Bischöfe diskutierten mit Theologieprofessoren

Debatte über Standorte für theologische Fakultäten geht weiter

Veröffentlicht am 27.10.2020 um 11:31 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Während Bischof Michael Gerber eine Konzentration der Priesterausbildung in Deutschland für unumgänglich hält, warnt Dogmatiker Georg Essen: Die Bindung des Fakultätsstatus' an die Priesterausbildung sei nicht mehr zeitgemäß.

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Katholische Bischöfe und Theologieprofessoren diskutieren weiter über die Standorte für katholische Fakultäten an deutschen Hochschulen. Beim 58. "Limburger Gespräch" von Mitgliedern der Deutschen, Österreichischen und Schweizer Bischofskonferenz mit Vertretern der deutschsprachigen Theologie betonte der Fuldaer Bischof Michael Gerber, eine Konzentration der Priesterausbildung auf einige Standorte sei angesichts der rückläufigen Zahlen der Kandidaten unumgänglich.

"Die Priesterausbildung hat auf veränderte Rahmenbedingungen zu reagieren und muss so gestaltet werden, dass die Kandidaten auch künftig Erfahrungen machen können, die sie menschlich und spirituell reifen lassen", sagte Gerber nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) vom Dienstag. Im Juni hatte eine Arbeitsgruppe der Bischofskonferenz einschneidende Änderungen bei der Priesterausbildung vorgeschlagen. Im Kern geht es um eine Konzentrierung der Ausbildung auf wenige Standorte. Das Papier war auf teils heftige Kritik gestoßen.

Essen: Bindung des Fakultätsstatus' an Priesterausbildung nicht mehr zeitgemäß

Der Berliner Dogmatik-Professor Georg Essen erklärte, dass die Theologie über die Ausbildung von Priestern, pastoralen Mitarbeitern und Religionslehrkräften hinaus von vitaler Bedeutung für die Kirche sei. Der zentrale Ort der Selbstreflexion der Kirche seien Fakultäten, die "in staatlichen Hochschulen in Forschung und Lehre interdisziplinär fest verankert sind". Vor diesem Hintergrund sei die Bindung des Fakultätsstatus' an die Priesterausbildung nicht mehr zeitgemäß. In der Diskussion wurde laut Bischofskonferenz betont, dass die Katholisch-Theologischen Fakultäten ausdrücklich in die Debatte um die Zukunft der Priesterausbildung miteinbezogen werden sollten.

Am "Limburger Gespräch" als Videokonferenz nahmen neben der Vorsitzenden des Katholisch-Theologischen Fakultätentages, Johanna Rahner (Tübingen), 25 Professorinnen und Professoren teil. Von Seiten der Bischöfe waren der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, Gerber sowie der Vorsitzende der Glaubenskommission, Bischof Karl-Heinz Wiesemann (Speyer), und der stellvertretende Vorsitzende der Wissenschafts-Kommission, Weihbischof Christoph Hegge (Münster), vertreten. Aus den Nachbarländern nahmen der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner (Salzburg), und der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Felix Gmür (Basel), teil.

Mitte Oktober hatte das Bistum Fulda bereits Maßnahmen im Zuge der deutschlandweit angestrebten Veränderungen der Priesterausbildung angekündigt. Demnach sollen die Lehrangebote der Theologischen Fakultät, die zu einem akademischen Abschluss führen, künftig "vor allem" an ihrem zweiten Standort Marburg gebündelt werden. Bislang werden am Fakultätsstandort Fulda die Priesteramtskandidaten ausgebildet.

Das im Juni veröffentlichte Papier der DBK-Arbeitsgruppe zur Qualitätssicherung in der Priesterausbildung sieht unter anderem vor, die Phase vor dem Hauptstudium künftig nur noch in Freiburg und Bamberg stattfinden zu lassen, das eigentliche Hochschulstudium dann in München, Münster und Mainz. Für die abschließende Ausbildung im Pastoralkurs schlägt die Gruppe eine Zusammenarbeit von Paderborn mit Erfurt und Rottenburg-Stuttgart sowie einen bayerischen Standort vor. Mehrere Universitäten befürchten eine Schwächung ihrer theologischen Fakultäten und eine Aufteilung in Hochschulen erster und zweiter Klasse. Zudem wandten sich auch Bischöfe gegen das Papier. (tmg/KNA)