Ackermann: Brauchen in Deutschland bessere Kommunikation mit Rom
Bischof Stephan Ackermann hat sich für eine bessere Kommunikation zwischen der Kirche in Deutschland und dem Vatikan ausgesprochen. Die römische Kurie könne von sich "aus proaktiv die Möglichkeit zu einem themenbezogenen Austausch" anbieten, schlug der Trierer Oberhirte in einem Gastbeitrag in der November-Ausgabe der Zeitschrift "Herder Korrespondenz" vor. So könne es etwa verstärkt "kongregationenübegreifende" Gespräche geben, "wenn ohnehin mehrere römische Behörden in eine Sache involviert sind". Beim Dokument des Ökumenischen Arbeitskreises (ÖAK) "Gemeinsam am Tisch des Herrn", das vom Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Luis Ladaria, im September in einem Brief kritisiert wurde, sei dies der Fall gewesen, so Ackermann. Als Beispiel für einen gelungenen Dialog nannte er den Ad-Limina-Besuch der Schweizer Bischöfe im Jahr 2006, bei dem Papst Benedikt XVI. die Mitglieder der Bischofskonferenz gemeinsam mit den Leitern mehrerer Dikasterien empfangen hatte.
Zudem müsse die Kirche in Deutschland den Kontakt mit dem Vatikan stärker strukturieren, so Ackermann weiter. Abseits der regelmäßigen Ad-Limina-Besuche laufe "die Kommunikation mit Rom wesentlich über Einzelkontakte der Bischöfe mit dem Papst und den römischen Behörden". Diese würden sich durch Anliegen in den jeweiligen Diözesen oder "nach Mitgliedschaft in römischen Kongregationen oder päpstlichen Gremien" ergeben. Bei der von "spürbarer Nervosität und Gereiztheit" geprägten Beziehung zwischen dem Vatikan und der deutschen Kirche sei es "zu wenig", den Informationsfluss aus dem Vatikan "persönlich-informellen Kontakten und der öffentlichen Berichterstattung zu überlassen".
Auch Reform in Ackermanns Bistum durch Vatikan gestoppt
Große Hoffnungen für eine Verbesserung der Kommunikation zwischen dem Vatikan und der Kirche in Deutschland setzt Ackermann ferner auf die 2022 anstehende Bischofssynode zum Thema Synodalität. Bei der Bischofsversammlung "böte sich die Gelegenheit, das programmatisch Gesagte für die verschiedenen Ebenen und Orte kirchlichen Lebens und deren zu einander durchzubuchstabieren". In der jüngst veröffentlichten Enzyklika "Fratelli tutti" von Papst Franziskus spiele der gelingende Dialog eine zentrale Rolle.
Der Trierer Bischof macht beim Vatikan derzeit eine "gestiegene Bereitschaft" aus, "bei Themen, die aus römischer Sicht theologisch oder pastoral sensibel sind, dazwischenzugehen und Grenzen zu ziehen". Auch gebe es im Vatikan bei einigen Verantwortlichen Angst vor der Gründung einer deutschen Nationalkirche und den latenten Vorwurf, dass "Katholiken, die aus dem Stammland der Reformation kommen", nicht zu "hundert Prozent katholisch" seien. In Deutschland reagierten Bischöfe und Laien jedoch negativ auf die als Verbote empfundenen Einlassungen aus Rom, da man einen großen "Reformdruck" in der Kirche spüre. Ackermann befürchtet daher ein Wiederaufleben des sogenannten "antirömischen Affekts", von dem der Schweizer Priester und Intellektuelle Hans Urs von Balthasar vor Jahrzehnten gesprochen hatte. Diesem sei durch eine verbesserte Kommunikation zu begegnen.
Seit Beginn des Synodalen Wegs hätten sich die römischen Interventionen gehäuft, so Ackermann. Als Beispiele nannte er das Schreiben der Glaubenskongregation zur Handreichung zum Kommunionempfang von konfessionsverbindenden Ehepaaren (2018), den Brief von Papst Franziskus "An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" (2019) und die Pfarreien-Instruktion der Kleruskongregation (2020). Auch die geplante Pfarreien-Reform in Ackermanns Bistum Trier war im November 2019 durch eine Verfügung aus dem Vatikan zunächst gestoppt worden. (rom)