Standpunkt

In der Kirche braucht es die Mutigen!

Veröffentlicht am 15.10.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Immer mehr Geistliche, auch Bischöfe, wehren sich gegen Ansichten der kirchlichen Moral, die sie nicht teilen, beobachtet Pater Max Cappabianca. Die Meinung der Gläubigen sei da geteilt – doch es brauche gerade diesen Mut.

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In den vergangenen Tagen haben einige Geistliche ganz schön Aufsehen erregt. Eine flammende Predigt des Limburger Domkapitulars Christof May ging viral. Zu oft verhalte sich die Kirche wie ein Türsteher und schließe Wiederverheiratete Geschiedene aus, verweigere homosexuellen Paaren den Segen und schwulen Priesteramtsanwärtern – und Frauen sowieso – die Priesterweihe, so der Geistliche, der selber für die Priesterausbildung in seinem Bistum verantwortlich ist.

Der Tübinger Hochschulpfarrer Wolfgang Metz machte auf Facebook seiner Wut in Sachen kirchlicher Sexualmoral Luft: "Ich bin es so leid, mir im Beichtstuhl private Dinge aus dem Bereich der Sexualität anzuhören … und ich mir allzu oft dabei denke, nein, davon überzeugt bin, dass Gott nichts Falsches daran sieht." Und all dies nur weil "wir (die Kirche) ihnen diesen Mist eingetrichtert haben, dass Sex vor der Ehe, Masturbation oder alles außer Heterosexualität böse ist."

Sogar Bischöfe äußern sich neuerdings positiv zur Segnung homosexueller Paare: Marx, Bode und zuletzt Timmerevers!

Wer hätte sich vor zwanzig Jahren getraut, so etwas öffentlich zu sagen? So gut wie keiner! Man hätte auch mit ernsten Sanktionen rechnen müssen. In einigen deutschen Bistümern ist das bis heute so, und derzeit kommt Rom wahrscheinlich gar nicht mehr nach, alle Äußerungen "liberaler" deutscher Bischöfe disziplinarisch zu ahnden.

Es ist, als sei ein Damm gebrochen. Immer mehr Geistliche – die ja für die Kirche als Institution stehen – sind nicht mehr bereit, stillschweigend eine kirchliche Moral mitzutragen, die sie innerlich nicht teilen.

Viele Gläubige, ob im geistlichen Amt oder Laien, verunsichert dieser "Wind of change" und sehen die katholische Glaubenswahrheit in Gefahr. Andere begrüßen, dass endlich die Wahrheit gesagt wird und die kirchliche Bigotterie ein Ende hat. Wie wird diese Zerreißprobe ausgehen? Sind die Mutigen von heute die Pioniere einer zukünftigen Gestalt von Kirche oder nur ihr Spaltpilz?

Ich bin dankbar für den Mut derjenigen, die zu sagen wagen, was eine schweigende Mehrheit ihrer Amtsbrüder denkt. Sie tun es im Vertrauen darauf, dass die katholische Wahrheit stärker ist als ihre kulturelle Gestalt vergangener Tage. Sie tun es um der Kirche und der Menschen willen!

Von Pater Max Cappabianca

Der Autor

Der Dominikaner Max Cappabianca ist Leiter der Katholischen Studierendengemeinde Hl. Edith Stein in Berlin.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.