Erzbischof Zollitsch und Papst Franziskus erörtern die Lage in Limburg

Keine übereilten Entscheidungen

Veröffentlicht am 17.10.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Bistum Limburg

Vatikanstadt ‐ Im Fall Tebartz-van Elst wird es keine übereilten Entscheidungen geben. Wie der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Erzbischof Robert Zollitsch, am Donnerstag in Rom mitteilte, werde die DBK-Kommission, die die Baukosten für das Diözesane Zentrum im Bistum Limburg unter die Lupe nehmen soll, am Freitag mit ihrer Arbeit beginnen. Zuvor war Zollitsch mit Papst Franziskus zusammengetroffen, um unter anderem über die Lage in der Diözese zu sprechen.

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"Ich bin zuversichtlich, dass alle Seiten an einer guten und baldigen Lösung interessiert sind, um die Lage im Bistum Limburg zu beruhigen und um einen Weg aus der schwierigen Situation zu finden", sagte Zollitsch mit Blick auf das Gespräch mit dem Papst. Weitere Angaben zu den Inhalten des "mitbrüderlichen Gesprächs" mit dem Pontifex macht Zollitsch nicht. Er hoffe allerdings, von seiner Seite einen Beitrag zu leisten, dass man diesen Weg im Bistum Limburg, "doch gemeinsam gehen" könne.

In dem Gespräch sei es aber auch um die Ergebnisse der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz gegangen, die Ende September in Fulda stattgefunden hatte.

Tebartz im Gespräch mit einem Jungen.
Bild: ©KNA

Bischof Tebartz-van Elst beim Limburger Kreuzfest in Königstein am 15.09.13.

Vatikan war offenbar früher informiert

Unterdessen werden Fragen zur Verantwortung für die Baukosten in Limburg über die Person Tebartz-van Elst hinaus laut. Grund dafür ist ein vertrauliches Sitzungsprotokoll, das der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt.

Demnach war der Vatikan über die Grundzüge des Bauprojekts offenbar schon früher im Bilde als bisher bekannt. Auch der Vermögensverwaltungsrat des Bischöflichen Stuhls wusste bereits im Sommer vor zwei Jahren, dass das Vorhaben Gesamtinvestitionen von mindestens 17 Millionen Euro umfasst.

Demzufolge wurde der vatikanische Botschafter in Deutschland schon vor Baubeginn im Jahr 2010 über die insgesamt zehn Einzelprojekte auf dem Domberg informiert. Nuntius Erzbischof Jean-Claude Perisset habe dieser Aufteilung ausdrücklich zugestimmt, hält ein Protokoll fest, das der Limburger Generalvikar Franz Kaspar über die Sitzung des Vermögensverwaltungsrates vom 28. August 2013 geschrieben hat.

Wie ausführlich und in welcher Form der Nuntius informiert wurde, geht aus dem Dokument allerdings nicht hervor. Perisset sei zu einem späteren Zeitpunkt selbst in Limburg vor Ort gewesen und habe die Aufteilung in Einzelprojekte nochmals bestätigt, schreibt Kaspar.

Eine Stellungnahme zu dem Vorgang war aus der Nuntiatur in Berlin bisher nicht zu erhalten. Rechtsgeschäfte in der katholischen Kirche, die mehr als fünf Millionen Euro Kosten verursachen, müssen vom Papst genehmigt werden. Mit der Anzeigepflicht will der Vatikan eine Überschuldung der Bistümer verhindern.

In mehreren Berichten war in den vergangenen Tagen gemutmaßt worden, der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst habe diese Anzeigepflicht durch die Aufteilung des Bauvorhabens in zehn Einzelprojekte umgangen und damit den Vatikan getäuscht.

Was wusste der Verwaltungsrat?

Aus dem nun bekanntgewordenen Protokoll, das nicht von den Mitgliedern des Verwaltungsrates, sondern ausschließlich vom Generalvikar unterzeichnet und vom Bischof zwei Tage später zustimmend unterschrieben worden ist, geht ebenso hervor, dass das Gremium spätestens Ende August 2013 über die gestiegenen Baukosten informiert war und dafür nach einer eingehenden Diskussion insgesamt 31,5 Millionen Euro einstimmig genehmigte.

Aufgenommen am 13.10.2013 während der ARD-Talksendung "Günther Jauch" zum Thema: "Protz-Bischof oder Armen-Papst - was will die Kirche wirklich?" im Studio des Berlin Gasometer.
Bild: ©dpa/Karlheinz Schindler

Jochen Riebel ist Mitglied des Vermögensverwaltungsrates des Bischöflichen Stuhls Limburg.

Wie einem weiteren, diesmal vom Vermögensverwaltungsrat gegengezeichneten Protokoll über eine Sitzung vom 1. Juli 2011 zu entnehmen ist, hat der Vermögensverwaltungsrat bereits vor zwei Jahren Gesamtinvestitionen in Höhe von 17 Millionen Euro für die Baumaßnahmen "festgestellt". Auch zu diesem Sachverhalt gab es zunächst keine Reaktionen aus dem Verwaltungsrat.

Dessen Mitglieder hatten angegeben, sie seien vom Bischof "hinter das Licht geführt" worden. Jochen Riebel, eines der Mitglieder des Rates, hatte darüber hinaus gesagt: "Ich kann es mir nur so erklären, dass der Bischof von Limburg entweder ein raffinierter Betrüger oder krank ist."

Ein Bistumssprecher hatte die Gesamtkosten nach Abschluss der Bauarbeiten im Sommer dieses Jahres öffentlich mit nicht mehr als 10 Millionen Euro beziffert und korrigierte diese Angaben erst vor acht Tagen.

Limburger Staatsanwaltschaft wartet ab

Unterdessen zieht sich die Entscheidung der Limburger Staatsanwaltschaft über ein Ermittlungsverfahren gegen Tebartz-van Elst hin. Zunächst sei dem Bischof Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben worden, sagte Behördensprecher Hans-Joachim Herrchen am Donnerstag.

Erst danach werde entschieden, ob das Verfahren wegen Untreueverdachts im Zusammenhang mit der enormen Kostensteigerung beim Bau des Diözesanen Zentrums aufgenommen werde oder nicht. Gegen Tebartz-van Elst waren mehrere Anzeigen eingegangen.

Das Gleiche gilt nach Angaben der Staatsanwaltschaft auch für den Vermögensverwaltungsrat, der für die Kontrolle der Finanzen des Bischöflichen Stuhls zuständig ist. Gegen ihn liegt eine anonyme Anzeige wegen Untreue und Betrugs vor.

Auch das Amtsgericht Hamburg hat noch nicht entschieden, ob es gegen den Bischof einen Strafbefehl wegen Falschaussage erlässt, den die Staatsanwaltschaft der Hansestadt in der vergangenen Woche beantragt hatte. (meu/KNA/dpa)

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