation der Bischöfe der Piusbruderschaft auf. Damit haben diese die Rechte katholischer Laien; die Ausübung kirchlicher Ämter bleibt ihnen aber untersagt. In der Folge gab es im Vatikan mehrere Gesprächsrunden. 2011 legte der Vatikan der Leitung der Piusbrüder eine "Lehrmäßige Erklärung" zur Unterzeichnung vor, von der eine Wiedereingliederung in die katholische Kirche abhängt. Ab 2012 kam der Prozess ins Stocken. (tmg/KNA)