Franziskus räumt weiter auf
Der Papst habe sich von seinem Botschafter in den USA – Vigano – über die aktuelle Situation im Land informieren lassen, teilte der Vatikan ohne weitere Angaben mit. Wegen seiner Abberufung von seinem Amt als Vize-Gouverneur des Vatikanstaates und seiner Versetzung nach Washington schrieb Vigano Beschwerdebriefe an Benedikt XVI. und an Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Er habe in der Regierung des Zwergstaates mit Missständen aufzuräumen versucht, sei gegen eine undurchsichtige Vergabepraxis bei Aufträgen vorgegangen und deswegen in die USA versetzt worden, hieß es dort. Anfang 2012 erschienen diese Schreiben als Faksimile in italienischen Medien.
Für den damaligen päpstlichen Kammerdiener Paolo Gabriele war der "Fall Vigano" nach eigener Aussage der unmittelbare Auslöser für seine Diebstähle von vertraulichen Dokumenten. Gabriele war im Zuge von Vatileaks im Mai 2012 verhaftet und später verurteilt worden . Er hatte die Dokumente aus dem Papst-Appartement entwendet und an den TV-Journalisten Gianluigi Nuzzi weitergegeben.
Vatikanbank legt erstmals Geschäftsbericht vor
Die Papstaudienz für Vigano gehört zwar in die Reihe der Gespräche, die Papst Franziskus in diesen Tagen nacheinander mit seinen Botschaftern führt. Am gleichen Tag empfing der Papst auch den Nuntius in Neuseeland, den deutschen Vatikandiplomaten Martin Krebs. Aber dass der Papst sich über die Missstände im Vatikanstaat informiert und ihnen entgegenzuwirken versucht, zeigen auch die Reformen bei der Vatikanbank. Drei Monate nach seinem Amtsantritt im März setzte Franziskus zu diesem Zweck eine Kommission aus ranghohen Kurienmitarbeitern und einer Harvard-Professorin mit weitreichenden Kompetenzen ein. Mit diesem Vorhaben entspreche er dem Wunsch etlicher Kardinäle und Bischöfe und setze den Kurs seines Vorgängers Benedikt XVI. fort, so der Papst damals.
Anfang Oktober kam dann die Revolution: Das "Istituto per le Opere di Religione" – also die Vatikanbank – legte erstmals in seiner rund 70-jährigen Geschichte einen detaillierten Geschäftsbericht vor. Das Institut, das immer wieder wegen angeblicher schwarzer Konten und Geldwäsche in die Schlagzeilen geriet und sich gegenüber der Öffentlichkeit hermetisch abschottete, wird somit zum Vorreiter der Transparenz.
Zeitung: Vatikanbank IOR kündigt 1.300 Konten
Am Mittwoch billigte der Kardinalsrat für den Vatikanstaat schärfere Anti-Geldwäsche-Vorschriften . Am Donnerstag folgte laut italienischen Zeitungsberichten der nächste Schritt: Die Vatikanbank soll nach Informationen des Mailänder "Corriere della Sera" Inhaber von 1.300 Konten zu deren Kündigung aufgefordert haben. Dem Bericht zufolge befinden sich darauf insgesamt mehr als 320 Millionen Euro. Ein Großteil der Konten werde wegen verdächtiger finanzieller Transaktionen gegenwärtig von der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde AIF geprüft.
In einigen anderen Fällen handele es sich um Personen oder Einrichtungen, die nach den im Sommer verschärften Bestimmungen kein Konto mehr beim "Institut für die religiösen Werke" führen dürften, so die Zeitung. Das IOR hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass es sich zur Kündigung von Konten grundsätzlich nicht äußere. Die Überprüfung der Konten sei jedoch "voll im Plan".
Seit Mitte Mai durchleuchten zwei Dutzend Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Promontory die mehr als 20.000 Konten des IOR. Bis Ende Juli wurden 2.000 als besonders riskant eingestufte Bankverbindungen kontrolliert. Insgesamt sind bislang mehr als 4.000 Konten überprüft worden. Der inzwischen (noch von Benedikt XVI.) begnadigte ehemalige Kammerdiener Gabriele wird sich über solche Nachrichten wohl freuen: Er nannte als Motiv für seinen Diebstahl, er habe die Kirche durch einen "Schock" wieder auf den rechten Weg bringen wollen.
Von Agathe Lukassek (mit Material von KNA)