Bericht: Becciu will Zeitschrift verklagen – "Ehre beschädigt"
Der unter dem Verdacht der Unterschlagung stehende Ex-Präfekt Kardinal Giovanni Angelo Becciu sieht durch die Berichterstattung über seinen Fall seine "Ehre beschädigt". Becciu wolle die Zeitschrift "L'Espresso" verklagen, berichteten italienische Medien am Dienstag. Der in der vergangenen Woche zurückgetretene Leiter des Heiligsprechungskongregation habe seinen Anwalt angewiesen, "seine Ehre zu schützen, die durch die Verbreitung falscher Informationen schwer beschädigt wurde".
"L‘Espresso" hatte nach dem Amtsverzicht Beccius am Donnerstag einen investigativen Artikel mit dem Titel "Das System Becciu kommt immer mehr ans Licht: So finanzierte er Lobbys und Seilschaften" veröffentlicht, der nach Meinung von Journalisten in direktem Zusammenhang mit dem Rücktritt des Kardinals stehen könnte. Demnach habe der Papst mit seiner Rücktrittsaufforderung an Becciu der Veröffentlichung des Textes zuvorkommen wollen.
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Derweil berichtet die "Financial Times", dass das vatikanische Staatssekretariat unter Federführung Beccius in weitere Luxusimmobilien in London investiert hat. Bislang war lediglich die Beteiligung des Vatikan an einem Gebäude in der Sloane Avenue in der britischen Hauptstadt in Höhe von 350 Millionen Pfund bekannt gewesen. Recherchen der Zeitung hätten jedoch ergeben, dass weitere 100 Millionen Pfund in Appartements in einer der beliebtesten Londoner Wohngegenden investiert wurden. Diese Zusammenhänge würden keine Straftaten darstellen, aber die "finanziellen Aktivitäten des Staatssekretariats weiter beleuchten".
Der aus Sardinien stammende ehemalige Vatikandiplomat Becciu wurde von Papst Benedikt XVI. 2011 als Substitut des Staatssekretariates an die Kurie geholt. Auf diesem Posten galt er als einer der einflussreichsten Männer im Vatikan. 2018 ernannte ihn Papst Franziskus zum Präfekten der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, im selben Jahr erhob er ihn zum Kardinal. Becciu galt als Vertrauter von Franziskus und wirkte in dessen Auftrag als Sonderbeauftragter für den Souveränen Malteserorden mit dem Auftrag, den Orden aus seiner Führungskrise zu führen.
Am Donnerstag war Becciu von allen Ämtern inklusive der aus dem Kardinalat erwachsenden Rechte zurückgetreten. Sein Rücktritt steht in Zusammenhang mit den seit 2019 laufenden Ermittlungen der vatikanischen Staatsanwaltschaft aufgrund von Investitionen von Kirchenmitteln in das Londoner Luxusimmobilienprojekt in den Jahren 2014 und 2018, die dem Vatikan hohe Verluste eingebracht haben sollen. (rom)