Päpstliches Jahrbuch listet Becciu weiter als Kardinal
Giovanni Angelo Becciu (72), entlassener Leiter der vatikanischen Heiligsprechungskongregation, ist weiter Mitglied des Kardinalskollegiums. Wie aus den am Samstag veröffentlichten Aktualisierungen des Päpstlichen Jahrbuchs hervorgeht, firmiert Becciu nicht mehr als Präfekt der Behörde für Selig- und Heiligsprechungen; unter den Personalveränderungen im Kardinalskollegium wird er hingegen nicht erwähnt.
Becciu, von 2011 bis 2018 Substitut des vatikanischen Staatssekretariats und damit an einer personalpolitisch und wirtschaftlich einflussreichen Position, war vor einer Woche von seinem Amt als Heiligsprechungspräfekt zurückgetreten. Zugleich verzichtete er auf seine Rechte als Kardinal. Als mögliche Hintergründe ist von Beccius Rolle bei spekulativen Finanzgeschäften oder dem Vorwurf der Begünstigung von Familienangehörigen die Rede. Der Kardinal bestreitet ein Fehlverhalten.
Ähnlich wie beim schottischen Kardinal Keith O'Brien
Mit der Veröffentlichung bestätigt der Vatikan, was Beobachter bereits aus den Formulierungen der ersten Meldung des vatikanischen Pressesaales geschlossen haben. Darin war zwar von einem Rücktritt von den Rechten eines Kardinals die Rede, Becciu wurde jedoch weiterhin als "seine Eminenz, der Kardinal" bezeichnet. Damit ähnelt der Fall dem des schottischen Kardinals Keith O'Brien, bei dem in gleicher Weise vorgegangen wurde. In der Meldung über den angenommenen Rücktritt des mittlerweile aus dem Klerikerstand entlassenen Kardinals Theodore McCarrick dagegen wurde ausdrücklich vermerkt, dass es sich um ein Ausscheiden aus dem Kardinalskollegium handelte.
Franziskus hatte Becciu erst 2018 an die Spitze der Heiligsprechungsbehörde berufen und zum Kardinal kreiert. Der Sarde galt als machtbewusst. Unter anderem ging er mit dem damaligen vatikanischen Wirtschaftschef Kardinal George Pell offen in einen Konflikt um Kompetenzen bei der Vermögenskontrolle. (fxn/KNA)