Sternberg zu Vatikan-Brief: Kardinal Stella schlägt die Tür nicht zu
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, ist vorsichtig optimistisch, dass es in der Debatte um die Pfarreien-Instruktion des Vatikan doch noch zu einem Gespräch von Laienvertretern mit der Kleruskongregation kommt. Zwar verweise der Präfekt der Kongregation, Kardinal Beniamino Stella, in seinem am Montag bekannt gewordenen Brief an die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) darauf, dass die Instruktion an die Verantwortlichen in den Bistümern gerichtet sei, sagte Sternberg am Montag dem Internetportal Kirche-und-Leben.de in Münster: "Der Kardinal schreibt aber auch, 'in dieser Phase' seien die Bischöfe die erforderlichen Gesprächspartner. Er schlägt also nicht die Tür zu", so Sternberg. Es könne somit durchaus noch das vom Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, angeregte Gespräch mit dem Präsidium des Synodalen Wegs geben.
Sternberg betonte, dass es aus seiner Sicht wichtig sei, "dass auch deutsche Laienvertreter an den Gesprächen im Vatikan beteiligt sind". Dort scheine es einen falschen Eindruck von der Kirche in Deutschland zu geben: "Wir sind keinesfalls Revoluzzer. Wir haben selbstverständlich nicht vor, etwa eine deutsche Nationalkirche zu gründen." Bischöfe und Laien setzten aber gemeinsam um, was die Bischöfe schon 2015 in ihrem Papier "Gemeinsam Kirche sein" formuliert hätten: "die gemeinsame Verantwortung von Bischöfen, Priestern, Diensten und Laien für die Kirche in Deutschland in Richtung auf eine synodale Kirche", so der ZdK-Präsident.
Kritik an "überholten kirchenrechtlichen Vorgaben" in der Instruktion
Gleichzeitig erklärte Sternberg, im Zweifel nicht auf dem Gespräch mit der Kongregation bestehen zu wollen: "Wichtiger als ein persönliches Auftreten ist, dass im Vatikan unsere inhaltlichen Punkte deutlich werden. Wir sind in Deutschland bei der Mitverantwortung von Laien in Gemeinden weiter, als es die Pfarrei-Instruktion beschreibt." Zudem sei es keineswegs so, dass die gesamte Instruktion in Deutschland abgelehnt werde. "Der erste, ganz von den Gedanken des Papstes geprägte Teil ist allgemein gelobt worden. Unsere Kritik bezieht sich vor allem auf den dritten Teil, der überholte kirchenrechtliche Vorgaben über die Laien als bloße Helfer des Klerus wiederholt und sie unangemessen anschärft", sagte der ZdK-Präsident.
Sternberg betonte weiter, die Instruktion werde sich an der Realität messen müssen: "Wie sollen deutsche Bischöfe Leitung nur an Priester vergeben? Dafür müssten wir erst einmal wieder genügend Priester haben." Die Bischöfe würden in einen Spagat gezwungen. Einerseits sollten sie Pfarreien haben, an deren Spitze Priester stünden. Andererseits halte es Kardinal Stella für "unglaublich", dass Großpfarreien gebildet würden, in denen die persönliche Begleitung zur bloßen Utopie werde. "Innerhalb unserer Pfarreien wird es immer Gemeinden und Gemeinschaften brauchen, wo das kirchliche Leben vor Ort stattfindet und wo Laien Verantwortung tragen. Das an vielen Orten bewährte Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen, Klerikern und Laien, Frauen und Männern darf durch vatikanische Instruktionen nicht aufs Spiel gesetzt werden", erklärte Sternberg.
Bätzing hält Gespräch weiter für "der Sache nach angemessen"
Die "Herder Korrespondenz" hatte am Montagvormittag aus dem Brief von Kardinal Stella an die Bischofskonferenz zitiert. Demnach sollen Laienvertreter nicht an der Aussprache mit den Spitzen der Bischofskonferenz über die Pfarreien-Instruktion teilnehmen. Stelle lehnte damit den Wunsch der DBK nach einer Teilnahme von ZdK-Vertretern ab. Der Sprecher der Bischöfe, Matthias Kopp, teilte daraufhin mit, dass der Brief mit "theologischen und kirchenrechtlichen Hinweisen zur Sendung der Pfarrgemeinden" in der Bischofskonferenz besprochen und auch in der Gemeinsamen Konferenz aus Vertretern von DBK und ZdK thematisiert werde. Auch nach dem Brief aus Rom erscheine Bischof Bätzing ein Gespräch unter Einbeziehung von Laienvertretern "der Sache nach angemessen". Der DBK-Vorsitzende werde den Termin eines derartigen Gesprächs mit der Kongregation besprechen.
Die Vatikan-Instruktion, in der es um den Zusammenschluss von Pfarreien und das Verhältnis von Priestern und Laien geht, war im August veröffentlicht worden und hatte vor allem in Deutschland für heftige Diskussionen gesorgt. Unter anderem wurde in dem Schreiben betont, dass Laien zwar an der Gemeindeleitung mitwirken können, tatsächlich leiten, verwalten, moderieren und koordinieren dürfen jedoch nur Priester. Bestrebungen, die Leitung von Gemeinden beispielsweise Teams aus Priestern und ehrenamtlich in Pfarreien Engagierten sowie anderen Mitarbeitern anzuvertrauen, widersprach die Instruktion direkt. Laien wurde zudem weiterhin die Predigt in Messfeiern untersagt. (stz)