Wird Neu-Kardinal Mauro Gambetti vor seiner Kreierung noch Bischof?
Der Ordenspriester und künftige Kardinal Mauro Gambetti empfängt in Zusammenhang mit seiner Kardinalserhebung voraussichtlich auch die Bischofsweihe. Das teilte der Minoritenorden auf Anfrage am Montag in Assisi mit. Gambetti leitet dort den Konvent der Franziskaner-Minoriten am Grab des heiligen Franziskus. Gambetti war am Sonntag von Papst Franziskus gemeinsam mit zwölf weiteren Kirchenmännern für eine Kardinalsernennung am 28. November nominiert worden. Der 55-jährige Pater wäre der einzige Nicht-Bischof im Kreis der Kardinäle, die einmal einen neuen Papst wählen.
Das Kirchenrecht sieht für Kardinäle, die bei ihrer Erhebung noch nicht Bischof sind, eine entsprechende Weihe vor. Allerdings sind Ausnahmen möglich. Als Bischof könnte Gambetti nicht wie bisher Aufgaben in seinem Orden wahrnehmen, weil der Bischofsrang mit internen Weisungsstrukturen kollidieren würde.
Der ab Dienstag 55 Jahre alte Norditaliener steht dem "Sacro Convento", dem ehrwürdigsten Kloster der franziskanischen Gemeinschaften an ihrem Gründungsort in Assisi, seit 2013 vor. Seine zweite Amtszeit als Kustode endet regulär im Februar. Nach Auskunft des Ordens gibt es bereits einen designierten Nachfolger, Marco Moroni, der seit September von Gambetti eingearbeitet wird.
Welche Funktion er im Vatikan übernehmen könnte, ist ungewiss
Gambetti stehe damit ohnehin für neue Aufgaben zur Verfügung, hieß es. Welche Funktion er im Vatikan übernehmen könnte, ist ungewiss. Ein Wechsel nach Rom wäre "für die Kirche ein Gewinn, für den Orden ein Verlust", sagte ein Sprecher. Der studierte Ingenieur hat nach Ordensauskünften ein besonderes Faible für ökologische Themen und trug mit einem Projekt für Mülltrennung dazu bei, dass die Stadt Assisi im Oktober einen Umweltpreis für nachhaltige Abfallwirtschaft erhielt. In seiner italienischen Heimatregion Emilia-Romagna engagierte er sich vor allem in der Jugend- und Berufungspastoral.
Papst Franziskus ist mit Assisi besonders verbunden; seit seinem Amtsantritt besuchte er die umbrische Kleinstadt vier Mal, zuletzt am 3. Oktober. Seine Enzykliken "Laudato si" zu Umweltfragen und "Fratelli tutti" über die Solidarität aller Menschen sind zentralen Gedanken seines Namenspatrons Franz von Assisi (1181/82-1226) gewidmet.
Unterdessen findet die Ernennung des Washingtoner Erzbischofs Wilton D. Gregory zum ersten schwarzen Kardinal in der US-Geschichte breite Zustimmung unter den Katholiken des Landes. Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Jose Gomez, sprach von einer "kraftvollen Botschaft der Hoffnung und der Integration an die Kirche in den Vereinigten Staaten". Als früherer Präsident der Bischofskonferenz habe der 72-jährige Gregory "großherzige und prinzipientreue Führung bewiesen". Seine Ernennung gebe Anlass, den schwarzen Katholiken zu ihrem Beitrag in der Kirche zu danken, erklärte Gomez.
Der Geschäftsführer von Pax Christi, Johnny Zokovitch, bezeichnete Gregorys Ernennung als "klare Botschaft" mitten in der Debatte um strukturellen Rassismus in den USA. Gregory hatte im Sommer den Auftritt von Präsident Donald Trump am Schrein von Johannes Paul II. einen Tag nach der gewaltsamen Räumung des Platzes vor dem Weißen Haus von friedlichen "Black Lives Matter"-Demonstranten als Missbrauch von Religion für politische Zwecke kritisiert.
"Obama der US-Kirche"
Auch US-Katholiken mit LGBTQ-Hintergrund zeigten sich erfreut über den Aufstieg des Erzbischofs in das Kardinalskollegium, das den nächsten Papst wählt. Es sei "ein klares Signal", sagte der Exekutivdirektor der katholischen LGBTQ-Vereinigung "New Ways Ministry", Francis DeBernardo. Erst vergangene Woche hatte der Papst in einem Dokumentarfilm erklärt, Homosexuelle hätten das Recht, in einer Familie zu leben. Unter Konservativen in der US-Kirche ist der designierte Kardinal dagegen wegen seiner Haltung zu Themen wie Abtreibung und Homosexualität umstritten.
Der Erzbischof selber erklärte in einer Stellungnahme am Sonntag nach seiner Nominierung als einer der 13 neuen Kardinäle, er sei dankbar, demnächst "mit dem Pontifex noch enger zusammenzuarbeiten. Der "Obama der US-Kirche" wechselte im Mai 2019 von Atlanta nach Washington, um die von dem Missbrauchsskandal erschütterte Erzdiözese zu erneuern. Der in Chicago geborene Afroamerikaner gilt als Mann der leisen Töne, der ebenso überzeugungsstark wie integrativ ist. 2001 wählten die US-Bischöfe ihn als ersten Schwarzen für vier Jahre zu ihrem Vorsitzenden. Im Kampf gegen sexualisierte Gewalt im Raum der Kirche zeigte er ein klares Profil.
Mit ungläubigem Staunen erfuhr der philippinische Erzbischof Jose Advincula von seiner Ernennung zum Kardinal. "Ich hatte zuvor nichts gehört, nicht mal Gerüchte", sagte der 68-Jährige laut dem Portal der philippinischen Bischofskonferenz (Montag). Seine Freude über die Ernennung habe sich in Grenzen gehalten, so der Erzbischof von Capiz auf der Insel Panay. "Meine erste Reaktion war die der Furcht vor der Verantwortung... Wenn es ein Gefühl der Freude gibt, dann ist es sehr klein, weil sich meine Gefühle auf die Verantwortung konzentrieren, die mir übertragen wird."
Advincula war von 2003 bis 2005 Vorsitzender der Bischofskommission für die philippinischen Ureinwohner sowie Mitglied verschiedener Kommissionen wie die für Frauen, Familie und Leben und für Geistliche Berufe. Neben Luis Antonio Tagle (63), Gaudencio Rosales (88) und Orlando Quevedo (81) wird Advincula aktuell der vierte Philippiner im Kardinalsrang sein. Wegen ihres Alters sind Rosales und Quevedo bei der nächsten Papstwahl aber nicht mehr stimmberechtigt.
Auch viele Katholiken auf den Philippinen zeigten sich über die Kardinalsernennung des eher unbekannten Kirchenrechtsexperten überrascht. Normalerweise stehe die Kardinalswürde dem Erzbischof von Manila zu, hieß es in örtlichen Medien. Der Bischofsstuhl der philippinischen Hauptstadt ist seit Tagles Wechsel in den Vatikan als Präfekt der Missionskongregation vakant. Unter den nominierten Kardinälen sind zwei aus Asien. Advinculas Diözese Capiz liegt auf Panay in der Inselgruppe der Visayas. Es ist mit 12.000 Quadratkilometern flächenmäßig die sechstgrößte und mit 4,4 Millionen Einwohnern bevölkerungsmäßig die viertgrößte Insel der Philippinen.
Ruandische Zeitung: Kardinalsernennung Folge von Diplomatie
Beobachter in Ruanda sehen in der Nominierung des ersten Kardinals des Landes, Erzbischof Antoine Kambanda von Kigali, eine Folge der Annäherung zwischen dem ostafrikanischen Land und dem Vatikan. "Während die Ernennung aus kirchlicher Perspektive betrachtet werden sollte, lässt sich nur schwer die Tatsache ignorieren, dass sie stattfindet, nachdem Kigali und der Heilige Stuhl große Schritte unternommen haben, um ihre Beziehung zu verbessern und die Schwierigkeiten der Vergangenheit zu begraben", heißt es in einer Kolumne der Zeitung "The New Times" (Dienstag).
Das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und Ruanda ist seit dem Völkermord von 1994 angespannt. Mehrere Priester sollen an der Ermordung von mehr als 800.000 Tutsis und moderaten Hutus beteiligt gewesen sein. Präsident Paul Kagame plädierte im Januar 2019 dafür, die Kirche nicht länger für Fehler einiger ihrer Vertreter zu verurteilen. Die Kooperation müsse einen Weg gehen, "der nicht auf der Vergangenheit gründet, sondern auf der Zukunft, die wir uns wünschen". Die "New Times" bezeichnete die Erhebung Kambandas zum Kardinal als "historisch" für die ostafrikanische Region. (tmg/KNA)